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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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hart.“
    Margery schwieg erstaunt. Sie fand, ihr Vater war auch manchmal hart zu ihr. Oft. Aber das war kein Grund, ihn zu fürchten. Sie liebte ihren Vater sehr, und mit ihren wirklich großen Kümmernissen ging sie eher zu ihm als zu ihrer Mutter.
    „Warum bist du deiner Mutter dann so böse?“
    „Es war dein Onkel, der meinen Vater so hart und bitter gemacht hat. Ohne ihn wäre er bestimmt ganz anders gewesen. Dein Onkel hasst mich, wie er meinen Vater gehasst hat. Und sie geht mit ihm ins Bett !“
    Margery seufzte tief. „Mortimer, lass uns die Sache in Ruhe überdenken. Irgendwas stimmt nicht.“
    „Nein. Nichts stimmt mehr. Für mich ist kein Platz mehr in Waringham. Es gehört jetzt ihm und deinem verdammten Cousin Raymond.“
    „Aber Raymond gibt sich so große Mühe, dein Freund zu sein. Gestern hat er dir alle unregelmäßigen Verben vorgesagt. Das war doch nett, oder etwa nicht?“
    Mortimer schwieg ratlos. Er war erleichtert gewesen, als sein Ziehbruder ihm aus der Klemme half und ihn vor dem Zorn ihres strengen Lehrers bewahrte, und gleichzeitig hatte er ihn verachtet und verabscheut, weil er sich ihm auf so scheinbar plumpe Weise anbiederte.
    „Raymond ist ein Schwachkopf“, stieß er erbost hervor. „Er würde noch lächeln, wenn ich ihm einen Dolch mitten ins Herz stieße.“
    „Mortimer“, sagte sie beschwichtigend, ohne zu ahnen, dass ihr Tonfall exakt dem ihrer Mutter glich. „Jemand ist noch lange kein Schwächling, nur weil er jemand anderem zu helfen versucht. Was stört dich nur so daran?“
    Das konnte sie wirklich nicht verstehen. Seit zwei Monaten nahm sie nun am Unterricht ihres Cousins und ihres alten Freundes teil, und auch wenn sie als Mädchen von Vater Nicholas’ Disziplinarmaßnahmen meistens verschont blieb, hatte sie doch schon manches Mal gedacht, dass es hilfreich wäre, sich gegen ihn zusammenzutun. Raymond hatte oft genug signalisiert, dass er bereit war, Mortimer eine brüderliche Hand zu reichen. Aber Mortimer biss nur hinein, wenn sie sich ihm entgegenstreckte.
    „Mein Vater würde mir niemals verzeihen, wenn ich mit einem von ihnen gemeinsame Sache machte.“
    „Das ist doch albern. Dein Vater ist tot.“
    „Aber sie haben ihm so großes Unrecht getan! Mein Vater war vielleicht nicht perfekt, aber er war mein Vater. Und es ist schändlich, wie schnell meine Mutter ihn vergessen hat.“
    „Aber das hat sie ja gar nicht.“
    „Was meinst du?“
    Margery wusste nicht ganz genau, was sie meinte. Doch sie erinnerte sich an ein Gespräch zwischen ihrer Mutter und seinem Vater, das sie wirklich völlig unbeabsichtigt belauscht hatte.
    “Was hast du plötzlich gegen deine Frau, Mortimer?“
    “Sie denkt, sie sei etwas Besseres als ich.“
    “Und woher willst du das wissen?“
    “Sie findet unsere Gesellschaft hier langweilig.“
    “Hat sie das gesagt?“
    “Nein. Das ist nicht nötig. Immerzu liest sie in Büchern. Und ich weiß, dass sie mich belächelt …“
    “Du bist nur unsicher. Reiß dich zusammen und sei ein bisschen netter zu ihr.“
    “Wozu? Sie hat ihre Rolle gespielt. Ich habe einen Erben, und dein Bruder kann sich in sein Schwert stürzen. Er wird Waringham nie wiederbekommen.“
    “Aber sie ist deine Frau! Nicht nur ein Mittel zum Zweck gegen meinen Bruder.“
    “Doch. Genau das ist sie. Von mir aus kann sie morgen die Pest holen. Mir ist es gleich …“
    „Mortimer“, flüsterte Margery. „Dein Vater hatte nicht viel übrig für deine Mutter. Aber mein Onkel schon. Er hat sie schon lange ins Herz geschlossen, glaub ich. Dein Vater war zu deiner Mutter … hart, wie zu dir. Was ist so schändlich daran, wenn sie erleichtert ist wie du?“
    „Mein Vater war immer zuvorkommend und rücksichtsvoll zu ihr. Ich hab’s selbst gesehen.“
    „Aber wie war er, wenn du nicht dabei warst?“, gab sie zu bedenken.
    „Ich … ich weiß nicht.“ Er schlang die Arme um ihren Hals. Er weinte nicht mehr, aber er fand es wohltuend, sein heißes Gesicht an ihrer Schulter zu verbergen.
    Raymond stieg lautlos die Leiter hinauf. Die Wachen am Tor hatten ihm berichtet, dass Mortimer die Burg verlassen hatte, und Raymond hatte ihn gesucht. Er war erleichtert, als er ihn auf dem Heuboden entdeckte.
    „Mortimer, Gott sei Dank.“
    Mortimer fuhr zusammen und hob den Kopf. „Und was willst du hier?“
    „Ich hab dich gesucht. Wir müssen doch noch irgendwas essen.“
    „Warum isst du nicht mit deinem wunderbaren Vater und seiner Dame?“, stieß

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