Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
tun?“
Robin erkannte den gefährlichen, halb zornigen, halb ironischen Tonfall und sagte leise: „Wollen wir vielleicht lieber draußen drüber reden?“
Elinor stand plötzlich zwischen ihnen. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt. „Vater hat ihm gesagt, er soll mit uns weggehen. Mutter liegt in den Wehen. Es geht ihr sehr schlecht.“
Stephen riss die Augen auf und wandte sich nach einem Augenblick wieder an Robin. „Warum sagst du das nicht gleich?“
„Ich hab’s versucht.“
Stephen schlug ihn noch einmal auf dieselbe Stelle. „Wie redest du eigentlich mit mir, du verfluchter Bastard, du …“
Dieses eine Mal erhob Robin Einwände. „Herrgott noch mal, Stephen, nicht vor den Kindern.“
Stephen verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn unfreundlich an. „Was ist mit Maria?“
„Ich weiß es nicht. Aber es geht ihr wirklich schlecht. Cecily ist bei ihr.“
Stephen überlegte einen Moment. Dann sagte er zu Elinor: „Nimm deine Brüder und geht zu mir nach Hause. Sagt Helen, dass ihr heute Nacht dortbleiben sollt. Und sie soll herkommen. Jemand muss sich um das Essen kümmern.“
Elinor schüttelte den Kopf. „Wir wollen aber bei Robin bleiben. Ich kann das Essen machen.“
Robin war ebenso erstaunt wie Stephen. Elinor war für gewöhnlich ein stilles, fast schüchternes Kind und tat meistens wortlos, was man ihr auftrug. Doch jetzt drückte ihre Miene aus, dass sie sehr genau wusste, was sie wollte.
Stephen machte eine ungeduldige Geste. „Du wirst tun, was ich sage.“
„Ich will aber hierbleiben. Ich will wissen, was mit meiner Mutter ist.“
Robin legte leicht die Hand auf ihren Arm. „Stephen hat recht, Elinor. Ihr müsst doch irgendwo schlafen.“
Sie wischte seinen Einwand mit einer Geste fort. „Wir können hier schlafen.“
Er sah fragend zu Stephen, der nicht mehr so recht zu wissen schien, was er tun sollte. Dann bemerkte er das Blut, das durch Robins Verband drang, und er gab unerwartet nach. „Also schön. Du wirst bei ihnen bleiben. Trag den Arm in einer Schlinge, sonst wird es ewig weiterbluten. Gib auf sie acht, verstanden?“
Robin nickte verwirrt. „Sei unbesorgt.“
Stephen wandte sich zur Tür, die in diesem Moment aufgestoßen wurde. Für einen Augenblick konnten sie den dämmrigen Nachmittag draußen sehen. Ein schwacher Windstoß fegte eine dünne Wolke aus Schnee herein. Dann trat eine schmale, kleine Gestalt über die Schwelle, ganz und gar eingehüllt in einen pelzbesetzten Wollmantel mit Kapuze. Nur ihre Augen waren zu sehen, große, blaue Augen, die sich suchend umsahen. Schließlich sagte eine undeutliche, halb von Wolle erstickte Stimme: „Meine Güte, Robin, ich suche seit Stunden nach dir. Das hier ist ja der reinste Irrgarten!“
Robin starrte sie entgeistert an. „Agnes?“
Sie nahm die Hand vom Kinn, und die Kapuze fiel von ihrem Gesicht zurück. „Was hast du denn gedacht? Ein Weihnachtsengel?“
Er stand auf und ging zu ihr hin. „Du … bist so groß geworden.“ Er lachte verlegen.
Sie sah interessiert in die neugierigen Gesichter um sie herum.
Robin fasste sich. „Ähm, Stephen, das ist meine Schwester, Agnes. Conrad hat erlaubt, dass ich nach ihr schicke.“ Das war zwar nicht ganz richtig, aber fast.
Stephen offerierte ein ganz und gar unerwartetes Lächeln. „Ja, das hat er mir gesagt. Willkommen, Agnes.“ Er nickte ihr freundlich zu und ging hinaus.
Agnes streifte ihren Mantel ab, fuhr sich mit der Hand über die blonden Locken und setzte sich auf die Bank. „Was für ein freundlicher Mann. Wer ist er?“
Robin war sprachlos. Nur zu gut erinnerte er sich an das Willkommen, das Stephen ihm bereitet hatte. Er unterdrückte ein Seufzen und war dankbar, dass Stephens lang gehegter Groll sich anscheinend nicht auf Agnes erstreckte.
Er setzte sich neben sie und drückte kurz ihre Hand. „Ich bin froh, dass du da bist.“
„Und ich erst!“
Sie war ein hübsches Kind mit langen Locken und Augen von der gleichen Farbe wie seine. Ihre Nase war ein bisschen kurz, aber möglicherweise würde sich das mit der Zeit ausgleichen. Auf beiden Seiten dieser kurzen Nase fanden sich ein paar unverwüstliche Sommersprossen. Sie hatte ein energisches Kinn mit einem Grübchen. Vermutlich sehen wir uns ähnlich, dachte er verwundert. Und sie war keineswegs mehr das kleine Mädchen, das er in Erinnerung gehabt hatte.
Die anderen Kinder betrachteten sie neugierig. Sie nickte ihnen zu. „Ich bin Agnes.“
Robin gedachte mit
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