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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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oder tot! Was macht das schon?«, fragte Mischa resigniert zurück.
    Jeb fiel keine aufmunternde Antwort darauf ein und blieb stehen, um auf die anderen zu warten.
    León kam heran. Danach Jenna und Mary. »Lasst uns eine Pause einlegen. Etwas essen und trinken«, sagte der Tätowierte. Die Feuchtigkeit ließ die Linien und Muster in seinem Gesicht glänzen und Jeb fragte sich zum wiederholten Mal, was Leóns Tätowierungen erzählten. Niemand konnte sie verstehen, nicht mal León selbst? Es war ein Rätsel, dessen Lösung nicht einmal annähernd in Reichweite lag.
    Jeb blickte auf Jenna und Mary, sie wirkten müde und machten beide einen verlorenen Eindruck. »Okay. Lasst uns Unterschlupf in einem der Häuser suchen und etwas ausruhen.«
    Die Türen der nächsten Häuser waren alle verbarrikadiert oder abgesperrt. Mary schimpfte leise. Sie fror, konnte kaum noch das Zittern in ihren Armen und Beinen unterdrücken und war unendlich erschöpft.
    Vor ihnen tauchte ein kleiner, merkwürdig geformter Hügel auf. Von Schnee bedeckt wie alles andere, wirkte er dennoch seltsam gleichmäßig und rund. Mary beobachtete, wie Jeb hinüberging und den Hügel absuchte, bevor er mit der Hand ein Loch in den Schnee grub und hineinschaute.
    »Das ist ein Auto«, rief er den anderen überrascht zu. Mary stutzte.
    Ein Auto! Ja, sie war schon mit einem Auto gefahren, viele Male. In eine Schule voller Mädchen, die alle so gekleidet waren wie sie. Dunkelblaue Jacke, weiße Bluse, dunkelblau karierter Rock, weiße Strümpfe und glänzende schwarze Schuhe. Alle sahen sie gleich aus, nur dass sich unter ihrer Kleidung ein Körper verbarg, für den sie sich schämte.
    Jeb hatte noch mehr Schnee zur Seite geschaufelt und versuchte nun, die Tür des Autos zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Die Fahrzeugtür war entweder verschlossen oder – viel wahrscheinlicher – zugefroren. Trotzdem lächelte er.
    »Ist das nicht toll?«, fragte er die anderen. »Ich habe das Gefühl, wir kommen unserem bisherigen Leben ein Stück näher. Alles hier, die Häuser, die Straße, die Schriftzüge überall und nun das Auto, das wirkt so vertraut. Ich bin sogar schon mal Auto gefahren, ich erinnere mich genau.«
    Sein aufgeregter Atem quoll in kleinen Wolken aus seinem Mund.
    »Toll«, meinte Mischa und in Marys Ohren klang es fürchterlich ironisch. »Ein Auto. Kenne ich auch und was bringt uns das jetzt?«
    »Darum geht es nicht. Diese Umgebung ist der Welt, aus der wir kommen, ähnlich. Das bedeutet, wir nähern uns einem Ziel. Unserem wahren Leben.«
    »Aber die nächste Welt kann schon wieder ganz anders aussehen«, beharrte Mischa düster.
    Mary sah, wie die Zuversicht aus Jebs Gesicht verschwand. Mischa hatte recht und alle wussten es. Jenna schaute betreten zu Boden, León stand abseits, nestelte an seinem Rucksack herum.
    Ach Mischa, Jeb wollte uns doch nur ein kleines Stückchen Hoffnung geben. Er wollte glauben, dass es vorangeht.
    »Wahrscheinlich stimmt das«, meinte Jeb düster. Er blickte noch einmal zu dem eingeschneiten Auto hinüber.
    »Jeb, sorry, aber…«, fing Mischa an. Doch Jeb hatte sich bereits abgewandt und ging weiter die Straße entlang.
    Gratulation, Mischa. Der Einzige, der uns Kraft und Zuversicht geben konnte, ist nun ebenso frustriert wie alle anderen.
    »Er fängt sich schon wieder«, murmelte Jenna neben ihr.
    Mary seufzte und wischte mit dem Ärmel über ihre laufende Nase. »Glaubst du?«
    »Ich bin mir sicher. Jeb ist…« Jenna verstummte.
    »Wenn Jeb nämlich aufgibt, sieht es schlecht für uns aus. Ohne ihn sind wir verloren.«
    »Im Augenblick ist er frustriert, aber bald wird sein Kampfgeist wieder erwachen.« Jenna legte Mary eine Hand auf die Schulter. »Er wird nicht aufgeben. Nicht Jeb.«

41.
    Endlich hatten sie Glück. Sie zogen sich in ein Geschäft zurück, dessen leer geräumte Regale nicht einmal mehr andeuteten, was hier verkauft worden war. Vom Fußboden bis zur hohen Decke, von vorn bis hinten standen Metallregale, deren Sinn ihnen verborgen blieb. Alles war mit Asche bedeckt. Ein muffiger Geruch lag in der Luft.
    Jeb ging voran. Ihm gefiel es hier nicht. Etwas Düsteres ging von den rußverschmierten Wänden aus.
    »Gruselig«, meinte Jenna neben ihm.
    »Wir bleiben ja nicht lang.« Sein Blick wanderte durch die Fensterfront nach draußen. Unablässig fiel der graue Schnee, den der Wind wieder aufwirbelte und mit sich weitertrug.
    León deutete auf einen Tisch, der in einer Ecke des Raumes stand und

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