Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
nicht Wut. Nur noch ein bleiernes Vakuum.
Lumpige Leere.
Leere.
ICH
Ich habe den Geruch ihrer Muschi in der Nase. Im Kopf. Überall. Den Geschmack im Mund. Alles schmeckt und riecht nach ihr. Selbst wenn ich mir die Nase zuhalte, habe ich das Gefühl, ich rieche sie. Schließe ich die Augen, sehe ich ihren nackten Arsch, ihre Spalte, die Brüste. Mein Körper ist von ihr infiziert. Ich bin angefüllt von ihr und drohe ihr langsam und gänzlich zu verfallen.
Wenn ich nicht an Greta denke, denke ich an Doreen. An ihren Arsch, ihre Spalte, ihre Brüste. Wenn nicht an Greta und Doreen, dann an Lucy. Ich bin wieder da angekommen, wo ich schon einmal war. Ich bin völlig sexualisiert und stelle mir vor, es mit jeder halbwegs gut aussehenden Frau zu treiben. In der U-Bahn, in Bars, im Park, beim Kaufhof am Alex. Überall. Ich habe Schwierigkeiten, mich auf den Fall zu konzentrieren. Auf irgendetwas anderes als auf Greta. Oder Doreen. Lucy.
»Was ist los, Hài?«, fragt Kleeberg. »Sie sehen schlecht aus.«
»Das täuscht.« Ich merke, dass er mir nicht glaubt.
Wir treffen uns am Nachmittag an der Weltzeituhr am Alexanderplatz.
»Es hat sich ein Zeuge gemeldet«, sagt Kleeberg und scheint zuversichtlicher als sonst.
»Was für ein Zeuge?«
»Wir haben die Anwohner rund um die ehemalige Frauenklinik befragt. Einer der Mieter hat zur Tatzeit an seinem Fenster gegenüber der Klinik gestanden und eine Zigarette geraucht. Dabei hat er einen Mann aus dem Gebäude kommen sehen.« Kleeberg schaut, als wolle er für diese Information belobigt werden.
»Gibt es eine Beschreibung?«
»Na ja, so genau wollte er sich nicht festlegen. Eins achtzig groß, muskulös, zwischen dreißig und vierzig.« Kleeberg scheint zu merken, dass sein Hinweis nicht viel taugt.
»Kommen ja nicht so viele infrage, was?«, sage ich. »Wenn ich’s mir recht überlege, passt die Beschreibung auch auf mich.«
»Er hinkt«, sagt Kleeberg.
»Na, da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Wie heißt der Mann?«
»Wenn ich das wüsste, wäre der Fall gelöst.«
»Ich meine nicht den Mörder«, sage ich. »Ich meine den Zeugen.«
»Ackermann.«
Wenig später statte ich Herrn Ackermann in seiner Wohnung gegenüber der ehemaligen Frauenklinik einen Besuch ab. Er gibt sich mürrisch und versucht mich an der Tür abzuwimmeln.
»Ich habe schon alles gesagt.«
Ich stelle meinen Fuß in den Spalt.
»Dann sagen Sie es eben noch mal. Also, wie sah er aus?«
»Wer?«
»Der Mann, den Sie in der Tatnacht beim Verlassen der Frauenklinik beobachtet haben wollen.«
»Es war dunkel«, motzt Herr Ackermann, als wäre das eine Erklärung. »Fragen Sie Ihren Kollegen.«
»Aber dass er hinkte, das haben Sie gesehen, was?«
Er nickt, und ich habe das Gefühl, dass er nicht mit offenen Karten spielt.
ER
Ihr Tod traf ihn unerwartet. Alles konnte er sich vorstellen, nur nicht, dass sie sich umbringt. Schon gar nicht auf diese Art und Weise. Sie schien doch gefestigt. Sagte nicht die Ärztin, es bestehe keine Gefahr? Ein folgenreicher Irrtum.
Er nahm eine Woche Urlaub. Er fühlte sich wie gelähmt, lag die ganze Zeit im Bett, starrte zur Decke, trank bis zur Besinnungslosigkeit. Er rauchte nach Jahren wieder und kam sich überflüssig, nutzlos, völlig hilflos vor. Es war eine schreckliche Zeit. Eine tote Zeit.
Nach einer Woche zwang er sich zurück in den Alltag. Er ging seinem Beruf nach, knüpfte da an, wo er aufgehört hatte. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, wirkte nach außen hin stabil, fast schon gleichgültig. Die Arbeitskollegen zeigten Verständnis, nahmen Rücksicht und bewunderten, wie er damit zurechtkam. Äußerlich zumindest gelang es ihm, den Schicksalsschlag, wie die Kollegen es nannten, wegzustecken.
Dennoch hatte ihr Tod bei ihm Spuren hinterlassen. Von nun an drehte sich alles nur noch darum. Dabei spielte auch er mit dem Gedanken, sein Leben zu beenden, das ihm mit ihrem Tod sinnlos erschien. Es fehlte ihm der Mut. Schließlich glaubte er, ihr noch etwas schuldig zu sein. Er war überzeugt, versagt zu haben. Zuerst machte er sich selbst für ihren Tod verantwortlich, dann die anderen.
Lange brauchte er, zwei Jahre, bis sein Plan endlich Formen annahm. Das erste Jahr verhüllte die Trauer den Gedanken an Rache. Ein weiteres halbes Jahr stand ihm sein Perfektionismus im Weg. Natürlich war auch Angst im Spiel. Aber nicht Angst davor, sich schuldig zu machen, sondern davor, zu versagen.
Nach fast zwei Jahren war sein Verlangen
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