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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Wanderer zu beköstigen. Aber gerade um die Klöster gedachte er einen weiten Bogen zu machen.
    Er zog seinen Gürtel fest und stopfte die Äpfel in seinen weiten Kittel, bis er glaubte, sein Vorrat sei groß genug. Als er an das kleine Törchen des Obstgartens kam, trat plötzlich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten.
    „Was hast du hier verloren, Höllenbrut?“, zischte eine gepresste Stimme.
    Robin blieb stehen. Für einen Augenblick war er erschrocken, aber dann grinste er verwegen. „Nicht in der Mette, Bruder Anthony?“
    Der Mönch stellte sich ihm in den Weg. „Halt deinen vorlauten Mund, Waringham. Ach, so heißt du ja gar nicht mehr, nicht wahr? Wie soll ich dich wohl in Zukunft nennen, hm?“
    Robin schüttelte kurz den Kopf. „Das könnt Ihr halten, wie Ihr wollt. Ich werde nicht hier sein, um es zu hören.“
    Der kleine Mönch lächelte. „Bist du sicher? Denkst du, ich weiß nicht, was Vater Jerome entschieden hat?“
    Robin betrachtete ihn kühl. Der gehässige, bittere kleine Lateinlehrer barg plötzlich keinen Schrecken mehr für ihn. Er schien schon der Vergangenheit anzugehören, ebenso wie sein Vater und sein Name. „Das kümmert mich nicht. Lasst mich vorbei.“
    Der Mönch machte stattdessen einen Schritt auf ihn zu. Der helle Mond spiegelte sich für einen Moment in seiner Tonsur. „Was fällt dir ein, so mit mir zu reden!“
    Robin ließ ihn nicht aus den Augen. Zum ersten Mal ging ihm auf, dass er ebenso groß war wie Bruder Anthony. Wer weiß, dachte er erstaunt, vielleicht könnte ich ihn mit einem unerwarteten Stoß aus dem Weg schaffen. Aber man kam in die Hölle, wenn man Hand an einen Mönch legte …
    „Seid Ihr gekommen, um mich in lateinischen Versen abzufragen, Bruder Anthony? Versäumt Ihr dafür die Mette?“
    „Oh nein. Ich bin gekommen, um zu verhindern, dass du gegen Vater Jeromes Anweisung verstößt und dich bei Nacht und Nebel davonschleichst. Was ja wohl deine Absicht war. Über die Verse, die du lernen solltest, werden wir uns morgen unterhalten. Verlass dich darauf. Und jetzt scher dich zurück ins Dormitorium. Na los!“
    Robin verspürte einen fast unbezähmbaren Drang zu lachen. Ein halb befreites, halb hysterisches Gelächter zitterte in seiner Brust. Aber er lachte nicht. Stattdessen riss er mit einem Mal die Augen auf und zeigte auf einen Punkt über der Schulter des Mönches. „Seht doch nur, Bruder Anthony …“
    Der Bruder wandte den Kopf, und ehe ihm aufging, dass er auf einen billigen Trick hereingefallen war, hatte Robin einen Apfel hervorgeholt und warf ihn dem Mönch zielsicher an die Schläfe. Bruder Anthony fiel benommen zu Boden.
    Robin machten zwei Schritte auf ihn zu. Bevor Anthony noch wusste, wie ihm geschah, hatte der Junge ihm die Kordel abgenommen, die ihm als Gürtel diente, ihm die Hände zusammengebunden und das lose Ende an einem Baum festgemacht.
    Als Robin fertig war, war Bruder Anthony wieder Herr seiner Sinne. „Robert! Mach mich wieder los, du Teufel! Auf der Stelle, oder ich werde dich …“
    Robin blieb nicht dort, um sich die bizarren schrecklichen Drohungen anzuhören, die Bruder Anthony immer speziell für ihn reservierte. Er setzte über den niedrigen Zaun des Obstgartens, lief zur Mauer und sprang daran hoch. Seine Eile und sein großes Verlangen nach Freiheit verliehen ihm Kraft. Es gelang ihm, mit einem gewaltigen Sprung die Mauerkante zu erfassen, und er merkte kaum, dass er sich die Knie dabei aufschlug. Ohne große Mühe hangelte er sich hoch. Er hielt sich nicht mit dem praktischen Weidenbaum auf, der kaum zehn Ellen entfernt rechts von ihm aufragte. Stattdessen sprang er von der Mauer. Er landete gut auf weichem Gras und lief etwa in östlicher Richtung über ein Stoppelfeld. Er hoffte inständig, dass niemand Bruder Anthony vor dem Laudes-Gebet vermissen würde. Und er hoffte, dass ein geworfener Apfel nicht das Gleiche war wie „Hand anlegen“.

Kent, September 1360
    Als der Morgen graute, kam er an den Rand eines Waldes. Ein schmaler Weg führte hindurch. Robin folgte ihm, bis er an einen Bach gelangte. Er kniete sich am Ufer ins Gras, beugte sich vor, steckte den Kopf ins Wasser und trank. Er war müde und schrecklich durstig; das Wasser tat ihm gut. Es war kalt und kribbelte in den Ohren. Er legte sich auf den Rücken, sah in den heller werdenden Himmel und hörte den Vögeln zu. Dann schlief er ein.
    Ein Regenguss riss ihn unsanft aus dem Schlaf. Robin fuhr erschrocken auf und sah sich verwirrt um. Wo

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