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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Pistole?«
    Gleb Kitajew legte schweigend eine Pistole und fünf kleine, sorgfältig verpackte Beutelchen mit einem weißen Pulver auf den Tisch.
    »Das war in seinen Jackentaschen«, sagte er, »Papiere haben wir keine gefunden.«
    Nikita wiederholte: »Gehört die Pistole Ihnen?«
    »Ja, das ist meine, aber es ist bloß eine Gaspistole!«
    Kolossow nahm die Pistole in die Hand. Tatsächlich, eine Gaspistole. Aber die Waffe war professionell umgebaut worden, sodass man sie mit scharfer Munition benutzen konnte. Außerdem hatte sie auf dem Schaft deutliche, charakteristische Kratzer, die davon zeugten, dass beim Schießen manchmal ein Schalldämpfer benutzt wurde.
    »Na, und das Heroin ist auch Ihres?«, fragte er.
    »Beweisen Sie zuerst mal, dass das Heroin ist«, antwortete Maiski.
    »Was gibt es da noch groß zu beweisen«, mischte sich Kitajew ein.
    »Und selbst wenn. Ich nehme es selber.«
    »Mit welcher Absicht sind Sie ins Kasino gekommen?«, fragte Nikita geduldig.
    »Mit welcher Absicht kommt man hierher? Spielen will man, gewinnen.«
    »Karten, Roulette?«
    »Billard.«
    »Der Billardsaal ist heute geschlossen«, hielt Kitajew dagegen. »Es hat keinen Sinn, mit ihm zu reden«, wandte er sich an Kolossow. »Er ist hergekommen, um sein Heroin abzusetzen. Und seine Kanone schießt scharf, und dann die Kerben auf dem Schaft, hier, sehen Sie? Da hat er schnell noch einen Schalldämpfer aufgeschraubt!«
    »Sie kennen sich ja mit Waffen gut aus«, lobte ihn Kolossow. »Übrigens, hat irgendwer von Ihren Angestellten eine Waffe?«
    »Die Männer vom Sicherheitsdienst, der Portier und ich selbst auch. Alle Waffen sind offiziell registriert, die Lizenzen liegen vor, Sie können es nachprüfen.«
    »Das werden wir wohl auch tun.« Nikita lächelte verlegen, als wolle er sich entschuldigen. »Sie verstehen – das ist Vorschrift.«
    »Zu dem Mord möchten Sie uns nichts sagen?«, fragte er den still gewordenen Maiski.
    »Was für ein Mord?«
    »Wegen dem du Hals über Kopf zu deinem Auto gerannt bist, als er entdeckt wurde!« Kitajew konnte nicht länger an sich halten. »Du hast einen Mann in der Toilette erschossen, unseren Angestellten, einen alten Rentner, weil er dich Mistkerl mit dem Stoff erwischt hat!«
    »Wer? Dein Kloputzer soll mich erwischt haben?«, knurrte Maiski höhnisch, und wieder sah Nikita, wie der Brillant an seinem Siegelring auffunkelte, und hörte die Goldkette klirren. »Bist du übergeschnappt?«
    »Bitte keine Grobheiten«, sagte Kolossow beschwichtigend, »hier ist ein Mord begangen worden. Und Sie, Maiski, hatten eine Pistole und Heroin in der Tasche. Sie haben sich höchst verdächtig benommen, laut Aussage von Augenzeugen. Also nehmen Sie es nicht krumm – aber Sie werden die Feiertage wohl bei uns verbringen.«
    »Wie hättest du dich denn benommen, mit so einer heißen Ware in der Tasche, wenn plötzlich die Bullen reinplatzen?«, fragte Maiski. »Meinst du das etwa ernst, das mit dem Knast?«
    »Allerdings«, bestätigte Nikita.
    »Aber wofür denn?«
    »Für die umgebaute Pistole – das nur als erstes. Was tun Sie sonst noch, außer in Spielkasinos zu gehen?«
    »Ich bin Dichter.« Maiski blickte die auf dem Tisch liegenden Beutel an. »Dichter aus Berufung.«
    »Na toll«, sagte Kolossow billigend. »Also, verabschieden will ich mich noch nicht, wir sehen uns ja noch.«
    »So ein widerlicher Kerl!« Kitajew verzog angeekelt das Gesicht, nachdem sie die Wachstube verlassen hatten. »Wie konnten meine Jungs den in den Spielsaal lassen? Es ist immer das Gleiche – kaum geht man mal weg, schon passiert irgendein Malheur.«
    »Waren Sie denn zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht hier?«
    Kitajew berichtete knapp, dass er am heutigen Tag nicht an seinem Arbeitsplatz gewesen sei, sondern Saljutow auf einer Dienstfahrt begleitet habe. Erst gegen acht Uhr abends sei er mit seinem Chef zusammen zurückgekehrt. Er sei mitten in der Kurzbesprechung für die nächste Schicht der Wachmannschaft gewesen, als ihn die Nachricht von dem Mord erreichte.
    Kolossow bat, den Garderobier zu holen.
    »Michejew«, ergänzte Kitajew den Familiennamen. »Er arbeitet schon seit zwei Jahren bei uns.«
    Michejew wartete im Vestibül neben dem Springbrunnen. Er war ein hagerer Mann von vierzig Jahren mit einer ungesunden, gelblichen Gesichtsfarbe. Die schwarze Dienstjacke mit den goldenen Tressen saß ihm straff wie eine Armeeuniform. Er war äußerst nervös. So nervös, dass ihm die Hände zitterten. Kolossow

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