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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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wunderte sich etwas darüber.
    Michejew begann hastig und verworren zu erzählen. Er habe seine Arbeit angetreten wie immer, eine halbe Stunde vor der Öffnung des Kasinos, das heißt um zwölf Uhr mittags. Bis zum Abend waren nur vereinzelte Besucher gekommen, und auch diese wenigen kamen nicht, um zu spielen, sondern um im Restaurant zu speisen. Ab sieben Uhr seien dann aber allmählich mehr Gäste gekommen, und da . . .
    Michejew schaute Kitajew kläglich an.
    »Haben Sie Teterin heute gesehen und mit ihm gesprochen?«, fragte Nikita.
    »Natürlich. Wir haben heute Mittag zusammen angefangen. Und dann habe ich ihn auch im Laufe des Nachmittags noch gesehen.«
    »Haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches oder Sonderbares bemerkt?«
    »Du lieber Himmel, nein. Was sollte es bei ihm Ungewöhnliches geben?«
    »Vielleicht hat er davon gesprochen, dass er jemanden er wartete?«
    »Wo denken Sie hin! Er war doch im Dienst. Er ist überhaupt nur zweimal aus dem Raucherraum herausgekommen, um von unten Zeitungen zu holen. Kreuzworträtsel sind nämlich seine große . . . waren seine große Leidenschaft. Die Jungs von der Sicherheit haben die Zeitungen immer für ihn beiseite gelegt. Dann ist er mal kurz raus, um zu Hause anzurufen. Er hat eine kranke Frau, und sein Sohn säuft. Der hat erst seine eigene Familie schikaniert, dann hat seine Frau ihn rausgeworfen, jetzt wohnt er bei Teterin und . . .«
    »Hat zwischen acht und halb neun jemand die Toilette aufgesucht?«, schnitt Kitajew ihm das Wort ab. »Hast du irgendwen gesehen?«
    »Nein.«
    Kitajew blickte ihn drohend an.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, die Kamera hier ist kaputt, und ich . . . ich bin nach unten in die Wachstube gegangen. Ich hatte Probleme mit dem Magen und wollte mir Tabletten holen. Und dann ist mir dort so übel geworden, ich bin nur mit Mühe und Not zur Toilette gekommen.«
    »Zur Toilette?«, fragte Kolossow erstaunt.
    »Die unten meine ich, neben der Wachstube. Da gibt es eine Toilette für die Angestellten. Aber denken Sie nichts Falsches, ich hatte Peskow gebeten, so lange auf die Garderobe aufzupassen.«
    Kitajew maß ihn nur mit einem vernichtenden Blick und wandte sich dann an Kolossow.
    »Soll ich jetzt den Portier rufen lassen?«
    Nikita nickte. In diesem Augenblick kehrte Bindjushny ins Vestibül zurück, ihm folgten zwei Milizionäre in Uniform und mehrere Männer in Zivil: das Einsatzkommando und der Untersuchungsführer von der Staatsanwaltschaft. Alle waren dick verschneit, sahen aus wie Schneemänner und waren äußerst schlecht gelaunt – wer hat schon Lust, am Tag vor Weihnachten zu arbeiten?
    Bindjushny nahm Nikita beiseite.
    »Also, es sieht folgendermaßen aus. Ich habe ein Wörtchen mit dem hiesigen Portier geredet – ein gewisser Michail Peskow. Stell dir vor, ich kenne sogar seine Schwester! Peskow ist nach der Entlassung aus der Armee hierher gezogen. Zuerst ist er bei seiner Schwester untergeschlüpft, aber mittlerweile hat er Geld gespart und baut sich ein Haus. Offenbar zahlen sie hier nicht schlecht. Man kann mit ihm ganz vernünftig reden, er ist eben ein Soldat. Zu dem Mord kann er allerdings nichts sagen. Den Schuss hat er auch nicht gehört. Aber er war im Vestibül – der Garderobier Michejew hatte ihn hereingeholt. Er sagt, das müsse so kurz nach acht oder ein bisschen später gewesen sein. Dann traf ein Gast ein, er ist hinausgegangen, um ihn zu empfangen, und hat noch einen Schwatz mit dem Chauffeur gehalten. Wie lange das gedauert hat, kann er nicht mehr sagen. Anschließend ist er wieder zurück ins Vestibül. Und eben da . . . da hat er gesehen, wie zwei Leute die Toilette betraten. Der Sohn des Chefs und eine Angestellte, Shanna Basmanjuk.«
    »Gut, darüber reden wir noch«, sagte Kolossow. »Bring mir erst mal den Portier her.«
    Aber in diesem Augenblick erschien Kitajew und richtete Kolossow aus, er solle nach oben zu Saljutow kommen. Nikita wollte schon erwidern: Dein Chef hat mir nichts zu befehlen, soll er doch selber herunterkommen, ich bin vorläufig noch beschäftigt. Aber dann überlegte er sich, es könne vielleicht sogar ganz spaßig sein, den Portier oben, im Zimmer seines Chefs, zu verhören. Im Vorübergehen warf er noch einmal einen Blick in die Toilette. Der Untersuchungsführer der Staatsanwaltschaft stand knurrend und fluchend in der engen Kabine, über die Leiche gebeugt. Nikita dachte nicht daran, sich einzumischen – wie immer gingen er und die Staatsanwaltschaft getrennte

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