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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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neues.“
    Er wandte sich ab, ging zu dem reglosen Dominikaner zurück, zog erst sich selbst und dann den leblosen Körper aus. Der Bruder atmete flach, zeigte aber keine Anzeichen, dass er bald aufwachen würde. Raymond schlüpfte in seine Kutte. Ich komme auf meinen Vater, dachte er und unterdrückte ein hysterisches Kichern. Dann zog er dem Bruder sein Hemd, Hosen, Wams und Schecke an, nur die Stiefel behielt er. Das Unterhemd riss er in lange Streifen, die er benutzte, um ihn zu fesseln und zu knebeln. Dann zog er die Kapuze tief ins Gesicht und klopfte an die Tür.
    Ein Soldat öffnete ihm, und er trat hinaus.
    „Seid Ihr hier fertig, Vater?“
    „Das Werk des Herrn ist nie vollendet, mein Sohn“, murmelte Raymond. Er sah sich verstohlen um. Links zweigte ein Gang ab, aus dem schwaches Licht schien, aber außer der Wache war niemand in der Nähe.
    „Findet Ihr den Weg?“, fragte der Soldat höflich.
    „Ja. Seid so gütig und holt noch einen Krug Wasser für den Kranken. Er leidet furchtbaren Durst.“
    Der Mann wandte sich mit einem willigen Nicken ab. Raymond näherte sich ihm lautlos von hinten, verschränkte die Finger ineinander und schlug ihn mit aller Kraft in den Nacken, gleich unterhalb des Helms. Es funktionierte. Der Wachsoldat sank lautlos in sich zusammen.
    Raymond sah über die Schulter. Nichts zu hören, nichts zu sehen. Er sperrte den Soldaten zu Mortimer und dem bedauernswerten Bruder und verriegelte die Tür von außen. Dann begab er sich auf einen Erkundungsgang.
    Er wandte sich nach links und kam bald in einen von Fackeln erhellten Wachraum, von dem aus eine Treppe nach oben führte. Zweifellos die Richtung, in die er wollte. Behutsam und möglichst lautlos stieg er hinauf. Am Ende der Treppe war ein weiterer Wachraum, offenbar immer noch in einem Geschoss unter der Erde. Vermutlich halten sie hier die Gefangenen von Rang, die keine nassen Füße kriegen dürfen, dachte er bitter. Er wandte sich nach rechts auf der Suche nach einer weiteren Treppe. Schließlich fand er sie auch. Der Gang verbreiterte sich zu einem quadratischen Raum, mit Türen an zwei Seiten, einer breiten Treppe an der vierten. Eine der Türen war nur angelehnt, Licht schien heraus. Raymond schlich näher, um zu ergründen, wer oder was sich dahinter befand. Soweit es ihm möglich war, wollte er Überraschungen auf ihrer Flucht vermeiden. Er stellte sich an den Türspalt und spähte hindurch.
    In dem schmalen Winkel des Raumes, den er sehen konnte, stand ein Bett. Oben, gleich unter der Decke, war ein winziges, vergittertes Fenster, durch das jedoch nur wenig Licht hereinfiel. Tagesanbruch oder Abend, schloss Raymond, er hatte keine Ahnung, was von beiden es war. An der Wand unter dem Fenster hing ein Kruzifix. Über das Bett gebeugt stand ein Mann, den Raymond auch von hinten mühelos als Thomas Mowbray erkannte. Er stand eigentümlich reglos.
    Raymond dachte, dass es zu riskant war, ihm hier zu begegnen, mit oder ohne Verkleidung, und wollte sich gerade zurückziehen, als Mowbray sich aufrichtete. Zu Raymonds größter Verwunderung hielt er ein großes Federkissen in der Hand. Dann trat er einen Schritt zur Seite und sah auf das Bett hinab. Unter einer kostbar bestickten Daunendecke lag ein Mann mit dunklen, leicht ergrauten Haaren. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr, und sein Gesicht …
    Raymond schloss die Augen und wich langsam zurück. Eine eigenartige Kälte rieselte über seinen Rücken. Das Gesicht des Mannes war bläulich verfärbt, ebenso wie die Lippen, aber Raymond hatte keine Mühe gehabt, es zu erkennen. Der tote Mann in dem Bett war immer der Bruder gewesen, der dem Duke of Lancaster am ähnlichsten sah.
    Kopflos hastete Raymond den Weg zurück, den er gekommen war, zog mit feuchten, zitternden Fingern den schweren Riegel zurück und schlüpfte in ihr Verlies. Als er die Tür hinter sich zuzog, fühlte er sich lächerlich sicher. Alles war ruhig. Bruder und Wachsoldat waren gleichermaßen bewusstlos. Raymond kniete sich neben Mortimer und berührte ihn an der Schulter.
    „Wir müssen sofort weg von hier.“
    Mortimer öffnete die Augen und blinzelte. „Was sagt Ihr, Vater?“
    Raymond schlug die Kapuze zurück. „Ich bin’s. Was denkst du, kannst du aufstehen?“
    „Weiß nicht …“
    „Lass es uns versuchen.“
    Er nahm ihn an den Händen und zog ihn fast rüde hoch. Mortimer stand schwankend an die Wand gelehnt und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    „Das wird nicht gehen

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