Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
kann und er mir nicht gehört. Besser, ich gewöhne mich daran. Sonst wird es mir jedes Jahr so ergehen.
„Robert!“
Er wandte sich um. Vor ihm stand der Earl of Waringham, und er machte ein finsteres Gesicht.
Robin verneigte sich. „Mylord.“
Geoffrey stemmte die Hände in die Seiten. „Wie ich höre, bleibst du seit Wochen dem Unterricht fern.“
„Ich war verletzt.“
Waringham winkte ärgerlich ab. „Davon habe ich gehört. Mein Junge, ich kenne mich aus mit Schwertwunden, glaub mir. Entweder, der Arm wäre brandig geworden, dann wärst du jetzt tot oder einarmig wie Philip. Oder aber er ist verheilt. Wie ich sehe, lebst du noch und hältst in jeder Hand einen Eimer. Also wirst du heute Nachmittag wiederkommen.“
Robin stellte die Eimer ab. „Nein, Mylord.“
„Was fällt dir ein?“
„Ich hatte die Absicht, zu Euch zu kommen und Euch zu bitten, mich aus dieser Pflicht zu entlassen. Euer Sohn und ich sind ein schlechtes Paar. Wir können nichts voneinander lernen. Es hat keinen Sinn, dass ich wiederkomme.“
„Das zu beurteilen wirst du gefälligst mir überlassen!“
„Das könnt Ihr nicht. Ihr habt nie zugesehen.“
„Du bist doch wirklich ein unverschämter, undankbarer Flegel.“
Robin senkte den Blick. „Es tut mir leid, wenn Ihr es so seht.“
„Ich werde dir sagen, wie ich es sehe: Du hast einen Kratzer abbekommen, und jetzt willst du kneifen. Du bist ein Feigling.“
Alles in Robin rebellierte gegen dieses Wort. Aber er sagte nichts. Vermutlich war es nicht so wichtig, was Geoffrey dachte. Wichtiger war, dass er – Robin – Mortimers Hass nicht länger auf sich zog. Er sah ein, dass die Vernunft es manchmal gebot, wie ein Feigling zu erscheinen. Das war bitter, aber er musste sich eben damit begnügen, dass er selbst den wahren Grund kannte. Und der wahre Grund war nicht Furcht davor, verwundet zu werden. Mortimers Schwertkunst konnte niemandem Angst einjagen. Es waren andere Dinge, die er fürchtete.
„Du bist eine bittere Enttäuschung, Robert. Und ich dachte, wir verstehen uns.“
„Das dachte ich auch.“
„Junge, ich bin froh, dass dein Vater davon nichts wissen muss. Aber um seinetwillen, für sein Andenken, befehle ich dir, dass du weiter an Mortimers Unterricht teilnimmst.“
Robin suchte nach Worten. Wie sollte er Geoffrey deutlich machen, dass sein Sohn ein unberechenbares Ungeheuer war? Dass er ihn um ein Haar umgebracht hätte? Dass Robin nur dann hierbleiben konnte, wenn er ihm aus dem Wege ging?
Er holte tief Luft. „Nein, Mylord.“
„Robert, wenn du noch einmal ‘nein’ zu mir sagst, kannst du was erleben. Ich verbiete dir, mir zu widersprechen! Und wenn du nicht eine Stunde nach Mittag aufkreuzt, lasse ich dich holen.“ Er wandte sich ab.
Robin nickte seinem Rücken nach. „Ich werde hier sein.“
Geoffrey fuhr auf dem Absatz herum. „Verdammt, was ist in dich gefahren? Es ist mein Ernst, du dummer Bengel. Ich schulde es deinem Vater. Und du wirst mir gehorchen!“
Robin erwiderte seinen Blick stumm.
Das steigerte Geoffreys Zorn. „Du meinst, du kannst mir die Stirn bieten, du Grünschnabel? Na warte nur. Wenn ich nach dir schicke, wirst du nicht mehr wissen, wo dir der Kopf steht!“
„Eure Raufbolde machen mir keine Angst, Sir. Die Sorte kenne ich.“
Geoffrey schnaubte wütend. „Nimm den Mund lieber nicht so voll.“
Robin hob leicht die Schultern. „Mein Entschluss steht fest, Mylord. Der Eure auch. Das sind klare Verhältnisse. Es ist noch eine Stunde vor Mittag. Kann ich jetzt weiterarbeiten?“
Geoffrey starrte ihn grollend an, sein großer, zwischen die Schultern gezogener Normannenkopf verlieh ihm das Aussehen eines Bullen. „Also gut. Dann machen wir es anders. Hör gut zu, Robert: Entweder, du findest dich pünktlich zum Unterricht ein, oder ich schicke dich morgen zu den Benediktinern zurück. Such es dir aus.“
Robin war für einen Moment sprachlos. Das war ein unerwarteter Schlag. Diese Gefahr hatte er für endgültig gebannt gehalten. Zurück nach St. Thomas. Was für ein Irrsinn. Es kam ihm geradezu lächerlich vor. Die Vorstellung hatte nicht mehr denselben Schrecken wie noch vor einem Vierteljahr, ging ihm auf. Er war einmal entkommen. Es würde wieder gelingen. Trotzdem. Er würde nicht hierher zurückkehren können. Er würde wieder irgendwo neu anfangen müssen, irgendwo in der Fremde. Und das wollte er nicht. Er dachte eine Weile nach und setzte dann alles auf eine Karte.
„Ich werde kommen“, sagte
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