Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
geöffnet. Er trat mitsamt seiner hustenden Last über die Schwelle, ließ Mortimer eilig zu Boden gleiten und stützte seinen Oberkörper, weil es so klang, als wolle er dieses Mal wirklich ersticken.
Raymond sah zu dem Diener auf. „Sir Albert. Hol ihn her, schnell. Und schließ das Tor.“
Der Diener folgte den Anweisungen des jungen Dominikaners ohne zu zögern. Raymond blieb mit Mortimer im Innenhof zurück, und es dauerte nicht lange, bis der Mann mit einem stattlichen, etwas korpulenten Edelmann zurückkam.
„Nun, Bruder?“, erkundigte sich Finley. „Womit kann ich zu Diensten sein?“
Raymond stand auf und warf die Kapuze zurück. „Ich bin es, Onkel, Raymond. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch an mich erinnert …“
„Raymond? Robins Sohn?“
„Ja, Sir.“
Gisberts jüngster Bruder lächelte breit und schloss ihn in die Arme. „Du bist stattlich geworden, mein Junge.“
Raymond erwiderte das Lächeln so gut er konnte. „Verzeiht, dass wir hier einfach so einfallen. Aber mein Freund hier ist furchtbar krank. Ich weiß mir keinen Rat. Meine Stiefmutter und meine Cousine Margery … sie würden mir nie verzeihen, wenn ich ihn nicht heil nach Hause bringe. Aber Mowbray hat uns hereingelegt und …“ Er konnte plötzlich nicht weiter. Er war so müde und so ratlos. Mit einem Mal musste er gegen Tränen kämpfen.
Albert klopfte ihm die Schulter und beugte sich besorgt über Mortimer. „Hm. Er sieht nicht gut aus. Aber sei nur ganz ruhig. Jetzt seid ihr in meinem Haus. Hier seid ihr sicher.“
Raymond schloss für einen Moment die Augen. „Danke, Sir.“
„Komm. Lass ihn uns hineinbringen. Dann brauchst du etwas zu essen. Und ich denke, bevor du mir erzählst, was passiert ist, sollte ich nach einem Arzt schicken.“
Raymond sah ängstlich in Mortimers Gesicht. „Ich wünschte, meine Tante Agnes wäre hier. Sie könnte ihm helfen.“
Albert lauschte einen Moment Mortimers rasselndem Atem und betrachtete das bleiche, fiebrige Gesicht. Dann sah er zur Sonne auf und wandte sich schließlich an den Diener, der sie eingelassen hatte. „Paul, mach dich reisefertig. Du fährst nach England. Und ich wüsste es zu schätzen, wenn du morgen Abend zurück wärest …“
London, September 1397
An Michaelis wurde das Parlament bis ins neue Jahr vertagt. Robin kam von Westminster zurück zu seinem Haus in Farringdon, als die Sonne gerade unterging. Er war müde und aus vielerlei Gründen besorgt, und er wollte nichts weiter, als seine Frau und seine Töchter heim nach Waringham bringen. London machte ihn schwermütig.
Ein livrierter Diener öffnete das Tor und nahm sein Pferd am Zügel. Robin saß ab und winkte einem Knappen, das Tor zu schließen, als ein breitschultriger Dominikaner in einer fadenscheinigen, zu engen Kutte hindurchschlüpfte. Ohne ein Wort glitt er in den Schatten der hohen Mauer.
Robin erkannte ihn an seinem Schritt und seinen großen, schmalen Händen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, aber er gestattete sich nicht einmal ein Lächeln.
„Worauf wartest du, Gerald, schließ das Tor. Folgt mir hinein, Bruder.“
Er überquerte den Innenhof, betrat das Haus und führte seinen Besucher eine Treppe hinauf in einen kleinen Raum auf der Gartenseite des Hauses. Geräuschlos schloss er die Tür und zog seinen Sohn an sich.
„Gott sei gepriesen. Ich hatte euch beinah aufgegeben. Wo ist Mortimer?“
„In Waringham. Er war sehr krank, aber er erholt sich.“
„Ich muss es Blanche sagen. Sie ist halbtot vor Angst …“
„Nein, Vater, bitte, warte noch einen Augenblick.“ Raymond streifte die Kapuze ab und sank müde auf die Bank unter dem Fenster. „Hör mich zuerst an. Vielleicht ist es besser, wenn sie gar nicht erfährt, dass ich hier bin.“
Robin sah in sein ungewöhnlich ernstes Gesicht, kam näher und setzte sich neben ihn. „Was hast du angestellt? Wo zum Teufel habt ihr so lange gesteckt?“
„In Calais. In der Burg. Eingesperrt.“
Robin schwieg betroffen.
„Vater … ich habe etwas Furchtbares mit angesehen. So furchtbar, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich es glauben soll. Würdest du mir erzählen, was während des Parlamentes passiert ist? Sind Arundel und Warwick verurteilt worden? Und Gloucester?“
„Arundel ist tot“, berichtete Robin ruhig. „Lancaster führte den Vorsitz in seinem Prozess. Sie haben sich ein paar hässliche Wortgefechte geliefert, aber die Lords waren einheitlich auf Seiten des Königs. Arundels Bruder, der Erzbischof von York,
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