Das Lächeln der Frauen
nun mal Engländer. My
home is my castle - Sie wissen schon. Er lebt sehr zurückgezogen in seinem
Cottage, bastelt normalerweise an seinen Autos rum - er ist den Umgang mit der
Presse doch gar nicht gewöhnt, und er steht einfach nicht gern im Mittelpunkt.
Ich meine, das ... das macht ihn doch gerade so sympathisch ...«
Ich
merkte, wie ich um mein Leben redete. Warum hatte ich nicht einfach gesagt, daß
Robert Miller sich für ein Jahr auf einer Weltreise befand und sein iPhone
nicht dabeihatte?
»Patati,
patata. Hören Sie auf zu quatschen, Andre! Sorgen Sie dafür, daß der Engländer
sich in den Zug setzt, durch den Kanal rauscht, hier ein paar Fragen
beantwortet und ein paar Bücher signiert. Das wird man ja wohl noch erwarten
können. Immerhin war dieser Mann«, er nahm das Buch, warf einen Blick auf die
Rückseite und ließ es dann wieder auf den Tisch vor sich fallen,
»Automechaniker, nein, sogar Ingenieur, bevor er seinen Roman
geschrieben hat. Da wird er ja wohl auch mal in Kontakt mit der menschlichen
Rasse getreten sein. Oder ist er Autist?«
Gabrielle
Mercier, eine der beiden Lektorinnen, kicherte hinter vorgehaltener Hand, ich
hätte die blöde Gans erwürgen können.
»Natürlich
ist er kein Autist«, beeilte ich mich zu sagen. »Er ist nur, na ja, ein bißchen
menschenscheu.«
»Das
ist jeder intelligente Mensch. Seit ich die Menschen kenne, liebe ich
die Tiere. - Wer hat das gesagt? Na? Weiß es jemand?« Monsieur Monsignac
blickte erwartungsvoll in die Runde. Selbst jetzt konnte er es nicht lassen,
seine Bildung unter Beweis zu stellen. Er war auf der École Normale
Supérieure gewesen, der Eliteschule von Paris, und es verging nicht ein Tag
in unserem Verlag, an dem nicht irgendein bedeutender Philosoph oder
Schriftsteller zitiert wurde.
Seltsamerweise
funktionierte das Gedächtnis von Monsieur Monsignac sehr selektiv. Während er
die Namen der großen Literaten, Denker und Goncourt-Preisträger mühelos behielt
und uns alle mit Sprüchen und Zitaten nervte, tat er sich in bezug auf
Unterhaltungsliteratur äußerst schwer. Entweder wurde der Name eines Autors
sofort vergessen, und dann hieß es nur noch »dieser Mann« oder »dieser
Engländer« oder »dieser Da-Vinci-Code-Schreiber«, oder er erging sich in
aberwitzigen Verdrehungen wie Lars Stiegsson (Stieg Larsson), Nicolai Bark
(Nicholas Sparks) oder Steffen Lark (Stephen Clarke).
»Ich
halte ja nicht so furchtbar viel von amerikanischen Autoren, aber warum haben
wir eigentlich keinen Steffen Lark im Programm?« hatte er vor zwei Jahren in
die Runde gebellt. »Ein Amerikaner in Paris - das scheint ja heute auch noch
bestens zu funktionieren!«
Ich
war derjenige, der sich um die englischsprachigen Bücher kümmerte, und ich
hatte ihn behutsam darauf aufmerksam gemacht, daß es sich bei Steffen Lark um
einen Engländer handelte, der in Wirklichkeit Stephen Clarke hieß
und mit großem Erfolg witzige Bücher über Frankreich schrieb.
»Witzige
Bücher über Paris. Von einem Engländer. So, so«, hatte Monsieur Monsignac
gesagt und mit seinem großen Kopf gewackelt. »Hören Sie auf, mich zu belehren,
André, und bringen Sie mir lieber auch mal so einen Clarke, wofür bezahle ich
Sie eigentlich? Sind Sie jetzt ein Trüffelschwein oder nicht?«
Wenige
Monate später hatte ich das Manuskript eines gewissen Robert Miller aus der
Tasche gezogen. Es stand dem Witz und Einfallsreichtum seines populären
Vorbilds in nichts nach. Die Rechnung war aufgegangen, das Buch verkaufte sich
über die Maßen gut, und dafür mußte ich jetzt büßen. Wie heißt es so schön? Vor
den Hochmut haben die Götter den Fall gesetzt. Und mit Robert Miller befand ich
mich sozusagen im freien Fall.
Daß
Jean-Paul Monsignac sich den Namen seines neuen Erfolgsautors schließlich doch
noch gemerkt hatte (»Wie heißt dieser Engländer noch mal - Meller?«), verdankte
ich nur der Tatsache, daß er einen berühmten Namensvetter hatte (»Nein,
Monsieur Monsignac, nicht Meller - Miller !«),der die höheren
Weihen (»Miller? Ist er etwa verwandt mit Henry Miller?«) bereits
erhalten hatte.
Während
die Runde noch überlegte, ob das Zitat von Hobbes stammte oder nicht, dachte
ich plötzlich, daß Monsignac mit all seinen schrecklichen Eigenarten der beste
und menschlichste Verleger war, den ich in fünfzehn Jahren Verlagsarbeit
kennengelernt hatte. Es fiel mir schwer, ihn zu belügen, aber wie es aussah,
hatte ich keine Wahl.
»Und
wenn wir Robert Miller die Fragen vom
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