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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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ihm selbst.
    Auf den Taxifahrer gestützt, verlasse ich schwankend die Radaranlage. Draußen fängt es wolkenbruchartig an zu regnen. Eingehakt schleppt der Mann mich zu seinem Wagen und wuchtet mich auf den Beifahrersitz. Dabei kommt mir ein Gedanke, und ich taste panisch nach meinen Hosentaschen.
    »Verflucht!«
    »Was ist?«
    »Mein Geld.«
    »Weg?«
    »Weg.«
    Der Fahrer lacht. »Sei pleite, sei geyer, sei berlin.«
    »Sehr witzig.«
    Er startet den Wagen und fährt los, während ich mein Handy und die Chipkarte endlich in den Innentaschen meiner Jacke finde. Die Scheibenwischer arbeiten im Akkord.
    »Sie waren wegen dem Mord hier, stimmt’s?«
    Ich bin erstaunt. Der Mann klingt, als hätte er eine andere Schallplatte aufgelegt. Oder als würde er nun die B-Seite abspielen.
    »Ich sehe es Ihnen an.« Zur Verdeutlichung schaut er mich tatsächlich an und vernachlässigt dabei den Verkehr. »Ja, Sie sehen aus, als hätten Sie etwas mit dem grausigen Mordfall zu tun.« Er zeigt auf die Armatur, wo zusammengefaltet eine Berliner Boulevardzeitung liegt. Ich schüttle den Kopf, starre in den Regen. Ich habe nicht vor, mit dem Mann in eine Konversation zu treten.
    Er richtet den Blick wieder auf die Fahrbahn und fragt: »Polizei?«
    »Nee«, schmettere ich ihn ab und hoffe, dass ihm damit die Lust auf ein Gespräch vergeht.
    »Dachte ich mir. Sie sehen nicht aus wie ein Bulle.«
    »Wie sehe ich denn aus?«
    »Wie ein Vietnamese.«
    »Ich bin Vietnamese.« Es klingt eine Spur zu trotzig, was mich sofort wieder ärgert.
    Er schüttelt den Kopf. »Dafür sprechen Sie viel zu gut Deutsch. So gut spricht kein Vietnamese.«
    Klugscheißer! »Du sprichst aber auch ganz gut, obwohl du nicht wie ein Deutscher aussiehst«, sage ich und werfe ihm einen verächtlichen Blick zu. Was ihn nicht zu beeindrucken scheint.
    »Ich bin Deutscher.« Er betont alle drei Worte.
    »Ah, ja.« Ich betone beide.
    Er lacht.
    »Mein Vater ist Afrikaner, Benin. Deshalb die Farbe.«
    »Mein Vater ist Vietnamese, Hanoi. Deshalb die Augen.«
    »Interessant!« Es hört sich ironisch an.
    »Ja!«
    Der Taxifahrer hupt mehrmals wie zur Bestätigung.
    »Sehr witzig!«

ICH
    Charles ist eigentlich Schauspieler. Abgänger der Ernst-Busch-Hochschule. »Als Schwarzer sind deine Chancen aber ziemlich beschränkt«, sagt er. »Schon mal ’nen schwarzen Romeo gesehen?«
    »Oder Woyzeck«, sage ich schadenfroh.
    »Eben.«
    »Karl, Franz, Schiller«, zähle ich auf, um ihn noch mehr zu demütigen, während Charles wissend nickt.
    »Othello«, sagt er.
    »Alibi-Neger«, sage ich.
    Wir lachen beide. Wir sitzen im Roses in der Oranienstraße in Kreuzberg, Charles’ Stammbar. Kitsch, Plüsch, schwul. Laut, schrill, bunt. Es ist heiß und vor allem rot. Es sieht aus wie eine überdimensionierte Glitzervagina, die einem Angst einjagen soll.
    »Hier.« Charles reicht mir den zusammengerollten Geldschein. Vor mir auf dem Tisch hat er eine weiße Linie geformt. Er zwinkert mir zu.
    »Na los, trau dich.«
    Ich lege den Geldschein an und ziehe zweimal kräftig, links, rechts. Meine Nase brennt, mein Hirn weitet sich. Es macht klick. In meinen Pupillen bewegen sich leuchtende Punkte wie Nadelstiche hin und her. Ich entspanne mich. Die Angst nimmt ab. Charles freut sich und bestellt einen weiteren Gin Tonic. Der wievielte ist das? überlege ich und komme nicht darauf. Ich muss mich auf jeden Fall seit ein paar Stunden in dieser Bar aufhalten, wobei ich immer mehr den Boden unter den Füßen zu verlieren drohe. Die Beule am Hinterkopf schmerzt nicht mehr. Dafür wird der Kopf immer matschiger.
    »Kennst du Kitty?«
    »Kennst du Sandra?«
    »Welche Sandra?«, frage ich.
    »Welche Kitty?«
    »Schauspielerin am DT «, sage ich. »Hat sich umgebracht. Vor zwei Jahren.«
    Charles denkt nach. Er guckt beschränkt, und seine Augen sind so rot wie die mit Samt bezogene Wand. Ich muss kichern und kann nicht mehr aufhören. Charles kichert mit, bis wir beide Tränen lachen. Als wir uns wieder beruhigt haben, frage ich: »Stefan Ehrenfeld?«
    »Wer kennt den nicht.«
    »Auch schon, bevor er tot war?«
    »In Theaterkreisen war Ehrenfeld gefürchtet«, sagt Charles. »Er schrieb unter verschiedenen Pseudonymen. Aber allen war klar, dass die richtig böswilligen Verrisse nur von ihm stammen können. Manche Theater haben ihn zur Persona non grata erklärt. Ich glaube, der Intendant vom Berliner Ensemble hat sich sogar mal in einem offenen Brief über ihn beschwert.«
    Charles hat einen

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