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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Dominikaner trat ein. Er schlug die Kapuze zurück und trat auf sie zu. Raymond sah, dass der Bruder nicht viel älter war als er selbst; der Haarkranz um die Tonsur war blond.
    Vor Raymond schlug er ein Kreuzzeichen. „Gott sei mit dir, mein Sohn.“
    „Ich habe seinen Beistand bitter nötig, Vater.“
    Der Mönch beugte sich über sie und nahm Mortimers Handgelenk. Dann legte er die Hände auf sein Gesicht, zog seine Lider herunter und betrachtete seine Iris. Mortimer schien nichts davon zu bemerken. Er befand sich in einem seltsamen Halbschlaf.
    Schließlich richtete der Bruder sich wieder auf und sah Raymond stirnrunzelnd an. „Das hier ist jenseits meiner Heilkunst.“
    Raymond schluckte mühsam. „Ihr glaubt, er wird sterben?“
    „Die Feuchtigkeit hat sich in seinen Lungen eingenistet.“
    „Ja oder nein?“
    „Ja.“
    „Würdet Ihr ihm die Letzte Ölung erteilen?“
    „Wenn er zuvor beichtet, sicher.“
    „Beichten? Er kann nicht beichten, er ist nicht bei sich …“
    „Nun, dann wollen wir hoffen, dass er noch einmal aufwacht. Ich werde eine Weile bleiben und mit euch beten.“
    „Danke, Vater.“
    Raymond ließ Mortimer auf den feuchten Boden gleiten, bewegte seine steifen Glieder und streckte die Beine aus. Er musste es mit den Händen tun, die Beine gehorchten ihm nicht. Und sie fingen schlagartig an zu kribbeln. Er senkte den Kopf und lauschte der wohlklingenden Stimme des Bruders. Die Gebete, die er kannte, sprach er mit.
    Nach ungefähr einer Stunde wachte Mortimer auf. Blinzelnd sah er in das fremde Gesicht über sich.
    „Beichte, mein Sohn, damit wir dich geläutert deinem Schöpfer empfehlen können.“
    Mortimer schloss die Lider. „In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden …“ Einer dieser erstickenden Hustenanfälle machte seiner Beichte ein jähes Ende.
    Raymond stand auf, um ihm Wasser zu holen. Der Krug stand neben der Tür. Er hob ihn hoch und fand, dass das Gefäß leer war.
    „Beichte deine Sünden“, wiederholte der Bruder eindringlich. „Auf dass du ihre schwere Last nicht mit in die nächste Welt tragen musst. Denn am Tage des Gerichts werden die Seelen gewogen, mein Sohn, und die Sündigen gehen in die ewige Verdammnis, in Verzweiflung werden sie brennen in den grauenvollen Qualen des Höllenfeuers auf immerdar.“
    Mortimer schluchzte leise. „Nur weil er sich so gefürchtet hat“, stammelte er angstvoll. „Darum hat er den Gürtel genommen …“
    „Du hast einen Gürtel gestohlen? Erzähl mir alles, mein Sohn.“
    Lass ihn doch in Frieden, dachte Raymond unglücklich.
    „Er hat nichts gestohlen“, versicherte er. „Er denkt an eine Geschichte. Er ist verwirrt. Er … hat zuletzt gebeichtet, ehe wir hierher aufgebrochen sind, und seither hatten wir wenig Gelegenheit zu sündigen. Bitte, Vater, lasst ihn nicht ungetröstet sterben.“
    Der Dominikaner bedachte ihn mit einem Stirnrunzeln. „Wir alle sündigen jeden Tag hundertmal, und sei es nur in Gedanken.“ Er beugte sich wieder über den Kranken. „Lass es uns noch einmal versuchen.“
    „Er hat allen Versuchungen widerstanden“, murmelte Mortimer. „Nur den Gürtel hat er behalten.“
    „Was für einen Gürtel?“
    „Grün.“
    Raymond sah über die Schulter des Geistlichen hinweg Mortimers angsterfüllte, unruhige Augen. Er rang mühsam um Atem, und große Schweißtropfen liefen über sein Gesicht. Oder vielleicht waren es auch Tränen.
    Raymond hielt den leeren Krug immer noch in der Hand. Und ohne einen klaren Gedanken zu fassen, hob er ihn hoch und schlug ihn dem Dominikaner über den Schädel. Der Krug zerbarst, und der Bruder kippte bewusstlos zur Seite.
    Gott, vergib mir, dachte Raymond zerknirscht. Was er getan hatte, machte ihn schaudern, aber er schämte sich nicht. Er zog den Bruder an den Armen auf die andere Seite der Tür, so dass man ihn nicht gleich sah, wenn man eintrat, und beugte sich dann über seinen Freund.
    Mortimer blinzelte verständnislos. „Wo ist er?“
    „Er musste plötzlich fort.“
    Mortimer packte sein Handgelenk mit erstaunlicher Kraft. „Hat er mich von meinen Sünden losgesprochen? Oder … bin ich auf dem Weg in die Hölle?“
    „Was hättest du da zu suchen? Mach dir keine Sorgen. Du bist so wenig auf dem Weg in die Hölle wie ins Paradies. Ich bring dich jetzt hier raus.“
    „Wie?“
    „Lass mich nur machen. Schlaf. Es wird noch ein Weilchen dauern.“
    Mortimer schloss die Augen. „Gibt’s Wasser?“
    „Nein. Wenn ich kann, besorge ich dir

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