Das Laecheln Deines Moerders
den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
Nancy legte ihm den Arm um die Taille. »Er hat vor ein paar Stunden angerufen. Er hat irgendeine Spur gefunden, die mit diesem Richards zu tun hat – mit dem toten Farmer, unter dessen Namen das Ketamin gekauft wurde. Harry sagte, er meldet sich, wenn er etwas Handfestes hat. Steven – geh nach Hause. Brad hat schon zweimal angerufen. Deine Kinder brauchen dich jetzt.« Sie drückte ihn an sich. »Kopf hoch, Steven. Alles wird gut. Ich weiß es.«
Steven rieb sich erschöpft das Gesicht.
Kopf hoch, Steven.
»Das hat sie zu mir gesagt, als wir uns kennen gelernt haben. Jenna, meine ich.«
Nancy drückte ihn erneut an sich und schob ihn zur Tür. »Dann hör auf sie.«
Freitag, 14. Oktober, 22.00 Uhr
Helen begrüßte ihn mit offenen Armen. Nicky wartete mit ernster, aber gefasster Miene in der Diele. Mike stand hinter ihm und hatte die Hände auf die Schultern des Jungen gelegt, und der Kontrast von strubbeligem rotem Haar zu der schwarzen Soutane war auffallend. Matts Augen waren rot gerändert und geschwollen. Brad stand neben ihm und hatte den Arm um die Schultern seines Bruders gelegt.
Keiner sagte ein Wort, bis Nicky sich zu Wort meldete. Seine helle Kinderstimme klang kräftig. »Sie wird zu uns zurückkommen, Daddy. Du holst sie, so wie du auch mich zurückgeholt hast.«
Matt unterdrückte einen Schluchzer und versuchte, es zu verbergen.
Stevens Kehle wurde eng. Er senkte das Kinn auf die Brust, kniff die Augen zu und kämpfte darum, all die aufgestauten Emotionen nur noch ein klein wenig länger in sich eingeschlossen zu halten. Nur so lange, bis er sich verstecken konnte und niemand ihn weinen sehen würde. Er hatte es beinahe geschafft, als sich zwei kleine Arme um seine Taille schlangen und ihn fest drückten. Er schlug die Augen auf und sah Nickys roten Schopf, der sich an seinen Bauch presste. Seine Brust hob sich schwer, als er bebend um Atem rang. Er strich dem Jungen über das Haar, dann hob er ihn hoch und drückte ihn so fest, dass Nicky protestierte.
»Daddy.«
Steven ließ locker und vergrub sein Gesicht an Nickys Schulter. »Tut mir Leid, Kumpel.«
Nicky tätschelte seinen Rücken. »Schon okay.«
Mike trat vor und nahm ihm Nicky aus den Armen. »Ich glaube, euer Vater braucht einen Moment für sich, Jungs«, sagte er und scheuchte alle in die Küche. »Machen wir ihm einen Happen zu essen.«
Nur Brad blieb und musterte ihn mit ernstem Blick. Steven räusperte sich. »Nancy sagte, dass du heute mehrmals versucht hast, mich zu erreichen. Tut mir Leid, dass ich nicht zurückgerufen habe.«
Brad schüttelte den Kopf. »Schon gut, Dad. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war. Ich hätte dich niemals angerufen, wenn ich Bescheid gewusst hätte.«
Steven zwang sich zu einem Lächeln. »Na ja, nun bin ich ja zu Hause. Also – was wolltest du von mir?«
Brad erwiderte das Lächeln nicht. »Können wir in dein Arbeitszimmer gehen? Ich muss dir was sagen.«
Also gingen sie ins Arbeitszimmer, und Stevens Magen fühlte sich bleischwer an. Was jetzt? Was kam jetzt noch?
Brad schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Ich sage dir das jetzt nur, weil ich weiß, dass Dr. Marshall es wollen würde. Ich war heute bei ihr.«
Steven riss die Augen auf. »Und warum?«
»Ich wollte sie überreden, zu dir zurückzukommen. Und ihr das hier zeigen.« Er griff in seine Tasche und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus, das Steven augenblicklich erkannte. Sein Blick begegnete Brads.
»Wann hast du das gefunden?«, fragte er ruhig.
Brad zuckte die Achseln. »Am Labor Day. Ich habe in der obersten Schublade deines Schreibtischs nach einem Bild von uns allen zusammen gesucht, weil ich einen Kalender für Grandma machen wollte. Dabei habe ich den Brief entdeckt.«
Steven nahm das zerfledderte Papier in die Hand und starrte es einen Moment lang an. »Du hast mir die Schuld gegeben.«
»Weil du mich angelogen hast«, erklärte Brad. »Und weil du sie so weit gebracht hast, uns zu verlassen«, fügte er hinzu und sah weg. »Dachte ich.«
»Du hast geglaubt, sie ist gegangen, weil ich sie betrogen hätte?«
Brad hob die Schultern. »Ich wusste es nicht. Ich nehme an, es war leichter, dir die Schuld zu geben, weil du greifbar warst. Und weil du uns die Wahrheit verschwiegen hast.«
»Willst du sie jetzt wissen?«
Brad begegnete seinem Blick und nickte.
»Ich war deiner Mutter niemals untreu«, fuhr Steven also fort. »In den dreizehn
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