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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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hielt eine schützende Hand über die kleine Flamme der Öllampe. Im schwachen Licht wirkte sein Gesicht bleich, und seine Augen waren riesig. „Was treibst du hier? Ich wurde wach und musste pinkeln, und da hab ich gesehen, dass du nicht da warst. Ich dachte …“
    „Oh, Isaac, halt keine Reden, hol Conrad. Schnell! Ich glaube, der verdammte Gaul will verrecken.“ Seine Stimme versagte.
    Isaac drehte sich um und rannte.
    Robin spürte eine Art Erleichterung, aber keinen Trost. Zu spät, raunte eine dünne, herzlose Stimme in seinem Kopf. Jetzt ist es zu spät. Du hättest Conrad gleich holen sollen. Mutlos hockte er sich zu Argos herunter. Der lag mühsam atmend am Boden, seine mächtige Brust hob und senkte sich viel zu schnell. Robin ahnte mehr als er sah, dass er sich auf die Seite legen wollte.
    „Nein, nicht auch das noch. Kommt nicht in Frage.“ Er begann, wieder an der Leine zu zerren. „Los, steh auf! Komm schon, steh wieder auf, du stures Mistvieh! Oh, lieber Gott im Himmel, mach, dass er wieder aufsteht. Bitte, mach, dass er wieder aufsteht …“
    Aber seine verzweifelten Gebete blieben unerhört.
    Es kam ihm vor wie Stunden, aber in Wirklichkeit waren es nur wenige Minuten, bis Isaac mit Conrad zurückkam. Conrad sprang über das Gatter, Isaac folgte langsamer, immer noch mit der Hand über der Lampe.
    Conrad hielt neben Robin an. „Was ist passiert?“
    „Ich weiß nicht. Er ist krank. Er zitterte und hatte Fieber. Und er wollte sich hinlegen. Da hab ich …“
    „Isaac, komm her mit dem Licht.“
    Isaac trat zu ihnen. „Sind es Koliken?“
    Was für ein schreckliches, unheilschwangeres Wort, dachte Robin. Er wusste nicht, was es bedeutete, aber es machte ihm Angst.
    Conrad nahm Isaac die Lampe ab, hockte sich neben Argos ins nasse Gras und betrachtete ihn im schwachen Lichtschein. Die schwarzen Locken klebten an seinen Wangen, sein zernarbtes Gesicht wirkte fahl. Argos wieherte schwach, fast unhörbar. Sein Kopf bewegte sich langsam, als wolle er sich noch einmal aufrichten. Aber es sah nur so aus. Er ließ den Kopf kraftlos wieder zurücksinken und atmete flach. Schließlich stand Conrad auf. Er gab Isaac die Lampe zurück.
    „Wir können nichts tun“, sagte er leise.
    „Aber … wieso nicht?“ Robin hörte selbst, wie schrill seine Stimme klang. „Was ist denn mit ihm?“
    „Es ist, wie Isaac sagt. Koliken.“
    „Aber …“
    Conrad schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. „Du hast genau das Richtige getan, Robin. Aber jetzt, da er liegt, wird nichts ihn dazu bewegen, wieder aufzustehen.“
    Robin öffnete den Mund, um zu protestieren und schloss ihn wieder. Seine Kehle war eng.
    „Es ist nicht deine Schuld, Junge“, versicherte Conrad eindringlich. „Du hast getan, was du konntest. Und jetzt geh. Sieh zu, dass du ins Trockene kommst. Ich bleibe bei ihm.“
    „Nein.“
    „Tu, was ich dir sage. Isaac, nimm ihn mit.“
    Isaac legte Robin wortlos die Hand auf den Arm.
    Robin schüttelte ihn mit einer heftigen Bewegung ab. Er hörte ein seltsames Summen in seinem Kopf. Er machte zwei unsichere Schritte auf den großen, am Boden liegenden Körper zu, der außerhalb des Lichtkreises der Lampe im Dunkeln war. Der Regen hatte nachgelassen.
    Conrad trat neben ihn. „Es ist mein Ernst, Robin. Du wirst jetzt gehen. Du kannst nichts tun, und ich erlaube nicht, dass du zusiehst.“
    Robin hörte ihn kaum. Er antwortete nicht. Langsam kniete er sich wieder neben dem kranken Pferd auf die kalte Erde. Er konnte jetzt nicht einfach so weggehen. Er wollte auch nicht. Ihm war nicht mehr kalt. Die Nacht erschien ihm jetzt keineswegs unwirtlich und feindselig.
    Conrad fasste ihn an der Schulter. „Robin, zum letzten Mal …“
    Robin riss sich ohne große Mühe los. „Lass mich.“ Er knurrte fast. Conrad zögerte.
    Robin legte wieder den Arm um Argos’ Hals, genau, wie er es vorhin im Stall getan hatte, und lehnte die Stirn gegen den großen, warmen Pferdekopf. Er schloss die Augen und dachte gar nichts. Er schluckte nicht und atmete nicht, sein Körper stand still. Sein Herz schlug noch. Er glaubte nachher, er habe es in seinem Kopf pochen hören. Sein Herz oder irgendetwas anderes. Seine Hand griff wie von selbst nach der Leine des Halfters. Seine Finger schlossen sich darum. Dann bewegte er sich.
    „Oh mein Gott, Conrad, sieh dir das an!“ Isaacs Stimme war halb erstickt. „Er steht auf! Er steht wieder auf!“
    Argos’ Leib zitterte wieder. Sein Kopf hing erschöpft herab, und es war

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