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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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haben, schenkte ihm niemand besondere Beachtung, als er morgens am Dorfbrunnen verkündete, was er beobachtet hatte. „Mindestens zwanzig, wenn nicht dreißig Ritter. Alle in goldenen Rüstungen. Und an ihrer Spitze ein gewaltiger Recke. Sein Schwert war so lang wie meine beiden Arme zusammen. Das Heft und die Scheide waren mit Edelsteinen besetzt, glaubt mir, sie funkelten so richtig im Regen …“
    „Ja, ja.“ Winifred, die Frau von Matthew dem Schmied, brummte ungehalten. „Es war der Regen, den du hast funkeln sehen. Und die Ritter sind aus deinem Weinschlauch gekommen.“
    „Nein, Winifred, glaub mir, sie sind gekommen. Unser neuer Lord mit einem ganzen Zug Ritter. Wenigstens dreißig, wenn nicht vierzig.“
    „Und wann soll das gewesen sein?“, verlangte Winifred zu wissen. „Matthew war noch nachmittags oben auf der Burg, weil nämlich eins der Tore schadhaft ist. Aber als er zurückkam, hatte er nichts von deinen Neuigkeiten gehört.“
    „Und trotzdem war es so. Es war spät, schon Nacht. Du wirst ja sehen, dass ich recht hatte. Ein Heer von Rittern. An die fünfzig.“
    Winifred nahm ihren Eimer auf und wandte sich ab. „Du schwätzt nur dummes Zeug.“
    Oswald öffnete den Mund, um zu protestieren, aber als er sah, dass sie wirklich gehen würde, wechselte er eilig das Thema. „Winifred, gibst du mir einen Farthing?“
    Sie griff bereitwillig in ihre Schürzentasche, holte eine kleine Münze hervor und warf sie ihm zu. „Da. Versauf es nicht gleich wieder.“
    „Gott bewahre, Winifred …“
    „Ja, Gott bewahre mich vor deinem Geschwätz!“ Sie ging davon.
    Aber Oswald hatte nicht gelogen, höchstens ein wenig übertrieben. Geoffrey Dermond, ein verdienter Ritter des Schwarzen Prinzen, der bislang nur ein winziges Lehen in der Nähe von Guinsborough im Norden gehalten hatte, war am späten Abend mit siebzehn seiner besten Leute als der neue Earl of Waringham nach Waringham Castle gekommen, um endlich die Früchte seiner jahrelangen, treuen Dienste zu ernten. Er fand auf seiner Burg einen Haufen ungehobelter Gesellen, die auf Geheiß des Erzbischofs dort seine Ankunft abgewartet hatten. Geoffrey bezahlte sie aus und wies ihnen die Tür. Am Morgen schickte er zwei seiner Männer ins Dorf, um den Reeve und den Bailiff zu finden, die ihn mit den Gegebenheiten seines Lehens vertraut machen sollten. Sie kamen, sobald sie der Ruf des neuen Lord erreichte. Geoffrey Dermond war ein Mann des Schwertes, von Landwirtschaft wusste er nichts. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis er verstand, was die Quelle seines neuen Reichtums war. Und noch vor Mittag begab er sich zu den Stallungen.
    Wie jeder Ankömmling kam er zuerst zu den Stuten. Dort herrschte eine friedliche, fast schon winterliche Stille; die Stalltüren waren fest verschlossen, und er entdeckte keine Menschenseele. Langsam ging er weiter. Seine langen Beine schritten weit aus, und sein schwerer Schritt hallte zwischen den Boxen. Es schien das einzige Geräusch weit und breit. Er kam an einer großen Scheune vorbei in einen zweiten Hof. Auch hier war es still, auch hier waren alle Stalltüren geschlossen. Bis auf eine. Er hörte Hufestampfen und eine leise, helle Stimme, die etwas murmelte.
    Ohne Eile trat er an die offene Tür und spähte hinein. Drinnen entdeckte er einen gutgewachsenen, jungen Apfelschimmel und einen blonden Jungen, der ihn striegelte.
    „Jesus, warum musst du dich immer in deinem eigenen Dreck wälzen, Argos? Wie soll ich das je sauber kriegen, he?“
    „Man sollte wirklich meinen, er müsste sehen, wo er sich niederlässt“, bemerkte Geoffrey.
    Der Junge wandte sich zu ihm um, schien einen Moment erstaunt über seine Erscheinung und kam einen Schritt näher. „Sir?“
    „Wegen des Namens. In der Geschichte heißt es, er hatte hundert Augen.“
    Robin lächelte. Ja stimmt, dachte er, doch sie haben ihm nichts genützt. Am Ende war er so blind wie dieser Tollpatsch hier. So passt der Name dann doch. Aber das sagte er nicht. Er legte die Bürste beiseite. „Wollt Ihr zu Conrad, Sir?“
    „Ist das der Stallmeister?“
    „Ja.“
    „In dem Fall, ja.“
    Robin schob Argos beiseite, zwängte sich an ihm vorbei und trat nach draußen. „Ich werde ihn holen, wenn Ihr einen Moment warten wollt.“ Er schloss und verriegelte die untere Türhälfte.
    Geoffrey sah ihm über die Schulter. „Einen kräftigen Kerl hast du da, Junge.“
    Robin grinste stolz. „Oh, er wächst noch, Sir.“
    „Tatsächlich?“
    „Ich denke

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