Das Lächeln der Frauen
zu fassen, aber das ... das kriegen
wir schon hin. Ich setze mich heute noch mit seinem Agenten in Verbindung.«
Ich
legte die Hand über meinen Bart und drückte mit Daumen und Fingern das Kinn
zusammen in der Hoffnung, daß man mir meine Panik nicht ansah.
»Bon«, erklärte Monsignac und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Patrick
Süskind - das gefällt mir!« Er lachte wohlwollend. »Nun, er schreibt zwar nicht
ganz so intelligent wie Süskind, aber dafür sieht er besser aus, nicht wahr,
Madame Auteuil?«
Michelle
lächelte maliziös. »In der Tat! Sehr viel besser. Endlich mal ein Autor, den
man mit Handkuß der Presse präsentieren kann. Das sage ich schon seit Wochen.
Und wenn der geschätzte Kollege sich jetzt doch noch dazu durchringt, seinen
wunderbaren Autor mit uns zu teilen, steht dem Glück nichts mehr im Wege.«
Sie
schlug ihr dickes schwarzes Filofax auf. »Was halten Sie von einem gemeinsamen
Mittagessen mit den Journalisten in der Brasserie des Lutetia?«
Monsignac
verzog das Gesicht, aber er schwieg. Ich glaube, außer mir wußte niemand, daß
er das Lutetia nicht besonders schätzte, seiner unrühmlichen
Vergangenheit wegen. »Dieser alte Nazischuppen«, hatte er einmal zu mir gesagt,
als wir in dem alten Grandhotel zu einem Verlagsempfang eingeladen waren.
»Wissen Sie, daß Hitler hier sein Hauptquartier hatte?«
»Danach
begleiten wir unseren Autor beim Einkaufen im weihnachtlich geschmückten
Paris«, fuhr Michelle fort. »Das wird eine runde Geschichte, und wir können
auch endlich ein paar vernünftige Photos machen.« Sie wedelte geschäftig mit
ihrem Silberstift und blätterte in ihrem Kalender. »Sollen wir Anfang Dezember
ins Auge fassen? Das würde dem Buch noch mal einen zusätzlichen Push geben -
für das Weihnachtsgeschäft ...«
Den
Rest der nachmittäglichen Dienstagskonferenz erlebte ich wie durch einen
dichten Nebel. Mir blieben knapp drei Wochen und ich hatte keinen Plan. Weit
entfernt hörte ich die Stimme von Jean-Paul Monsignac. Er kritisierte ohne
Umschweife, er lachte laut, er flirtete ein bißchen mit Mademoiselle Mirabeau,
der neuen hübschen Lektoratsassistentin. Er befeuerte seine kleine Truppe, und
die Konferenzen in den Editions Opale waren nicht ohne Grund sehr beliebt und
von hohem Unterhaltungswert.
Doch
an diesem Nachmittag hatte ich nur einen Gedanken. Ich mußte Adam Goldberg anrufen!
Er war der einzige, der mir helfen konnte.
Ich
bemühte mich, meinen Blick dorthin zu richten, wo gesprochen wurde, und betete,
daß die Konferenz schnell vorüberging. Man besprach verschiedene Veranstaltungstermine
und ging die Verkaufszahlen des Monats Oktober durch. Buchprojekte wurden
vorgestellt und stießen beim Verleger auf Ablehnung (»Wer soll das lesen
wollen?«), Unverständnis (»Was meinen die anderen?«) oder Zustimmung
(»Großartig! Da machen wir eine Gavalda draus!«). Dann, als der Nachmittag sich
schon seinem Ende zuneigte, entbrannte eine heftige Diskussion darüber, ob man
für den Kriminalroman eines bis dato völlig unbekannten venezianischen
Eisdielenbesitzers, der von seiner geschäftstüchtigen amerikanischen Agentin
als »männliche Donna Leon« angepriesen wurde, eine Garantiesumme bieten sollte,
für die normale Sterbliche sich einen kleinen Palazzo kaufen können. Monsignac
beendete das Für und Wider, in dem er sich das Manuskript von Madame Mercier
geben ließ und es in seine alte braune Ledertasche stopfte. »Genug diskutiert,
wir reden morgen weiter, lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.«
Dies
hätte das Zeichen für den Aufbruch sein können, wenn sich in diesem Moment
nicht noch Mademoiselle Mirabeau zu Wort gemeldet hätte. Schüchtern und in
einer Ausführlichkeit, die alle anderen gähnen ließ, erzählte sie von einem
unverlangt eingesandten Manuskript, bei dem bereits vom dritten Satz an klar
war, daß es niemals das Licht der Bücherwelt erblicken würde. Monsignac hob die
Hand, um der Unruhe, die sich plötzlich im Raum bemerkbar machte, Einhalt zu
gebieten. Mademoiselle Mirabeau war so aufgeregt, daß sie seine warnenden
Blicke an uns gar nicht bemerkte. »Das haben Sie sehr schön gemacht, Kindchen«,
sagte er, als sie endlich ihren letzten Notizzettel beiseite legte.
Mademoiselle
Mirabeau, die erst seit einigen Wochen bei uns im Lektorat arbeitete, errötete
vor Erleichterung. »Wahrscheinlich kommt es aber wohl doch eigentlich nicht infrage«,
hauchte sie.
Monsignac
nickte mit ernster Miene. »Ich fürchte, da
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