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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ihr mich wissen laßt, durch welche Art von Geschenk ich mich als Eurer Gunst würdig erweisen könnte.«
    Selim lächelte, etwas länger als zuvor. »Fünftausend«, sagte er.
    »Herr, ich hatte nicht die Absicht, eine Karawane schöner Frauen zu erwerben. Siebenhundert?«
    Wir feilschten eine Weile. Schließlich bat ich um Schreibzeug und stellte ihm eine Zahlungsanweisung über zweitausendfünfhundert Zechinen aus. Er nahm sie, hob sie an die Stirn, faltete sie, steckte sie ein und klatschte in die Hände. »Karim!« rief er.
    Als Karim Abbas wieder vor uns stand, sagte Selim auf italienisch: »Setz dich; es ziemt sich, Geschäfte in Ruhe und Gelassenheit zu erörtern.«
    Karim blickte ihn an, dann mich, dann wieder ihn; er ließ sich auf ein Kissen sinken und sagte: »Ich lausche in gespannter Erwartung, Herr.«
    Selim nickte mir zu. »Sprecht.«
    »Ich habe«, sagte ich langsam und überdeutlich, »Selim Effendi, den ruhmreichen Hüter der Rechtschaffenheit, darum gebeten, über die Einhaltung von Absprachen zu wachen. Er war so gütig, mir diese Bitte zu gewähren.«
    Karim preßte einen Moment die Lippen zusammen.
    »Wir werden eine Zeit und einen Ort festsetzen, an dem wir unsere Angelegenheiten bereinigen. Einer, dem Selim Effendi vertraut, wird dann bei uns sein und dafür sorgen, daß alles in der geziemenden Ordnung verläuft.«
    »Bis dahin« – Selim räusperte sich – »wird die Gemahlin als Geisel des Sultans, den Allah behüten möge, behandelt. Gut behandelt, Karim. Sie wird dich und meinen Vertreter an den Ort begleiten, der noch zu bestimmen ist. Wenn ihr eure Angelegenheit bereinigt habt, und ganz gleich, wie das Ergebnis aussehen mag, ist sie frei und kann heimreisen.«
    Karim Abbas schwieg. Er schien auf etwas zu kauen; vielleicht knirschte er auch unhörbar mit den Zähnen. Schließlich sagte er mit flacher, mühsam beherrschter Stimme: »So sei es. Wo und wann?«
    »Sobald wie möglich«, sagte ich. »An einem Ort, von dem aus Laura schnell heimkehren kann. Oder jedenfalls schnell in Sicherheit gelangen kann.«
    »Was schlägst du vor?« sagte Selim; er wirkte beinahe erheitert.
    »Orebic«, sagte ich. »Von dort kann sie mit einem Boot binnen einer Stunde im venezianischen Korcula sein.«
    Karim und Selim wechselten Blicke. Karim rümpfte die Nase; Selim drehte die Handflächen nach oben.
    »Nichts spricht dagegen. Nicht wahr, Karim?«
    »Ja, Herr.«
    Nie, glaube ich, habe ich ein Ja gehört, das so deutlich ein Nein war. »In einem Monat?« sagte ich.
    »Zu früh.« Selim rieb sich die Nase; dann zählte er etwas an seinen Fingern ab. »Die Festung Herceg Novi fällt, heute oder morgen. Danach ist hier Ordnung zu schaffen. Das Heer muß versorgt und jede Einheit heimgeführt werden. Dazu benötigen wir alle guten Männer. Sagen wir, in sechs Monaten?«
    »Zu lang für eine schmachtende Gefangene, Herr«, sagte ich. »Zwei Monate?«
    »Fünf. Nach christlicher Rechnung ist heute der sechste August, nicht wahr? Sagen wir, irgendwann in den ersten zehn Tagen eures neuen Jahres?«
    Zu spät, dachte ich. Noch fünf Monate. Zu spät, viel zu lang für Laura, für die Kinder, für alles. Ich versuchte, die Spanne zu verkürzen. Selim blieb zunächst hart, ließ sich aber schließlich auf die Zeit zwischen dem ersten und dem zehnten November festlegen. Karim Abbas sagte kein einziges Wort. Als er diesmal das Zelt verließ, warf er mir nicht einmal einen Blick zu. Oder sollte ich sagen: Er verzichtete darauf, mir einen Blick ins Gesicht zu werfen?
    »Sagt mir noch eins, Selim Effendi«, sagte ich, als er mich aus dem Zelt geleitete und einen Fähnrich anwies, mich zurück zum vorläufigen Lager der Schiffbrüchigen zu bringen.
    »Was wollt Ihr wissen?«
    »Wie kommt es, daß Ihr mir und meiner Zahlungsanweisung vertraut? Und wenn Ihr mir vertraut, warum glaubt Ihr dann trotzdem den Lügen von Karim Abbas?«
    »Das sind zwei Fragen.« Er nahm meinen Arm und zog mich zurück in den Zelteingang; der Fähnrich blieb draußen stehen. Leise sagte Selim: »Karim ist wichtig; ob er lügt oder nicht. Es hat keine Bedeutung. Ich kann ihn zu gewissen Dingen zwingen, aber nicht zu allem. Ich brauche ihn noch.«
    »Ich hatte es befürchtet. Und was die Zahlungsanweisung angeht?«
    Er lachte und schob mich wieder ins Freie; dabei sagte er: »Katona und Bellini werden für Euch bürgen.«

SECHSUNDZWANZIG
Der Untergang des Regiments
    B ekim und ich gehörten zu den letzten, die am nächsten Vormittag über die

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