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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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gilt für dich, wir haben keine Zeit für diesen Scheiß, also halt dich von ihr fern.«
    Tian wollte etwas erwidern, aber León unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Was immer du jetzt sagen willst, interessiert mich nicht. Wenn ihr mir noch mal Schwierigkeiten macht, binde ich euch zusammen, dann habt ihr alle Zeit der Welt, eure Streitereien auszutragen. Obwohl… allzu viel Zeit wird es nicht sein.«
    Tian senkte den Kopf. Er schwieg.
    Hinter ihm stand Kathy auf und klopfte sich den Staub von ihren Klamotten. Als sie an Tian vorbeiging, warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu. León würdigte sie keines Blickes.
    Ich muss Kathy im Auge behalten, dachte er. So schnell gibt dieses Biest nicht auf.
    Gleichzeitig fragte León sich, warum er jetzt plötzlich den Babysitter für die anderen spielte. Er sollte allein weitergehen, sich einen Dreck um diese hilflosen Kinder scheren, aber irgendwie hatte er das Gefühl, es Jeb schuldig zu sein.
    Verdammt, ich bin ihm gar nichts schuldig, und wenn es noch einmal Ärger gibt, lasse ich sie alle zurück.
    Obwohl die Sonne nicht zu sehen war, hatte die glühende Hitze das Land im Griff. Leóns Kehle brannte vor Durst, aber als das wilde Kreischen ihrer Verfolger an sein Ohr drang, war ihm klar, dass für Trinkpausen keine Zeit blieb. Ruckartig wandte er sich Richtung Horizont und ging, ohne nach den anderen zu sehen, schnellen Schrittes auf den Schatten der Berge zu.

18.
    Jeb schritt zwischen den hohen Bäumen entlang und achtete darauf, dass er nicht über eine der zahlreichen Wurzeln stolperte, die über den Boden wuchsen. Hier, inmitten des Grüns, war es kühler, so viel kühler als auf der Ebene. Er atmete tief ein und es schien ihm, als trinke er die weiche Luft. Jenna gab neben seinem Ohr ein Geräusch der Freude von sich. Sie verlagerte ihr Gewicht auf die rechte Seite und Jeb schwankte kurz, bis er einen Ausgleich gefunden hatte. Dann fühlte er ihre Lippen an seiner Wange. Sie gab ihm einen sanften Kuss.
    »Wofür war der?«, fragte Jeb verlegen. Am liebsten hätte er seine Hand an die Stelle gelegt, an der sie ihn geküsst hatte, aber er riss sich zusammen.
    »Danke, dass du mich hierhergebracht hast. Wenn ich sterben muss, dann lieber hier als auf der Ebene.«
    »Niemand wird sterben, also hör auf damit.« Es klang härter, als es klingen sollte. »Sorry, ich…«
    »Ist schon gut, Jeb. Lass mich bitte runter.«
    Er blieb stehen und sie glitt von seinem Rücken. Sie machte drei Hopser auf einem Bein, dann ließ sie sich auf das weiche Moos sinken. Den Rucksack stellte sie neben sich. Jeb stand noch einen Moment da, das Hemd klebte ihm am Rücken. Er überlegte, ob sie erst noch tiefer in den Wald gehen sollten, aber sie konnten eine Rast gerade gut brauchen. Mit einem Schnaufer setzte er sich zu Jenna.
    Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Jenna: »Es ist so friedlich hier. Als wäre alles in Ordnung. Als gäbe es keine Tore und keine Albträume, die uns heimsuchen könnten. Dieser Wald ist wie ein Schutzwall, findest du nicht auch?«
    Jeb nickte. Ja, er fühlte es auch. Die hohen Bäume, der sanfte Wind, der über die Wipfel strich, das alles vermittelte ein Gefühl von Frieden und Sicherheit. Er lauschte dem Rauschen des Windes in den Bäumen. Es duftete nach Harz. Es war schön hier. Er nahm Jennas Duft wahr, der sich mit all den anderen Gerüchen vermischte, so als wäre sie eine Blume, die an diesem Ort blühte.
    »Hier könnte alles fast so sein wie vorher. Wie früher, weißt du?« Jenna drehte sich zu ihm und blickte ihm forschend in die Augen. »Sag mal, woran erinnerst du dich eigentlich?«
    Jeb dachte einen Moment nach. »Von dem Motorrad habe ich dir ja schon erzählt. Aber es gibt da noch was anderes. Es geht um meine Mutter. Ich sehe Bilder von ihr.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Sie ist krank, nein, richtig ist, sie liegt im Sterben. Ihr Gesicht ist eingefallen, die Augen liegen tief in den Höhlen, sie wirkt ausgezehrt von der Krankheit.«
    »Was hat sie?«
    »Krebs. Es geht zu Ende. Neben mir steht mein Vater, er riecht nach Schnaps, so wie immer. Es ist noch früh am Morgen, aber er ist schon wieder betrunken. Kein Tag ohne Rausch, anders erträgt er sein Versagen nicht. Er ist seit Jahren arbeitslos, säuft den ganzen Tag, meine Mutter hat uns bisher durchgebracht. Mich, meine kleine Schwester und den Drecksack, den sie vor zwanzig Jahren geheiratet hat. Geld war ständig knapp, aber sie hat es immer hinbekommen. Und nun liegt

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