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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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dieses Werk gekauft und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hat, ist Teterin dort geblieben. Und nach seiner Pensionierung hat er hier im Kasino angefangen. Wissen Sie, ich habe eine Regel: Ich stelle keine unbekannten Leute ein.«
    »Und gehört Ihnen diese Fabrik immer noch?«
    »Ja, sie ist noch in Betrieb und wirft ganz ordentliche Erträge ab.«
    »Sehr schön. Was können Sie über Teterin persönlich sagen?«
    Saljutow zuckte die Schultern. Kolossow musterte den Raum – eichenholzvertäfelte Wände, seidene Vorhänge, Kristall, Bronze, schwarze Rosen in einer kostbaren Vase, eine Armbanduhr aus Platin – was konnte ein Mann, der in solchem Luxus lebte, schon über einen Rentner sagen, der sich ein Zubrot als Toilettenmann verdiente?
    »Alexander Teterin war älter als ich.« Saljutow räusperte sich. »Sechzigjahre. Er lebt. . . lebte mit seiner Familie hier in der Nähe, in Rasjesd.«
    »Ist das dort, wo die Brücke über die Glinka führt?«, fragte Nikita.
    Saljutow blickte ihn an.
    »Kennen Sie diese Brücke?«, fragte er.
    »Ich kenne den ganzen Bezirk, ich hatte dort schon öfter zu tun.«
    »Auf dieser Brücke ist einmal ein Unfall geschehen«, sagte Saljutow, »aber das liegt schon viele Jahre zurück. Sie waren damals wohl noch ein kleiner Junge.« Er schwieg einen Moment und fügte dann unerwartet hinzu: »Mein ältester Sohn ist bei einem Autounfall umgekommen. Vor anderthalb Monaten.«
    Eine Pause trat ein.
    Kolossow schaute auf die Rosen – dreißig Stück, eine gerade Zahl.
    »Heute ist hier im Kasino nichts Ungewöhnliches passiert?«, fragte er.
    Saljutow schüttelte den Kopf – nein, nichts.
    »Der Garderobier sagte, die Videokamera unten im Vestibül sei defekt. Gibt es bei Ihnen öfter Probleme mit der Sicherheitstechnik?«
    »Manchmal schon, so ist das eben mit der Technik. Da müsste man unten in der Wachstube nachfragen.« Saljutow griff nach seinem Handy, das vor ihm auf dem Tischtuch lag, aber da klopfte es leise, und Kitajew trat ein. Er brachte einen hochgewachsenen Mann in schwarzer, goldbetresster Uniformjacke mit, den Kolossow schon unten am Eingang gesehen hatte.
    »Hier ist der Portier Peskow«, verkündete Kitajew und fügte, an Saljutow gewandt, hinzu: »Im Großen Saal kontrolliert die Miliz die Papiere der Gäste.«
    Saljutow schwieg.
    »Es riecht nach Ärger, Waleri Wiktorowitsch.« Kitajew warf Kolossow einen vorwurfsvollen Blick zu, als wolle er sagen: Pfui, wir helfen dir, wo wir können, und du haust uns so in die Pfanne.
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, sind Sie einverstanden?«, wandte sich Nikita an Peskow.
    Der Portier blickte Saljutow fragend an.
    »Antworten Sie«, sagte der.
    »Tragen Sie eine Waffe?«, fragte Kolossow.
    Peskow knöpfte schweigend seine Uniformjacke auf und zeigte die Pistolentasche unter seiner Achsel. Aus der Tasche ragte der Griff eines Revolvers.
    »Geben Sie bitte her.«
    Peskow schaute wieder Saljutow an. Der nickte.
    Der Portier zog die Waffe aus der Pistolentasche, wog sie einen Moment auf der Hand und legte sie dann auf den Tisch. Kolossow konnte die Pistole von seinem Platz aus nicht erreichen, er hätte aufstehen und um den Tisch herumgehen müssen. Aber er blieb sitzen.
    »Sie haben auf Bitte des Garderobiers Michejew das Vestibül beaufsichtigt?«, fragte er.
    Peskow nickte.
    »Wie lange war er ungefähr abwesend? Erinnern Sie sich daran?«
    »Etwa zehn, fünfzehn Minuten.« Peskow hatte eine tiefe Bassstimme.
    »Und Sie waren diese ganze Zeit über im Vestibül?«
    »Nein, ich bin zwischendurch hinausgegangen, um neu ankommende Gäste zu begrüßen.«
    »Haben Sie Teterin gesehen?«
    »Mittags habe ich ihn gesehen. Später, als ich Michejew im Vestibül vertreten habe, nicht.«
    »Den Schuss haben Sie auch nicht gehört?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendwen in der Nähe der Toilette gesehen, als Sie im Vestibül waren?«
    Peskow sah wieder fragend Saljutow an.
    »Na, los doch.« Saljutow blickte zum Fenster hinaus. Draußen verdichtete sich, vom Vorhang halb verdeckt, der weißliche Nebel. »Antworten Sie, halten Sie uns nicht auf.«
    »Entschuldigen Sie, Waleri Wiktorowitsch«, sagte der Portier mit rauer Stimme. »Was soll ich denn antworten?«
    »Was meinen Sie? Die Wahrheit natürlich. Du hast also jemanden gesehen? Wen?«
    Peskow schaute die Pistole an, die auf dem Tisch lag.
    »Shanna kam aus der Toilette. Und . . . Philipp.«
    »Ist das nicht Ihr jüngerer Sohn?«, wandte sich Kolossow an Saljutow. »Wo

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