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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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das Blatt mit Proviant vor ihnen. Trockenfleisch, Beeren, etwas, das aussah wie Käse. Es duftete nicht und sah auch nicht besonders schmackhaft aus, aber Jeb spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.
    »Können wir das essen?«, fragte Jenna.
    Einen Moment lang betrachtete er die Mahlzeit nachdenklich. Dann meinte er: »Ich glaube schon. Erst der Junge, der uns warnt, dann die alte Frau. Es gibt Menschen in diesem Wald, die uns helfen wollen.« Er lächelte Jenna an, die daraufhin erleichtert seufzte.
    »Ein Glück, ich hab vielleicht einen Hunger!«
    Die beiden machten sich über das Essen her. Das Fleisch war zäh und trocken, aber mit Kräutern gewürzt, die auf der Zunge ihren vollen Geschmack entfalteten. Sie tranken kleine Schlucke Wasser dazu, das machte es einfacher, das Fleisch zu kauen. Was Jeb anfangs für Käse gehalten hatte, war einfaches, ungesalzenes Brot. Die Kruste war knusprig, der Kern weich. Es schmeckte herrlich. Die Wildbeeren bildeten den Nachtisch.
    »Jetzt geht es mir schon viel besser«, meinte Jenna und lächelte. »Sieh mal, die Sonne kommt hervor.«
    Sie deutete zum Himmel zwischen den Baumwipfeln. Tatsächlich, die Wolken hatten sich verzogen und das Licht fiel funkelnd auf den Fluss.
    »Hier gefällt’s mir.«
    Jeb schaute sie betrübt an. »Wir müssen leider weiter.« Er prüfte den Sonnenstand. »Uns bleiben noch einige Stunden Tageslicht, das müssen wir ausnutzen.«
    »Dabei wäre es so schön hier, ich könnte ein paar sorgenfreie Minuten gebrauchen.«
    Jeb seufzte, was sollte er darauf schon antworten. »Trink noch mal ein bisschen Wasser, dann kann ich die Flaschen neu auffüllen.«
    Als sie zum Abmarsch bereit waren, nahm er Jenna wieder huckepack. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, als sei es das Natürlichste der Welt. Er genoss die Berührung für einen Moment, dann ging er los.
    Nach wenigen Schritten verließen sie das Flussufer und schritten tiefer in den Wald hinein.

21.
    Nachdem die Gefahr überstanden war, forderte die Anstrengung ihren Tribut. Nach einer weiteren Etappe lagen sie auf dem Rücken im Gras, die Jacken über das Gesicht ausgebreitet, damit die Sonne ihrer bereits verbrannten Haut nicht noch mehr zusetzte. Sie waren müde und hatten entsetzlichen Durst. Jetzt da die Sonne wieder hell am Himmel schien, mussten sie ihre Verfolger nicht mehr fürchten. Mischa hoffte, dass ihre Feinde im Feuer umgekommen waren, aber sicher sein konnten sie sich nicht. Auch wenn er schon eine geraume Weile keine Stimmen und keine Schreie mehr gehört hatte, war es möglich, dass sich der namenlose Feind noch irgendwo da draußen versteckte.
    Bei der Begegnung mit ihren Verfolgern hatten seine Augen dermaßen gebrannt, dass er gar nicht richtig hatte ausmachen können, wer sie angreifen wollte. Alles hatte geflimmert und für ihn waren es nur schattenhafte Gestalten gewesen. Und dennoch war die nackte, blanke Angst durch seinen Körper gejagt. In diesem kurzen Augenblick hatte er gefühlt, dass diese Gestalten, die ihm wie blutrünstige Männer vorgekommen waren, ihn unerbittlich jagen würden. Erst sein Tod würde sie zufriedenstellen. Für Mischa war spätestens zu diesem Zeitpunkt die Sache klar gewesen. Er hatte diesen Angriff heraufbeschworen. Der ganze Hass galt ihm. Der Überfall auf der Ebene nach seinem allerersten Aufwachen in dieser bizarren Welt, aus der es keinen Ausweg zu geben schien, sprach eine klare Sprache. Und nun verfolgten sie die ganze Gruppe. Er hatte die Jäger auf die Spur der anderen geführt, die nun seinetwegen Angst und Qualen ausstehen mussten. Nun verstand er auch, warum die Jäger nicht Jeb und Jenna verfolgten, die wesentlich leichtere Opfer darstellten. Nein, sie wollten ihn.
    Aber wer waren diese Typen? Warum hassten sie ihn so sehr?
    Diese Fragen plagten ihn, aber er fand keine Antwort. Auf keinen Fall aber würde er diese Entdeckung den anderen mitteilen. Sie würden ihn augenblicklich ausschließen, wenn nicht sogar töten. León kannte keine Gnade, so viel wusste er inzwischen.
    Mischa blickte über das Land. Die Ebene, die sie hinter sich zurückgelassen hatten, war vollkommen zerstört. Statt dem sich im Wind wiegenden Gras lag dort nur noch eine dünne Ascheschicht, die der Wind davontrug. Die Flammen waren, nachdem der Wind gedreht hatte, ohne neue Nahrung geblieben und schnell erloschen.
    Er hob seine Jacke auf. Neben ihm lag Kathy. Ihr gesamter Körper war von Ruß und Asche verschmiert, aber selbst jetzt war ihre Schönheit

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