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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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abgestellt, zu Vorträgen vor Schulklassen zum Beispiel, oder zur Betreuung von Schauspielern am Filmset.
    »Da schicken wir unsere Geheimwaffe Hài hin«, sagten die Vorgesetzten, wenn es wieder mal darum ging, die Polizei in ein gutes Licht zu rücken. Zu Recht. Ich sah im Vergleich zu meinen Kollegen überdurchschnittlich gut aus, sprach mehrere Sprachen und hatte mit dem Klischee eines Bullen so viel gemein wie der Bulle mit einem Menschen. In den Augen meiner Vorgesetzten repräsentierte ich die Polizei vorzüglich. Außerdem hatten die wenigsten Lust, sich mit aufgedrehten Schauspielerinnen oder pubertierenden Schülern herumzuschlagen. Mir machte es Spaß, denn es war eine willkommene Abwechslung zum Polizeialltag.
    Außerdem fielen dabei auch hin und wieder ein paar Geschlechtspartnerinnen ab. Die anfängliche Leidenschaft wurde bald zur Sucht, bei der es nur noch darum ging, möglichst schnell möglichst viele Eroberungen zu machen. Die Affären wurden zu meinem zwanghaften Hobby. Nach wenigen Nächten, manchmal auch nur einer, zog ich weiter und hinterließ enttäuschte Gesichter und gebrochene Herzen.
    »Du bist bindungsresistent«, warf mir eine meiner Liebhaberinnen vor. Eine andere behauptete, ich sei beziehungsunfähig und würde die Frauen nur für meine Sexsucht benutzen – ein Begriff, der mich zuerst amüsierte, dann beunruhigte. Auch Drogen spielten in dieser Zeit eine Rolle. Wenn man im Drogendezernat arbeitet, ist der Zugang zu diversen Rauschmitteln nicht schwer. Ich konsumierte regelmäßig Kokain und betrank mich manchmal bis zur Besinnungslosigkeit. Irgendwie schien ich mein Leben in eine Sackgasse manövriert zu haben.
    Ich war froh, dass nach vier Jahren im Drogendezernat und einigen nicht unwesentlichen Erfolgen plötzlich eine neue Herausforderung auf mich wartete. Der Leiter des Morddezernats wurde auf mich aufmerksam und ließ mich wissen, dass er mich gerne in seinem Team hätte. Und es war nicht nur eine Herausforderung, es war auch die Chance, beruflich und privat, eingefahrene Mechanismen und Gewohnheiten zu überdenken. Die Sackgasse offenbarte sich als Überholspur. Ich nahm die Versetzung in die Mordkommission an, kokste kaum noch und schien die Sache mit dem Sex ebenfalls in den Griff zu bekommen. Kleeberg wurde mein Vorgesetzter. Die neuen Kollegen schienen niveauvoller, die Fälle interessanter, das Arbeitsklima entspannter. Die ersten Wochen liefen bestens, und ich war überzeugt, alles richtig gemacht zu haben.
    Dann ging es plötzlich bergab.

ICH
    Natürlich ist es nicht erlaubt. Natürlich darf niemand es wissen. Aber in meinem Metier ist die Grenzüberschreitung vorprogrammiert. Das Verbotene die Normalität. Um etwas herauszufinden, muss ich manchmal den ausgewiesenen Pfad verlassen, um über Umwege und Seitenstraßen ans Ziel zu gelangen, abseits der Hauptverkehrsadern.
    Mit der von Kleeberg ausgestellten Plastikkarte, die mich als Mitarbeiter der Kriminalpolizei ausweist, ist die Tür schnell zu öffnen. Auch das Siegel der Kollegen hindert mich nicht daran, in die Wohnung einzudringen. Sicher, ich hätte Kleeberg um Erlaubnis bitten können. Er hätte mir den Zutritt garantiert nicht verwehrt. Doch meine Methode bewegt sich im Geheimen, auch Kleeberg gegenüber. Er weiß nicht, dass ich hier bin. Er weiß nicht, wie ich vorgehe.
    »Ist mir egal«, hat er gesagt. »Hauptsache, Sie liefern Ergebnisse, und das schnell. Wir haben mittlerweile zwei Tote, und wenn meine Erfahrung mich nicht täuscht, werden weitere folgen. Es sei denn, wir machen den oder die Täter vorher unschädlich.«
    Es ist eine typische Singlewohnung. Ein Raum, Küche, Bad mit Klo, kleiner Flur. Ostzuschnitt. Es ist eine Wohnung, in der die Spurensicherung bereits ihre Spuren hinterlassen hat. Schubladen stehen offen, ebenso die Tür des Kleiderschranks. Es ist auch eine typische Buchhändler-Wohnung. Überall liegen und stehen Bücher herum, sogar im Flur und in der Küche. Mir ist unverständlich, wie man sich auch noch zu Hause mit Büchern abgeben kann, wenn man schon beruflich den ganzen Tag damit zu tun hat.
    An allen Wänden stehen Regale. Neben dem Schreibtisch hängen ein paar Postkarten und zwei Fotos an einer Pinnwand. Es sind nur Frauen darauf zu sehen. Lesbisch, vermute ich, und setze mich auf das Bett, über dem eine Tagesdecke mit afrikanischem Muster ausgebreitet ist. Im Bücherregal vor mir kann ich die Titel auf den Buchrücken lesen. Die Anatomie der Kraft – Wege des Herzens ,

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