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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Figaro einfach schriftlich
zukommen lassen und seine Antworten dann an die Presse weiterleiten? So wie wir
das damals bei diesem koreanischen Verlag gemacht haben? Das ist doch sehr gut
angekommen.« Es war ein letzter kläglicher Versuch, das Unheil abzuwenden. Und
natürlich überzeugte er nicht.
    »Nein,
nein, nein, das gefällt mir nicht!« Monsignac hob abwehrend die Hände.
    »Ausgeschlossen
- da geht ja jede Spontaneität verloren«, fiel nun auch Michelle Auteuil ein
und blickte mißbilligend durch ihre schwarze Chanel-Brille. Michelle lag mir
schon seit Wochen damit in den Ohren, daß man mit »diesem sympathischen
Engländer« doch mal etwas machen sollte. Bisher hatte ich mich taub gestellt.
Doch nun hatte sie eine der wichtigsten Zeitungen auf ihrer Seite und - was
noch schlimmer war - meinen Chef.
    Michelle
macht bei uns die Pressearbeit, sie trägt immer nur Schwarz oder Weiß, und ich
hasse sie für ihre apodiktischen Bemerkungen.
    Sie
sitzt da, in ihrer makellos weißen Bluse unter dem schwarzen Kostüm, und sagt
Sätze wie »Das geht ja gar nicht«, wenn man mit einer Idee zu ihr kommt,
die man selbst für grandios hält, weil man noch irgendwie an das Gute im
Menschen glaubt, der sich - einfach so - von einem Buch begeistern läßt. »Kein
Kulturredakteur auf dieser Welt liest im Ernst historische Romane, Andre - das
können Sie vergessen!« Oder sie sagt: »Eine Buchpräsentation mit einer unbekannten Autorin, die auch noch Kurzgeschichten schreibt? Ich bitte Sie,
André! Wen soll denn das hinterm Ofen hervorlocken? Ist die Dame wenigstens für
den Prix Maison nominiert? Nein?« Dann seufzt sie, verdreht ihre blauen Augen
und wirbelt ungeduldig mit ihrem kleinen silbernen Kugelschreiber herum, den
sie immer in der Hand hat. »Sie haben wirklich keine Ahnung, wie
Pressearbeit heute läuft, was? Wir brauchen Namen, Namen, Namen. Suchen Sie
sich wenigstens einen prominenten Vorwortschreiber.«
    Und
bevor man noch etwas sagen kann, klingelt schon wieder ihr Telefon, und sie
begrüßt mit überschwenglicher Stimme irgend so einen dieser TV- oder
Journalistentypen mit Lederjacke, die »im Ernst« keine historischen Romane
lesen und sich jetzt noch toller vorkommen, weil eine langbeinige Schönheit mit
glatten schwarzen Haaren mit ihnen scherzt.
    All
das ging mir durch den Kopf, als Michelle Auteuil jetzt vor mir saß wie
frischgefallener Schnee und auf eine Reaktion wartete.
    Ich
räusperte mich. »Spontaneität«, wiederholte ich, um Zeit zu gewinnen. »Das
gerade ist ja eben das Problem.« Ich blickte bedeutungsvoll in die Runde.
    Michelle
verzog keine Miene. Sie gehörte definitiv nicht zu den Frauen, die sich durch
rhetorische Manöver aus der Reserve locken ließen.
    »Dieser
Miller ist im Gespräch nämlich längst nicht so witzig und schlagfertig, wie man
es vielleicht denken könnte«, fuhr ich fort. »Und er ist - wie übrigens die
meisten Schriftsteller - auch nicht sehr spontan. Schließlich ist er ja nicht
einer von diesen ...«, ich konnte mir den Seitenhieb einfach nicht verkneifen
und schickte Michelle einen Blick hinüber, »... Fernsehfritzen, die Tag und
Nacht labern, aber für die Bücher, die sie schreiben, einen Ghostwriter
brauchen.«
    Michelles
blaue Augen verengten sich.
    »Das
interessiert mich alles nicht!« Jean-Paul Monsignacs Geduld war endgültig
erschöpft. Er wedelte mit Millers Buch in der Luft herum, und ich hielt es
nicht für völlig ausgeschlossen, daß er es in der nächsten Sekunde nach mir
werfen würde. »Seien Sie nicht kindisch, André. Holen Sie mir diesen Engländer
nach Paris! Ich will ein schönes Interview im Figaro mit vielen Photos,
basta!«
    Mein
Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    »Und
wenn er nein sagt?«
    Monsignac
kniff die Augen zusammen und schwieg ein paar Sekunden. Dann sagte er mit der
Freundlichkeit eines Henkers:
    »Dann
sorgen Sie dafür, daß er ja sagt.«
    Ich
nickte beklommen.
    »Schließlich
sind Sie der einzige von uns, der diesen Miller kennt, nicht wahr?«
    Ich
nickte wieder.
    »Wenn
Sie es sich allerdings nicht zutrauen, ihn herzuholen, kann ich auch mit
diesem Engländer reden. Oder vielleicht ... Madame Auteuil?«
    Diesmal
nickte ich nicht.
    »Nein,
nein, das wäre ... nicht gut, das wäre überhaupt nicht gut«, erwiderte ich
schnell und spürte, wie die Falle über mir zuschnappte. »Miller ist wirklich
ein bißchen heikel, wissen Sie - also, nicht daß er unangenehm wäre, er ist eher
so der Typ Patrick Süskind, nicht leicht

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