Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Pferde für menschliche Empfindungen waren, und er wollte Argos’ Aufregung nicht vermehren.
Ich sollte Conrad holen, dachte er. Ich weiß nicht, was ihm fehlt. Ich weiß nicht, was ich tun muss. Und während er noch mit sich rang, machte Argos Anstalten, sich hinzulegen.
„Oh nein“, sagte Robin entschlossen. „Das wirst du nicht tun.“
Er wusste kaum, was ihn an der Vorstellung so erschreckte. Aber es schien nicht richtig. Pferde legten sich zum Schlafen nicht hin.
Mit feuchten Händen griff Robin nach dem Halfter, das an einem Nagel an der Wand hing. Dafür brauchte er kein Licht. Er befingerte kurz die Leinen und Riemen, bis er wusste, welchen Teil er in der Hand hielt. Dann streifte er es mit einer geübten Bewegung über den Kopf des Tieres. „Ich denke, du und ich, wir werden jetzt ein Stück spazierengehen“, murmelte er.
Argos hatte kein Interesse. Als Robin sanft an der Leine zog, machte er einen langen Hals und rührte sich nicht. Seine Hinterhand wollte wieder einknicken.
„Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen“, knurrte Robin. Er zog entschlossener an der Leine. „Ich weiß, es ist kalt draußen. Aber es hilft nichts.“
Er zog und zog, bis die Muskeln in seinen Armen, die über die letzten Monate das Doppelte ihres früheren Umfanges angenommen hatten, deutlich unter seinem dünnen Kittel hervortraten. „Komm schon, du Dickschädel!“
Argos stampfte mit den Vorderhufen und schnaubte leise. Er rührte sich immer noch nicht.
Robin fluchte. Dann verlegte er sich aufs Betteln. „Komm schon, Argos. Komm mit nach draußen. Tu’s für mich.“
Und er kam. Ganz plötzlich gab er seinen Widerstand auf und trottete mit hängendem Kopf neben Robin her.
Draußen war es nicht ganz so dunkel wie im Stall, aber es schien kein Mond. Der Himmel hing voll schwerer Wolken, und ein eisiger Wind pfiff zwischen den niedrigen Holzställen hindurch. Robin fröstelte. „Junge, ich hoffe, wir holen uns nicht beide den Tod hier draußen.“
Halb führte, halb zerrte er das unwillige Tier auf die Koppel hinaus und begann, dort mit ihm im Kreis herumzugehen. Es war harte Arbeit. Alle paar Schritte blieb Argos stehen, stampfte ein paarmal kraftlos auf der Stelle und wollte nicht weiter. Robin fluchte und zerrte, Argos streckte den Kopf vor, so weit es ging, und kam nur unter Zwang wieder in Gang.
Als sie fünf langsame Runden gedreht hatten, war Robin heiß. Und Argos schien ebenfalls zu schwitzen, aber gleichzeitig zitterte er vor Kälte.
„Eine Decke“, murmelte Robin. „Ich müsste dir eine Decke besorgen. Aber wie soll ich das anstellen, ohne dass du dich niederlegst?“
Er beschloss, vorläufig auf die Decke zu verzichten. Es schien ihm wichtiger, das Tier in Bewegung zu halten. Und damit war er vollauf beschäftigt.
Als sie vielleicht zehn mühevolle Runden absolviert hatten, begann es zu regnen. Erst ganz leise und dünn. Dann heulte der Wind auf, und der Regen wurde ein dichter, eisiger Vorhang. Er kam waagerecht mit den Böen und traf sie erbarmungslos ins Gesicht oder den Rücken, je nachdem, wo sie sich gerade auf ihrer Reise befanden. Robin zog grimmig die Schultern hoch.
Der Wind drohte, ein wahrer Sturm zu werden. Argos zitterte. Er mochte keinen Regen, das hatte Robin schon früher festgestellt, und in seinem momentanen Zustand setzte ihm das Wetter wirklich zu. Er senkte den Kopf und wurde zunehmend störrischer. Aber Robin ließ nicht zu, dass er stehenblieb.
Für einen kurzen Augenblick kam der Mond zwischen den jagenden Wolken hervor und war sogleich wieder verschwunden. Aber Robin hatte genug gesehen. Das Pferd war krank, viel schlimmer als noch vor einer Stunde. Sein inzwischen so wohlgeformter Leib wirkte hager und gebeugt, und es keuchte regelrecht. Sein Fell war nass vom Regen. Robin konnte nicht sagen, ob es noch schwitzte, aber die Augen waren trüb und milchig. Und dann blieb Argos endgültig stehen, ein Schaudern durchlief seinen Körper, und er legte sich hin.
„Nein.“ Robin gefiel der Klang seiner Stimme nicht. Panik lauerte darin. „Steh auf, du Faulpelz. Los, steh wieder auf!“
Er nahm die Leine in beide Hände, stellte sich breitbeinig vor das Pferd und zog. Aber es nützte nichts. Es schien, Argos würde sich eher den Kopf abreißen lassen, bevor er wieder aufstand. „Steh doch auf, du verdammter Klepper! Los, beweg deinen Arsch!“
„Robin?“
Er fuhr herum. Es war Isaac. Ohne Mantel und barfuß, ganz und gar durchnässt, genau wie er selbst. Er
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