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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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der Brust, am ganzen Körper. Jeder Ton eine Berührung. Die Musik dringt in sie ein, füllt sie aus mit ihrem Klang. Sie fühlt sich ihm ganz nahe.

ICH
    Ich tippe Kleebergs Nummer ein. Es läutet nur einmal, dann geht er ran, als hätte er auf meinen Anruf gewartet. Ich verabrede mich im Madam Bian mit ihm.
    »Es ist wichtig!«
    Dieses Mal bin ich zuerst da.
    »Was gibt’s?«, fragt er, noch ehe er sich zu mir an den Tisch setzt. Er hängt seine Jacke über den Stuhl und lässt sich mit einem Seufzer nieder. Er wirkt angestrengt, schwitzt.
    »Wollen Sie etwas essen?« Er bestellt einen Jasmin-Tee. »Schießen Sie los.«
    »Sagt Ihnen der Name Kitty Gerber etwas?«
    Er verneint. »Wer ist das?«
    »War«, sage ich. »Wer war das. Sie ist tot.«
    Ich warte auf seine Reaktion. Er bleibt gelassen. Entweder kennt er sie wirklich nicht, oder er kann sich ausgezeichnet verstellen.
    »Sie war Schauspielerin am Deutschen Theater«, sage ich. »Stefan Ehrenfeld hat eine vernichtende Kritik über sie geschrieben.«
    Er reagiert noch immer nicht.
    »Sie war eine Freundin von Laura Tessloff. Außerdem war sie bei Dr. Antonia Wagner-Zander in Behandlung.«
    Kleeberg bleibt unbeeindruckt.
    »Und Hans-Joachim Mühlbauer war ihr Stiefvater. Alle vier sind tot.«
    Spätestens jetzt müsste sich etwas bei ihm tun. Spätestens jetzt müsste er fragen, woher ich das wisse, mich womöglich beglückwünschen zu diesen Erkenntnissen. Doch er bleibt seltsam gelassen, legt beide Hände um das Teeglas und schweigt. Trotzdem merke ich, dass er nervöser ist als sonst, dass er krampfhaft nachdenkt. Und dass er gleichzeitig versucht, teilnahmslos zu wirken. Also doch nicht der perfekte Schauspieler.
    »Und der Sicherheitsmann?«, fragt er, als würde dieses Detail meine ganze Theorie infrage stellen. Die Frage entlarvt ihn. Mit dieser Frage habe ich gerechnet.
    Ich lächle, sage: »Kollateralschaden, vermutlich.« Er nickt schnell, scheint seinen Fehler zu bemerken.
    »Glauben Sie an Zufälle?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf, etwas zu entschlossen.
    »Ich auch nicht.«
    Wir sehen uns an, als wäre es das alte Kinderspiel: Wer zuerst wegschaut, hat verloren.
    »Und nach wem suchen wir jetzt?«, fragt er, ohne den Blick von mir zu nehmen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Schließlich schaut Kleeberg weg. Verloren , denke ich, während er aufsteht und sagt: »Sie entschuldigen mich.« Er verschwindet auf die Toilette.
    Ich durchsuche sein Jackett. Nichts. Auf Höhe der Innentasche steckt seine Dienstwaffe in einem Halfter. Ich nehme die Patronen heraus und stecke die Waffe zurück.
    Noch ehe er von der Toilette zurück ist, verlasse ich das Lokal.

SIE
    Sie hasst ihre Mutter. Seit ihrem sechzehnten Geburtstag hasst Kitty ihre Mutter und begehrt Hajo. Sie hält es nicht mehr aus bei ihr. Ihre Blicke, ihre Stimme, ihre ganze Erscheinung sind ihr zuwider. Wie sie neben der Tür steht, wenn Hajo kommt, zum Beispiel. Oder wie sie ihn anblickt, voller Gier, als wollte sie ihn mit den Augen zwischen Tür und Angel vögeln.
    »Was soll das, Kitty?«
    Ihre Hand liegt auf seinem Schenkel. Ihr Finger schreibt Wörter auf den Stoff seiner Bundfaltenhose.
    »Was soll das heißen?«, fragt Hajo. Er schaut sie an, als vermute er das pubertäre Spiel einer Halbwüchsigen dahinter.
    »Bums mich!«, sagt sie.
    Er erschrickt. Ein roter Schimmer legt sich auf sein Gesicht. Gleichzeitig rückt er von ihr ab.
    »Spinnst du?« Er wirkt verlegen, unsicher. Er sieht süß dabei aus , denkt sie und zwinkert ihm zu.
    »Wenn du mich nicht bumst, sag ich Mama, du hättest mich belästigt«, flüstert sie ihm anzüglich ins Ohr.
    Er braucht ein paar Sekunden, um das Gesagte zu realisieren, erwidert dann leise, fast wie für sich: »Du spinnst ja, Kitty.«
    Sie grinst übers ganze Gesicht. Er wird wütend. Immer, wenn er wütend wird, zittert seine Oberlippe. Süß , denkt sie abermals und will wieder nach seiner Bundfaltenhose greifen. Er entzieht sich, steht auf, geht unruhig im Zimmer herum, zum Einbauschrank, zum Sessel, zum Glastisch, zum Fenster, als suche er die Erklärung für ihr Verhalten hinter den Möbeln. Kitty setzt sich auf die Tasten des Klaviers, zieht ihren Rock hoch und spreizt die Beine. »Komm schon!«, sagt sie, »Du willst es doch auch.« Den Satz hat sie schon oft in Filmen gehört.
    »Warum tust du das, Kitty?« Er steht am Fenster, mit dem größtmöglichen Abstand zu ihr.
    »Weil ich scharf auf dich bin.« Sie merkt sofort, dass es aus ihrem Mund

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