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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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mich sehen sie alle gleich aus.
    »Es waren schon mal mehr. Sie bewegen sich gerne in großen Gruppen. In freier Natur sind es bis zu einhundert Tiere. Das ist ungewöhnlich für Raubtiere. Die Hyänen sind ohnehin ungewöhnlich.« Die Tierpflegerin scheint einen großen Mitteilungsdrang zu haben. Kein Wunder , denke ich, wenn sie den ganzen Tag nur mit Tieren zusammen ist. Sie holt ein Päckchen Tabak aus einer ihrer Taschen und dreht sich mit ihren großen Händen eine Zigarette.
    »Sie haben ein interessantes Sozialsystem. Die weiblichen Tiere sind absolut dominant. Es kommt öfters zur Geschwisterrivalität.«
    »Nicht gerade Kuscheltiere, was?«, sage ich und betrachte sie näher. Zuerst die Hyänen, dann die Tierpflegerin. Die Frau ist pummelig und hat ein schönes Gesicht. Unter ihrer Latzhose und dem T-Shirt vermute ich große, feste Brüste. Sie zündet sich die Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug. Die Lippen haben etwas Sinnliches.
    »Stimmt«, sagt sie. »Hyänen sind keine Sympathieträger. Sie sind Außenseiter, gelten als feige, hinterhältig und sind als gemeine Aasfresser verschrien. Alles Quatsch.« Sie tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, als müsste sie die Tiere verteidigen. Mit allem, was sie hat. »Ihre Brutpflege zum Beispiel ist die energetisch aufwendigste unter allen Raubtieren. Und sie sind geschickte Jäger.«
    Sie spricht von den Hyänen wie von Freunden. Ich stelle sie mir nackt vor und merke, wie ich Gefallen an ihr finde. In meiner derzeitigen labilen psychischen Verfassung gefällt mir fast jede Frau, die ich mir nackt vorstellen kann.
    »Sie erlegen vor allem Gnus, Zebras und Gazellen«, sagt die Tierpflegerin voller Begeisterung. »Sie gelten als die ökologisch wichtigsten Beutegreifer der afrikanischen Savannen.« Wenn sie raucht, sieht ihr Gesicht noch sinnlicher aus, fast eine Spur lasziv. Ich wäre gerne der Rauch in ihrem Mund.
    »Manchmal muss auch ein Mensch dran glauben.«
    Ich erschrecke über ihren Zynismus. Offenbar war sie einfach zu lange mit ihren Hyänen zusammen.
    »Manchmal kommt es sogar vor, dass sie hier im Tierpark einen verspeisen.« Sie lächelt hinterhältig. Sie hat kleine, nicht ganz weiße Zähne. Ihr schönes Gesicht glänzt jetzt vom Schweiß.
    »Sie glauben mir nicht, was?« Mein Schweigen scheint sie zu provozieren.
    »Doch, doch«, sage ich und würde sie jetzt am liebsten anfassen, ihre verschwitzten Brüste unter dem T-Shirt berühren. »Ich dachte immer, Hyänen jagen nicht, sondern fressen nur Aas.«
    »Irrtum. Wenn sie Hunger haben, kann es schon mal sein, dass sie auch lebende Tiere reißen. In Namibia und Malawi haben Tüpfelhyänen vor nicht allzu langer Zeit mal sechs Menschen getötet. Darunter ein fünfjähriges Kind. In Malawi ist noch heute der Glaube verbreitet, dass man sich mittels Hexerei in eine Hyäne verwandeln kann, um so seine Feinde in Angst zu versetzen oder gar zu töten.« Sie lächelt und wirkt dabei seltsam entrückt.
    »Es ist noch gar nicht lange her, da vergingen sich die Hyänen hier im Tierpark an einer jungen, hübschen Frau. Sie muss sich über Nacht im Tierpark versteckt haben. Am nächsten Morgen lag sie tot im Hyänengehege. Oder das, was noch von ihr übrig war.« Der Blick der Tierpflegerin ist auf die Hyänen hinter dem Gitter gerichtet, der Glanz in ihren Augen unheimlich.
    »Wie wollen Sie wissen, dass sie jung und hübsch war«, frage ich, »wenn kaum was von ihr übrig blieb?«
    Sie scheint zu überlegen, sich womöglich auch zu wundern, über meine kritische Frage.
    »Sind Sie bei der Polizei?«
    Ich schüttle den Kopf. Sie wirkt erleichtert, lächelt wieder, jetzt weniger entrückt, führt die derben Hände erneut zum Mund und zieht an der Zigarette, wobei sie mich beobachtet.
    »Der Kommissar hat mir ein Foto von ihr gezeigt«, entgegnet sie. »Die Frau muss über das Gitter geklettert sein. Hier. Sie zeigt auf eine Stelle am Zaun nicht weit von uns entfernt. Ich sehe den Knauf einer Tür, der es leicht macht, über den Zaun zu gelangen.
    »Sie hat es offenbar darauf angelegt, von den Hyänen verspeist zu werden.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, frage ich.
    Sie nimmt einen letzten Zug von ihrer Zigarette und wirft die Kippe in die Schubkarre.
    »Sie hatte am ganzen Körper Schweineleberstücke angebracht.« Sie sagt es triumphierend, als würde es die Tiere entlasten.
    »Schweineleberstücke?«
    »Ja. In den Taschen, unter dem T-Shirt, in der Hose, im BH , überall. Sie wollte sichergehen.«

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