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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Teller Bouillabaisse«, hatte
ich einen kleinen Stich im Herzen verspürt, aber jedenfalls mußte ich nicht
mehr weinen. Und als ich nachts nach Hause gekommen war, hatte ich mich mit
einem Glas Rotwein an den Küchentisch gesetzt, noch einmal in dem Buch
geblättert, und dann hatte ich lange vor einem weißen Bogen Papier gesessen,
meinen Füller in der Hand. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte
Mal einen Brief geschrieben hatte, und nun schrieb ich einen Brief an einen
Mann, den ich gar nicht kannte. Das Leben war seltsam.
    »Weißt
du was, Bernadette?« sagte ich und ging in die Küche, um den Tisch zu decken.
»Es ist etwas Merkwürdiges passiert. Ich glaube, ich habe eine Überraschung für
dich.«
     
    Eine
Stunde später saß Bernadette vor mir und sah mich verblüfft an.
    »Du
hast ein Buch gelesen?«
    Sie
war mit einem kleinen Strauß Blumen und einer riesigen Tüte voller Croissants
und Pains au chocolat gekommen, um mich zu trösten, und statt einer
Unglücklichen mit gebrochenem Herzen, die ein Papiertaschentuch nach dem
anderen vollheulte, fand sie eine Aurélie vor, die ihr aufgeregt und mit
glänzenden Augen eine abenteuerliche Geschichte erzählte, von einem getupften
Regenschirm, der weggeweht war, von einem Polizisten auf einer Brücke, der sie
verfolgt hatte, von einer verwunschenen Buchhandlung, in der Marc Chagall
gesessen und ihr Kekse angeboten hatte, und von diesem wunderbaren Buch, nach
dem sie gegriffen hatte. Wie eins zum anderen gekommen war, welche Fügung! Daß
sie die ganze Nacht gelesen hatte, in diesem schicksalhaften Buch, das ihren
Liebeskummer vertrieben und sie neugierig gemacht hatte. Von ihrem Traum und
daß sie dem Autor einen Brief geschrieben hatte, und ob dies alles nicht höchst
erstaunlich sei.
    Vielleicht
hatte ich zu schnell geredet oder zu verworren, jedenfalls hatte Bernadette das
Wesentliche nicht begriffen.
    »Also,
du hast dir so einen Liebeskummer-Ratgeber gekauft, und danach ging's dir besser«,
faßte sie mein ganz persönliches Wunder in schlichten Worten zusammen. »Ist
doch wunderbar! Ich hätte zwar nicht gedacht, daß du der Typ für
Selbsthilfebücher bist, aber Hauptsache, es hat dir geholfen.«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein, du hast es nicht verstanden,
Bernadette. Es war keines dieser Psychobücher. Es ist ein Roman, und ich selbst
komme darin vor!«
    Bernadette
nickte. »Du willst sagen, die Heldin denkt so ähnlich wie du, und das hat dir
so gut daran gefallen.« Sie grinste und breitete theatralisch die Arme aus. »Willkommen
in der Welt der Bücher, liebe Aurélie. Ich muß sagen, dein Enthusiasmus läßt
mich hoffen. Vielleicht wird aus dir noch eine ganz passable Leserin!«
    Ich
stöhnte. »Bernadette, jetzt hör mir doch mal zu. Ja, ich lese nicht viele
Bücher, und nein, ich flippe nicht völlig aus, nur weil ich jetzt mal
irgendeinen Roman gelesen habe. Dieses Buch hat mir gefallen, sehr gut sogar.
Das ist die eine Sache. Und die andere Sache ist: Es kommt ein Mädchen darin
vor, eine junge Frau, die so aussieht wie ich. Sie heißt zwar Sophie, aber sie
hat lange dunkelblonde, gewellte Haare, sie ist mittelgroß und schlank, sie
trägt mein Kleid. Und sie sitzt am Ende in meinem Restaurant, das Le Temps
des Cerises heißt und in der Rue Princesse liegt.«
    Bernadette
sagte einen langen Moment nichts. Dann sagte sie:
    »Und
ist diese Frau aus dem Roman auch mit einem abgedrehten, völlig beknackten
Typen namens Claude zusammen, der sie die ganze Zeit mit einer anderen
betrügt?«
    »Nein,
ist sie nicht. Sie ist mit gar keinem zusammen und verliebt sich später in
einen Engländer, der die Sitten und Gebräuche der Franzosen ziemlich seltsam
findet.« Ich warf ein Stück Croissant nach Bernadette. »Außerdem hat Claude
mich nicht die ganze Zeit schon betrogen!«
    »Wer
weiß? Aber laß uns nicht von Claude reden! Ich will jetzt sofort dieses
wunderbare Buch sehen!«
    Bernadette
hatte offensichtlich Feuer gefangen. Vielleicht war es aber auch einfach so,
daß sie alles wunderbar fand, was mich von Claude wegführte und mir meinen
Seelenfrieden wiedergab. Ich stand auf und holte das Buch, das auf der Anrichte
lag.
    »Hier«,
sagte ich.
    Bernadette
warf einen Blick auf den Titel. »Das Lächeln der Frauen«, las sie laut
vor. »Ein schöner Titel.« Sie blätterte interessiert durch die Seiten.
    »Siehst
du ... hier«, sagte ich eifrig. »Und hier ... lies das mal!«
    Bernadettes
Augen gingen hin und her, während ich

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