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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sah sie zurückhaltend an, und sie rief sich in Erinnerung, was sie in den Zeitungen über die Entführung von Brads jüngstem Bruder im Frühling dieses Jahres gelesen hatte. Das musste das Kind sein. Ihr Herz wurde schwer, als ihr klar wurde, was der Kleine durchgemacht hatte. Und wohl immer noch durchmachte, wenn man aus seinem ausdruckslosen Blick schließen konnte. Jenna lächelte. »Und du musst Nicky sein.«
    Nicky starrte sie so lange schweigend an, dass Jenna am liebsten voller Unbehagen von einem Fuß auf den anderen getreten wäre. Endlich richtete der Junge seinen Blick auf Jim. »Ist das Ihr Hund?«
    Jenna ging in die Hocke und legte ihren Arm um Jim. Nun befand sie sich mit Nicky auf Augenhöhe. »Er heißt Jim. Willst du ihn streicheln?«
    Nicky kam ein Stück näher und streckte zögernd seine Hand aus. »Der sieht aus wie ein Wolf.«
    »Er ist ein Deutscher Schäferhund und etwas zu groß geraten.« Jenna beugte sich vor und blickte dem Hund in die Augen, bis er ihr über die Nase schleckte. »Ich verstehe, warum er dich an einen Wolf erinnert, aber er ist absolut harmlos.«
    Nicky streichelte leicht Jims Kopf. »Wie alt ist er?«
    »Fast zwei.« Sie beugte sich noch ein Stück vor und senkte ihre Stimme. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Nicky nickte, zu ernst für einen so kleinen Jungen, und Jennas Herz krampfte sich erneut zusammen. »Er hat einen Bruder namens Jean-Luc. Zwillinge.«
    Nickys braune Augen weiteten sich. »Ehrlich?«
    »Ehrlich.« Sie blickte auf und entdeckte, dass Helen sie konzentriert beobachtete; offensichtlich kam es nicht jeden Tag vor, dass Nicky mit anderen sprach. Der Gedanke erfüllte sie mit Wärme. »Hast du auch einen Hund?«
    Nicky nickte und entspannte sich sichtlich. »Sie heißt Cindy Lou. Ich durfte ihr den Namen geben.«
    Jenna zog die Brauen hoch. »Lass mich raten. Cindy Lou wie
Cindy Lou Who
aus dem
Grinch?«
    Nicky nickte wieder und wieder wirkte er viel zu ernst. Er konnte nicht älter als sieben sein.
    »Der
Grinch
war mein Lieblingsbuch, als ich so alt war wie du. Besonders zu Weihnachten.«
    Nicky rieb Jim die Ohren. »Mein Daddy mag Cindy Lou nicht besonders.«
    Jenna blinzelte verdutzt. Steven hatte den Eindruck gemacht, als könne er ihre Hunde gut leiden. »Wieso nicht?«
    Nickys Lippen bewegten sich einen Moment, als wüsste er nicht, wie er reagieren sollte, doch dann verzog sich sein Mund zu einer Art Grinsen. »Sie frisst immer alles an. Meistens Sachen von Daddy. Letzte Woche hat sie zwei Schuhe gefressen.«
    »Und wahrscheinlich nicht zwei vom gleichen Paar.«
    Nickys Grinsen war nun deutlich sichtbar. »Nee. Einen Turnschuh und einen für gut.«
    Jenna kicherte. »Na, ich würde sagen, dann kann ich deinen Dad ein bisschen verstehen. Ich wäre auch ganz schön sauer auf Jim, wenn er meine Schuhe fressen würde.«
    Nicky streckte die Hand aus und strich über Jims Decke. »Warum hat er das an?«
    »Jim ist ein Therapie-Hund. Er und ich besuchen kranke Menschen, und Jim sorgt dafür, dass es ihnen ein bisschen besser geht.«
    Nickys Brauen zogen sich zusammen. »Wie kann ein Hund dafür sorgen, dass sich kranke Leute besser fühlen?«
    Jenna dachte erneut daran, was er selbst durchgemacht hatte, und wählte ihre Worte mit Bedacht. »Hast du jemals Angst gehabt, Nicky?«
    Nickys Hand blieb reglos auf Jims Kopf liegen, der ganze Kinderkörper erstarrte. Als ob der Hund spürte, wie wichtig dies war, bewegte er keinen Muskel.
    Jenna holte tief Luft. »Weißt du, manchmal haben kranke Leute Angst, ganz große Angst. Sie haben Angst, dass man ihnen wehtut, dass der Arzt sie vielleicht mit Nadeln sticht. Wenn sie Jim streicheln können, vergessen sie für ein Weilchen ihre Angst.«
    Nach einem Augenblick, der Jenna wie eine Ewigkeit vorkam, regte Nicky sich wieder. Seine Hand strich über Jims Kopf. »Dann muss er ein sehr netter Hund sein.«
    Jenna stieß den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte. »Ja, das ist er. Darf ich ihn von der Leine lassen?«
    Der Junge nickte. »Ich bringe ihn zu Cindy Lou.«
    Jenna richtete sich auf und sah zu, wie Jim dem Jungen gehorsam durch die Küche folgte. Sie wandte sich um und entdeckte Helen, deren Augen verdächtig glitzerten, und Matt, dessen spitzbübische Miene einem sehr ernsten Ausdruck gewichen war. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr die ganze Familie noch immer unter den furchtbaren Ereignissen vom Frühling litt. Sie räusperte sich. »Jim ist gut abgerichtet. Er wird Nicky nichts

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