Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
schwächte Robin seine Gegenwehr weiter ab. Er ließ sich rückwärts drängen, griff nicht mehr an und gestattete Mortimer, sich in eine siegesgewisse Euphorie zu steigern. Jedes Mal, wenn er den Schild ein wenig senkte, betrachtete er Mortimers Gesicht. Es lächelte. Zuerst nur schwach und angespannt. Dann breiter. Je schneller er Robin zurückzwang, umso triumphaler wurde seine Miene.
Robin musste sich vor seinen tückischen Hieben wirklich in acht nehmen; Mortimer hatte seine Strategie der Niedertracht verfeinert. Er tänzelte nicht mehr nervös, sondern schritt entschlossen vorwärts, die Hand fest um das Heft geschlossen, und täuschte meisterhaft.
Er hat ein neues Schwert, ging Robin auf. Natürlich, vermutlich hat er es zu Neujahr bekommen. Eine gute, elegante Waffe, leichter und nicht so roh wie Robins Übungsschwert. Was für einen Unterschied es machte. Und als Mortimer sicher war, er habe den Sieg schon so gut wie errungen, ging Robin in die Offensive.
Er horchte auf den Rhythmus von Mortimers Schlägen auf seinem Schild. Er stellte sich darauf ein. Dann sprang er mit einem Mal einen Schritt nach hinten, stellte den rechten Fuß vor den linken und fing Mortimers Schwert mit seinem ab. Er lenkte die neue, blanke Klinge entlang der seinen nach unten und holte dann aus. Mortimer hatte nicht mehr mit ernsthaftem Widerstand gerechnet und hatte Mühe, seinen Schild rechtzeitig in Position zu bekommen. Robin nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Er durchbrach Mortimers schwache Verteidigung, schlug schräg von unten gegen seinen Schild und hebelte ihn ihm aus der Hand.
Mortimers Schild wirbelte gen Himmel, überschlug sich einige Male und schlug dann mit einem dumpfen Laut auf dem Sand auf.
Mortimer starrte ihm fassungslos nach.
Robin warf seinen ebenfalls beiseite. „Was ist? Machen wir weiter oder warten wir auf Philip?“
Statt zu antworten nahm Mortimer das Heft in beide Hände und führte einen fast unvorhersehbaren Schlag von unten.
Ebenfalls mit beiden Händen am Schwertgriff fing Robin den Hieb ab. Die Waffen kreuzten sich direkt über dem Heft, und die Kontrahenten standen sich gegenüber, kaum eine Handbreit Platz zwischen ihnen. Beide stemmten dem anderen ihr gesamtes Gewicht entgegen. Als Mortimer spürte, dass er als Erster würde weichen müssen, nahm er die linke Hand vom Schwert, ballte sie zur Faust und schlug Robin ins Gesicht. Der Aufprall schleuderte Robin zurück. Es fühlte sich an, als habe man ihm die Nase abgerissen, und er spürte Blut über Lippen und Kinn laufen. Aber er konnte noch ungehindert sehen. Wütend griff er wieder mit dem Schwert an.
Mortimers feiger Schlag besiegelte seine Niederlage. Robin hatte alle Strategie vergessen. Er kochte vor Zorn. Und zum ersten Mal erlebte Mortimer, wie viel kräftiger und vor allem wie viel schneller Robin in Wirklichkeit war. Unter den klirrenden Schwerthieben taumelte er rückwärts, kaum mehr in der Lage, seine eigene Waffe zur Verteidigung hochzuhalten. Robins Schwertspitze kam seinem Körper immer näher. Und als er merkte, dass seine Finger am Heft seines Schwertes nachgeben wollten, schrie er: „Schluss! Das ist genug! Hörst du nicht … Wir werden auf Philip warten!“
Robin führte einen letzten, beidhändigen Schlag, der genau von der Seite auf Mortimers Klinge traf. Sie wurde ihm aus den Händen gerissen und fiel weit außerhalb seiner Reichweite zu Boden. Die Wucht hatte Mortimer aus dem Gleichgewicht gebracht, und er landete ohne alle Grazie auf dem Hintern.
Robin stand keuchend über ihm, prägte sich mit sorgsam verborgener Wonne diesen Anblick ein und rammte sein Schwert in den Sand.
Mortimer stand langsam auf. Der Adamsapfel in seinem schmalen Hals arbeitete heftig. Seine grauen Augen waren halb von den Lidern bedeckt. Er sprach kein Wort.
Robin sah zum Tor. Von Philip keine Spur. „Wollt Ihr weitermachen, Sir?“
„Fahr zur Hölle“, knurrte Mortimer mit zusammengebissenen Zähnen. „Scher dich zurück an deine Arbeit.“
Robin fuhr sich kurz mit dem Ärmel über die Stirn und nickte. „Wie Ihr wünscht.“
Er wandte sich ab, immer noch ein bisschen außer Atem, und ging davon. Er war vielleicht zehn Schritte gegangen, als Mortimer sich von hinten auf ihn stürzte.
Robin hatte es natürlich nicht wissen können, aber er hatte gehofft, dass genau das passieren würde. Als er den Luftzug im Nacken spürte, riss er den Kopf nach vorne, fuhr herum und packte mit beiden Händen Mortimers rechten Unterarm.
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