Das Laecheln Deines Moerders
Bedürfnisse.
Essen. Truthahn. Und Sex.
Jenna Marshall.
Nicht unbedingt in der Reihenfolge, dachte er bitter. Er konnte nicht einmal sagen, dass ihr Gesicht vor seinem inneren Augen aufblitzte, denn es war schon den ganzen verdammten Tag da gewesen. Während der Teambesprechung, während der in aller Eile organisierten Pressekonferenz – sie war da gewesen. Schwarzes Haar, veilchenblaue Augen und diese schönen Kurven … lieber Gott. Er hatte ganz andere Sorgen. Samantha Eggleston. Brad. Nicky.
Dennoch war und blieb Jenna in seinen Gedanken. Fantasie und Erinnerungen spielten in seinem Kopf miteinander und verbanden sich zu immer neuen Kombinationen, bis er am liebsten geschrien hätte. Jenna, die ihn voller Mitgefühl ansah. Jenna, die auf dem Boden der Eingangshalle mit hochgerutschtem Rock lag, so sexy in den hohen Schuhen, den Strümpfen und den Strapsen. Jenna, nackt in seinem Bett, keuchend, wie sie seinen Namen schrie, als sie sich an ihn klammerte und kam …
Himmel!
Er schauderte unter der Wucht der Gefühle, die die Fantasie in ihm auslöste.
Jenna, die an seinem Esstisch saß.
Steven blieb im Türrahmen stehen und blinzelte. Das war weder Erinnerung noch Fantasie. Jenna Marshall saß in seinem Esszimmer am Tisch. Und aß seinen Truthahn. Sie saß an seinem Tisch zwischen seinen beiden jüngeren Söhnen, während seine Tante das Arrangement mit strahlendem Gesicht betrachtete.
Jenna Marshall als Teil von Helens Kuppelplänen.
Er war hereingelegt worden. Von Helen. Von Jenna. Während er sich den ganzen Tag lang für seine durchaus normalen Fantasien getreten und kasteit hatte, hatte
sie
mit Helen die Köpfe zusammengesteckt. Er fühlte sich doppelt betrogen. Nun brach die aufgestaute Wut und die Frustration dieses Tages mit aller Macht hervor.
»Was ist denn hier los?«, fragte er drohend.
Das Geplapper erstarb augenblicklich, und alle Köpfe wandten sich ihm zu. Jenna legte langsam ihre Gabel hin. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur an. Aber anders als am Freitag entdeckte er in ihren wunderschönen Augen kein Mitgefühl, sondern einen Vorwurf.
Was ihn noch wütender machte. Im Augenwinkel sah er, wie Helen sich erhob.
»Du bist nicht gekommen. Da haben wir schon ohne dich angefangen«, sagte seine Tante kühl.
»Das sehe ich«, knurrte er.
Helens Stimme klirrte wie Eis. »Und wir haben einen Gast.«
Steven passte sich ihrem Tonfall an, ohne seinen Blick von Jenna zu nehmen. Reglos wie eine Statue saß sie da. »Auch das sehe ich. Ich kann mich allerdings noch sehr gut erinnern, dass ich gesagt habe, ich will an diesem Wochenende keinen Besuch. Und am allerwenigsten will ich Opfer deiner verdammten Kuppeleien sein, Helen, hast du mich endlich verstanden? Ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch kennt.« Er wandte sich an Jenna und fügte mit täuschend milder Stimme hinzu: »Was genau wollen Sie hier, Dr. Marshall?« Helen stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wir haben uns heute erst kennen gelernt. Und ich wusste nicht, dass mein Neffe so unglaublich unhöflich sein kann.«
Jenna stand abrupt auf. »Ich gehe jetzt besser.« Ohne Steven eines Blickes zu würdigen, wandte sie sich an Helen. »Kann ich bitte meine Tasche haben?«
Die Tasche.
Steven holte tief Luft und spürte, wie seine Wut verrauchte. Er schloss die Augen und schluckte hart. Ein Riesenfettnäpfchen. Und er war mit beiden Füßen hineingesprungen. »Sie wollten Ihre Tasche abholen.«
»Sie hat sie in deinem Auto vergessen, Dad«, sagte Nicky ernst. Steven schlug die Augen wieder auf und sah, dass sein jüngster Sohn ein wenig näher an ihren Gast herangerückt war. Jenna stand noch immer wie eine Statue da. Er konnte sehen, dass sie wütend war, unglaublich wütend sogar, aber sie hatte sich hundertprozentig unter Kontrolle. »Tante Helen hat sie angerufen, damit sie sie holt.« Nicky zog die Stirn in Falten. »Und das hat sie getan.«
Stevens Magen krampfte sich zusammen.
Sie ist gekommen, um ihre Tasche abzuholen. Verflixt noch mal.
Hilfesuchend sah er Helen an, doch seine Tante war wütend; sie dachte nicht daran, ihn zu erlösen. Mühsam beherrscht wandte sie sich an Jenna.
»Bitte, Sie haben ja Ihren Teller nicht aufgegessen.«
Jenna bedachte Steven mit einem Blick, der ihm das Gefühl gab zu schrumpfen. »Danke, ich bin satt.«
Nicky zupfte an ihrem Ärmel. »Aber, Jenna, Sie haben mir doch versprochen, mir zu zeigen, wie ich Cindy Lou ›Sitz‹ beibringen kann.«
Jenna beugte sich herunter und zwang sich zu
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