Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
Vom Netzwerk:
hängen hatte,
und dieser Perlenkette mit der großen ovalen Gemme, die man zum achtzehnten
Geburtstag bekommen hatte, so war das entweder ein riesengroßer Zufall - oder
dieser Mann mußte diese Frau schon einmal gesehen haben.
    Doch
wenn diese Frau sich an einem der unglücklichsten Tage in ihrem Leben in
einer Buchhandlung genau dieses Buch aus Hunderten von anderen Büchern
heraussuchte, war das kein Zufall mehr. Es war das Schicksal selbst, das zu mir
sprach. Doch was wollte es mir sagen?
    Nachdenklich
drehte ich das Buch um und starrte auf das Photo eines sympathisch wirkenden
Mannes mit kurzen blonden Haaren und blauen Augen, der auf einer Bank in
irgendeinem englischen Park saß, die Arme lässig über der Rückenlehne
ausgebreitet, und mich anlächelte.
    Ich
schloß einen Moment die Augen und überlegte, ob ich dieses Gesicht schon einmal
gesehen hatte, dieses jungenhafte, entwaffnende Lächeln. Aber solange ich auch
in den Schubladen meines Gehirns suchte - dieses Gesicht fand ich nicht.
    Auch
der Name des Autors sagte mir nichts: Robert Miller.
    Ich
kannte keinen Robert Miller, ich kannte eigentlich überhaupt keinen Engländer -
mal abgesehen von den englischen Touristen, die sich ab und zu in mein
Restaurant verirrten, und diesem englischen Austauschschüler aus meiner
Schulzeit, der aus Wales kam und mit seinen roten Haaren und den vielen
Sommersprossen aussah wie der Freund von Flipper, dem Delphin.
    Aufmerksam
studierte ich die kurze Biographie des Autors.
    Robert
Miller arbeitete als Ingenieur für eine große englische Autofirma,  bevor
er mit »Das Lächeln der Frauen« seinen ersten Roman sch rieb. Er liebt
alte Autos, Pa ris und französisches Essen und lebt mit seinem
Yorkshire-Terrier Rocky in einem Cottage in der Nähe von London.
    »Wer
bist du, Robert Miller?« sagte ich halblaut, und meine Blicke kehrten wieder zu
dem Mann auf der Parkbank zurück. »Wer bist du? Und wieso kennst du mich?«
    Und
plötzlich begann eine Idee in meinem Kopf herumzugeistern, die mir immer besser
gefiel.
    Ich
wollte diesen Autor, der mir nicht nur in meinen dunkelsten Stunden den
Lebensmut zurückgegeben hatte, sondern auch auf irgendeine rätselhafte Weise
mit mir verbunden zu sein schien, kennenlernen. Ich würde ihm schreiben. Ich
würde mich bei ihm bedanken. Und dann würde ich ihn zu einem ganz zauberhaften
Abend in mein Restaurant einladen und herausfinden, was es mit diesem Roman auf
sich hatte.
    Ich
setzte mich auf und zielte mit dem Zeigefinger auf die Brust von Robert Miller,
der vielleicht gerade in diesem Moment irgendwo in den Cotswolds seinen kleinen
Hund ausführte.
    »Mr.
Miller - wir sehen uns!«
    Mr.
Miller lächelte mir zu, und ich zweifelte merkwürdigerweise nicht einen
Augenblick daran, daß es mir gelingen würde, meinen neuen (und einzigen!)
Lieblingsschriftsteller ausfindig zu machen.
    Wie
hätte ich auch ahnen können, daß gerade dieser Autor das Licht der
Öffentlichkeit scheute wie die Pest.

2
    »Was
soll das heißen - dieser Autor scheut das Licht der Öffentlichkeit wie die
Pest?« Monsieur Monsignac war aufgesprungen. Sein mächtiger Bauch bebte vor
Erregung, und unter dem Donnerhall seiner lauter werdenden Stimme duckten sich
die Teilnehmer der Lektorats-runde tiefer in ihre Sitze.
    »Wir
haben jetzt fast fünfzigtausend Exemplare von diesem blöden Buch verkauft.
Dieser Miller steht kurz vor dem Sprung auf die Liste. Le Figaro will
eine große Story über ihn machen.« Monsignac beruhigte sich für einen
Augenblick, ließ den Blick schwärmerisch nach oben gleiten und beschrieb mit
seiner rechten Hand eine riesige Schlagzeile in der Luft.
    »Titel: Ein Engländer in Pa ris. Der Überraschungserfolg der Editions
Opale.« Dann ließ er die Hand so abrupt auf den Tisch klatschen, daß Madame
Petit, die das Protokoll führte, vor Schreck ihren Stift fallen ließ. »Und da
sitzen Sie hier und wollen mir allen Ernstes erzählen, daß dieser Mann nicht in
der Lage ist, seinen verdammten englischen Arsch für einen Tag nach Paris zu bewegen?
Sagen Sie mir, daß das nicht wahr ist, André, sagen Sie es!«
    Ich
sah sein rotes Gesicht, seine hellen Augen, die Blitze schleuderten. Kein
Zweifel, Jean-Paul Monsignac, Verleger und Inhaber der Editions Opale würde in
den nächsten Sekunden einen Herzinfarkt bekommen.
    Und
ich war schuld daran.
    »Monsieur
Monsignac, bitte beruhigen Sie sich.« Ich knetete meine Hände. »Glauben Sie
mir, ich tue mein möglichstes. Aber Monsieur Miller ist

Weitere Kostenlose Bücher