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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beugte sich vor. »Und?«
    »Die Spanier wollten mich nicht aufnehmen. Ein Fischer aus dem Hafen der Stadt hat mich auf die andere Seite gebracht, nach Rose; von dort bin ich nach Venedig gereist und nun zurückgekommen.«
    »Ihr sagt, Karim Abbas hat all das getan oder veranlaßt, nur um Euch zu einem späteren Zeitpunkt zu töten?«
    »So ist es, Herr.«
    »Unwürdig. Und ... vollkommen unzulässig.« Er klatschte in die Hände. Als ein Diener erschien, befahl er ihm, Karim Abbas herbeizuschaffen – jedenfalls nehme ich dies an; verstehen konnte ich es nicht.
    Wir schwiegen eine Weile; dann sprachen wir über die Wechselfälle des Krieges und den Fortgang der Belagerung, die binnen weniger Stunden enden würde, wie er sagte; dann schwiegen wir wieder. Bis Karim Abbas ins Zelt trat.
    Etwas mehr als eine gehobene Augenbraue hatte ich durchaus erwartet. Dann sagte ich mir, daß der Diener meinen Namen aufgeschnappt und weitergegeben haben mußte. Karim neigte den Kopf vor Selim Effendi; die Neigung des Haupts entsprach ungefähr der Hebung der Braue – als Bekundung von Achtung oder gar Unterordnung war sie bestenfalls symbolisch.
    Selim Effendi forderte ihn mit keiner Gebärde und offenbar auch nicht mit Worten auf, sich niederzulassen. Es gab einen schnellen Austausch auf türkisch; Selim klang herb, Karim gelassen. Das Gespräch zwischen den beiden dauerte nicht lang. Dann wandte Selim sich wieder an mich; er sprach Italienisch.
    »Es scheint sich ein wenig anders zu verhalten«, sagte er. »Karim verweist auf eine Sache der Ehre und der Familie, in die ich mich nicht einzumischen habe.«
    Ich glaubte, in Karims Miene ein wenig Hohn zu sehen. »Er hat die hohe Kunst des Lügens gemeistert«, sagte ich. »Und Ihr, Effendi, habt natürlich keine Möglichkeit, seine und meine Fassung zu überprüfen.«
    »So ist es. Was sollen wir Eurer Meinung nach nun tun?«
    Draußen schien sich der Wind zu drehen; das Grollen der Kanonen wurde lauter, und ich bildete mir ein, im Zelt den scharfen Ruch von Schießpulver wahrzunehmen. Ich dachte an andere Geschütze zu anderen Zeiten und daran, was ich hätte tun müssen, um einen europäischen Feldhauptmann von der Ehrbarkeit meiner Absichten zu überzeugen.
    »Bittet ihn, ein Weilchen vor dem Zelt zu warten«, sagte ich. »Es gibt da noch etwas, wovon ich bisher nicht gesprochen habe.«
    Selim Effendi schien einen Moment zu zögern; dann sagte er etwas zu Karim Abbas und bewegte die Hand, als wolle er ihn fortwedeln. Diesmal war Karims Blick anders – Feuer, Schwert und Haß statt erhabenen Hohns. Er ging wortlos hinaus.
    »Was habt Ihr mir zu sagen?«
    »Dies. Zweifellos habt Ihr Kassem ben Abdullah gekannt, der sich nun im Paradies der Gläubigen an Allahs Gunst erfreut.«
    Selim Effendi neigte den Kopf. »Er war einer der Großen unter uns, und sein Tod hinterläßt eine schmerzliche Lücke.«
    »Kassem hat mir das Leben gerettet und mich gelehrt, mit Waffen und Worten umzugehen. Er war mein Vater, wenn auch nicht im Blut«, sagte ich.
    Selim wirkte einen Moment verblüfft; dann nickte er und sagte: »Fahrt fort. Ich lausche.«
    »Kassem hat mich aber auch gelehrt, daß edle Metalle den edelsten Worten mehr Gewicht verleihen können, und daß daran nichts zu tadeln ist.«
    Selim hob einen Mundwinkel. »Was wollt Ihr?«
    »Nur dies. Die Zusicherung, daß Ihr als Fürst, dessen Ehre über jeden Zweifel so erhaben ist, daß schon der bloße Gedanke, es könnte anders sein, eine tödliche Beleidigung wäre ...«
    »Die Ihr gewiß zu meiden versteht.« Er lächelte kurz.
    »Daß Ihr, Selim Effendi, als ehrenhafter Fürst und Freund des Sultans, dem Allah noch viele Jahre des Glücks geben möge, darauf achten wollt, daß Karim Abbas alle Vereinbarungen, die wir in Eurem Beisein treffen werden, getreulich einhält.«
    »Warum nicht? Wenn Ihr Euren wohlgesetzten Worten mehr Gewicht verleihen mögt ...«
    »Ein Wechsel auf eine venezianische Bank«, sagte ich.
    »Das wäre eine Möglichkeit. Ich nehme an, Ihr reist nicht mit großen Schätzen durch gefährliche Gebiete.«
    »Fürwahr; ich ziehe es vor, nur das bei mir zu tragen, was nötig ist, um die Tage nicht allzu finster werden zu lassen und die Nächte gelegentlich zu erhellen.«
    »So sollte ein kluger Mann verfahren.«
    »Fünfhundert Zechinen«, sagte ich.
    Selim Effendi runzelte die Stirn. »Ihr wollt mich zweifellos nicht absichtlich beleidigen.«
    »Nichts läge mir ferner. Aber vielleicht könnt Ihr mir helfen, indem

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