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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Weihnachtsevangelium vor und hielt eine allgemeine Kommunion. Länger als gewöhnlich verharrte er mit dem Rücken zur Gemeinde, und jedes Mal, wenn Robin glaubte, der Pfarrer werde jetzt langsam zum Ende kommen, stimmte dieser ein neues Gebet an.
    Bei keinem von ihnen wollte sich die rechte Weihnachtsstimmung einstellen. Sie lauschten andächtig der vertrauten Geschichte von dem Stall in Bethlehem, der Krippe, den Hirten und den Engeln, aber ihre Gedanken kehrten allenthalben zu einer anderen Mutter und einem anderen, nicht göttlichen Kind zurück. Als Gernot sie endlich mit seinem Segen entließ, drängten sie sich mit einiger Erleichterung zur Tür und in die eisige, sternklare Nacht hinaus. Stephen stand draußen mit seiner Frau Helen, die ihren kleinen Edgar im Arm hielt. Sie warteten auf sie.
    „Und?“, fragte Stephen besorgt.
    Die Frage war an niemand im Besonderen gerichtet, und schließlich antwortete Cedric: „Noch nichts Neues.“
    „Sollte ich nicht lieber mitkommen?“, schlug Helen vor. Sie war eine runde, blonde, freundliche Person. Robin kannte sie kaum, aber er mochte sie gern. Und er bedauerte sie ob ihres übellaunigen Mannes.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das ist nicht nötig. Meine Schwester ist da und hilft Cecily.“
    Stephen sah überrascht auf, zuckte dann die Achseln und scheuchte sie mit einer Geste fort. „Dann geht nach Hause und legt euch schlafen.“
    Sie machten sich auf den Weg. Um sie herum standen Menschen in der Dunkelheit zusammen und wünschten sich ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ein paar junge Burschen zogen über den Dorfplatz und sangen Weihnachtslieder, eher laut als schön. Vater Gernot ignorierte sie nachsichtig. Wenn er solcherlei Frivolitäten in seiner Kirche auch strikt verbot, hier draußen drückte er ein Auge zu, obschon der Erzbischof angeordnet hatte, das respektlose Absingen von Weihnachtsliedern unter keinen Umständen zu dulden.
    Sie stapften schweigend durch den Schnee und verließen das Dorf. Robin stolperte hin und wieder. Als sie den Mönchkopf hinaufstiegen, kam ihnen Agnes aus der Dunkelheit entgegen. Sie lief, und sie war außer Atem.
    Oh nein, dachte Robin verzweifelt. Bitte nicht.
    Sie hielt keuchend vor ihnen an. „Robin, wo finde ich einen Priester?“
    Er schluckte trocken. „Ist Maria …“
    „Nein, das Kind. Das erste. Es kam tot zur Welt. Aber es kommt noch eins.“
    Robin fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Geh zurück, Agnes. Ich hole Vater Gernot.“
    „Ich komme mit dir“, bot Isaac an, und Robin war froh. Zusammen gingen sie zurück ins Dorf.
    Gernot stand noch vor der Kirche und sprach mit ein paar Bauern. Als Robin ihm leise erklärte, was geschehen war, verabschiedete er sich hastig und eilte zurück in die Kirche. „Wartet hier. Ich brauche Weihwasser. Wir wollen das arme Seelchen ordentlich taufen.“
    Isaac und Robin standen in der Kälte und waren in düstere Gedanken versunken. Gernot kam schnell zurück und ging voraus. „Seid nicht so niedergeschlagen. Jedes Kind, das in dieser Nacht geboren ist, ist gesegnet.“
    Sie nickten traurig.
    „Vielleicht bleibt ja das andere am Leben“, sagte Isaac hoffnungsvoll.
    Conrad saß am Tisch, als sie eintraten. Er hielt ein winziges, in Tücher gewickeltes Bündel im Schoß und starrte darauf hinab.
    Gernot räusperte sich. „Gott sei mit dir, Conrad.“
    Er sah auf. „Nein, Vater.“
    „Wie bitte?“
    „Gott ist heute ganz sicher nicht mit mir.“
    „Versündige dich nicht, Mann. Du hast vier gesunde Kinder, über die du glücklich sein solltest.“
    „Ja, vier hat er uns gelassen. Und das hier ist das dritte, das er uns nimmt. Ausgerechnet in dieser Nacht …“
    Robin und Isaac wechselten einen unbehaglichen Blick. Das war eine ungewöhnliche Rede für den wortkargen Stallmeister.
    „Besser, du sagst nichts mehr“, riet Vater Gernot frostig. „Gib mir das Kind.“
    Conrad stand langsam auf, trat zu ihm hin und sah auf das kleine Bündel in seinen Händen. Robin konnte das Kind nicht erkennen, es war gänzlich eingehüllt, aber es erschien ihm kleiner als normale Neugeborene. Vielleicht, weil es Zwillinge waren. Vielleicht, weil es irgendwann gestorben und nicht weiter gewachsen war. Er wollte es lieber nicht wissen. Und er wollte es nicht ansehen.
    „Ein Mädchen“, sagte Conrad, als habe jemand gefragt.
    „Was ist mit Maria?“, erkundigte sich Gernot, der ebenfalls noch nicht den Mut zu haben schien, das tote Kind anzusehen.
    Conrad schüttelte

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