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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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…“ Er hustete.
    Raymond legte einen Arm um seine Mitte und stützte ihn. „Komm. Immer ein Fuß vor den anderen. Wenn du nicht mehr kannst, trage ich dich.“
    Mortimer nickte wortlos. Er hatte das Gefühl, er konnte schon jetzt nicht mehr.
    Langsam, eng umschlungen wie ein Liebespaar, bewegten sie sich den verlassenen Gang entlang und die erste Treppe hinauf. Oben angekommen, sackte Mortimer ohne einen Laut in sich zusammen. Raymond hievte ihn sich über die Schultern, und das verrückte Gefühl, eine vertraute Situation noch einmal zu erleben, verschlimmerte sich.
    An der zweiten Treppe war ebenfalls alles still. Die Tür zu Gloucesters Quartier war jetzt verschlossen, und es war niemand in der Nähe.
    „Weiter als bis hier bin ich nicht gewesen, Mortimer“, flüsterte er. „Von hier an müssen wir auf unser Glück vertrauen.“
    Mortimer gab keine Antwort.
    Raymond trug ihn die Stufen hinauf und fand sich in einem großen Raum mit strohbedeckten Steinfliesen, der neben der Halle liegen musste. Drei Wachen saßen an einem Tisch und würfelten.
    „Nanu, Vater“, sagte einer. „Was bringt Ihr denn da?“
    „Einer von diesen Knappen, die Lancaster geschickt hatte.“
    „Ist er tot?“
    „Ich fürchte ja, mein Sohn. Zu kalt und feucht da unten. Der Sergeant sagte, ich könne ihn mitnehmen, so dass er bei uns ein anständiges Begräbnis bekommt.“
    Der Soldat erhob sich und hielt ihm höflich die Tür auf, ohne einen zweiten Blick auf Mortimer zu werfen. „Gott segne Euch für Eure Mildtätigkeit. Habt Ihr ein Pferd?“
    Gute Frage, dachte Raymond. Aber jetzt galt es erst einmal, den Mann loszuwerden, ehe Mortimer der nächste Hustenanfall überkam.
    „Ja, danke, es wird schon gehen.“
    Von guten Wünschen begleitet verließ er die Wachen, durchschritt, so schnell er konnte, die Vorhalle und trat hinaus in den Burghof. Am Tor interessierte sich niemand für sie. Mit nervösen Stichen im Bauch trug Raymond seine Last über die Zugbrücke und war unendlich erleichtert, als er zwischen den ersten Häusern der Stadt verschwinden konnte.
    Es war ein warmer, goldener Septembermorgen. Auf den Straßen und Plätzen war noch nicht viel Betrieb. Raymond hielt an einem öffentlichen Brunnen an und ließ Mortimer von seinen Schultern gleiten. Als er ihn ansah, verstand er, warum Mortimer seine Rolle als Leiche so glaubhaft gespielt hatte. Er war ohnmächtig.
    Raymond nickte einem Jungen in Lumpen zu, der am Brunnenrand nach Münzen suchte, die Leute dort verloren haben mochten.
    „Sei so gut, zieh mir einen Eimer Wasser herauf.“
    Der Junge tat willig, was er sagte. „Hier, Vater.“
    „Danke.“ Raymond schöpfte Wasser und kühlte Mortimer die Stirn. Mortimer regte sich und hustete erstickt.
    „Oh. Klingt furchtbar“, bemerkte der Junge. „Meine Schwester Claire klang genauso. Sie ist tot.“
    Raymond lächelte ihn an. „Mit Gottes Hilfe kriegen wir diesen jungen Mann hier durch. Wie ist dein Name?“
    „Roland, Vater.“
    Raymond fischte eine einsame Münze, einen Farthing aus der Ärmeltasche der erbeuteten Kutte. „Geh mit Gott, Roland.“
    Der Junge trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück. „Danke, Vater. Mutter erlaubt nicht, dass ich bettel.“
    „Hast du ja gar nicht. Du kannst es nehmen.“
    „Aber ich habe nichts getan, um es zu verdienen.“
    „Hm. Du könntest mir sagen, welche englischen Edelleute derzeit hier in Calais sind. Das wäre ein großer Dienst. Du kommst doch sicher viel in der Stadt herum.“
    Roland nickte und dachte kurz nach. „Nicht viele. Die meisten sind schon aufgebrochen zum Parlament nach Westminster.“
    „Oh. Natürlich.“
    „Lord Mowbray, der Befehlshaber der Garnison ist noch hier, er ist der Earl of Nottingham. Es heißt, er reist morgen ab. Ansonsten niemand von hohem Rang. Nur Melville, Finley und der junge Grosmount.“
    „ Finley ?“
    „Sir Albert Finley, Vater. Er verwaltet das Wolllager des Königs hier in Calais.“
    Raymond sah kurz auf Mortimer hinab. „Ist es weit bis zu seinem Haus?“
    „Nein. Gleich am Hafen.“
    „Würdest du mich hinbringen?“
    Roland nickte willig, steckte den Farthing ein und winkte ihn eine schmale Gasse hinunter.
    Es war ein mühsamer Weg, Mortimer schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Aber Roland hatte die Wahrheit gesagt, es war nicht weit. Er brachte sie an das Tor des großen Hauses, das wie eine Kaufmannsvilla aussah, verbeugte sich artig und stob davon.
    Auf Raymonds energisches Klopfen wurde bald

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