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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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zittern sie ein wenig, so als wollten sie davonfliegen.
    »Was
ist das?!« Claude hatte ungläubig die Augenbrauen hochgezogen, als er
meine Schmetterlingssammlung zum erstenmal sah. Er war vor der Wand
stehengeblieben und hatte interessiert einige Notizen gelesen. »Willst du ein
Buch schreiben?«
    Ich
wurde rot und schüttelte den Kopf.
    »Um
Gottes willen, nein! Ich mache das ...«, ich mußte selbst einen Moment
überlegen, fand aber keine
    wirklich
überzeugende Erklärung, »weißt du, ich mache das einfach so. Kein Grund. So wie
andere Leute Photos machen.«
    »Kann
es sein, daß du ein kleines bißchen versponnen bist, ma petite?« hatte
Claude gefragt, und dann hatte er die Hand unter meinen Rock geschoben. »Aber
das macht nichts, gar nichts, ich bin ja auch ein bißchen verrückt ...«, er
strich mit den Lippen über meinen Hals und mir wurde ganz heiß, »... nach dir.«
    Wenige
Minuten später lagen wir auf dem Bett, meine Haare gerieten in ein wundervolles
Durcheinander, die Sonne schien durch die halb zugezogenen Gardinen und malte
kleine zitternde Kreise auf den Holzfußboden, und anschließend hätte ich einen
weiteren Zettel an die Wand heften können Über die Liebe am Nachmittag. Ich
tat es nicht.
    Claude
hatte Hunger, und ich machte Omelettes für uns, und er sagte, ein Mädchen, das
solche Omelettes machen könne, dürfe sich jeden Spleen erlauben. Also hier noch
etwas:
    Immer
wenn ich unglücklich oder unruhig bin, gehe ich los und kaufe Blumen. Natürlich
mag ich Blumen auch, wenn ich glücklich bin, aber an diesen Tagen, wenn alles
schiefläuft, sind Blumen für mich wie der Beginn einer neuen Ordnung, etwas,
das immer vollkommen ist, egal, was passiert.
    Ich
stelle ein paar blaue Glockenblumen in die Vase, und es geht mir besser. Ich
pflanze Blumen auf meinem alten Steinbalkon, der zum Hof hinausgeht, und habe
sofort das befriedigende Gefühl, etwas ganz Sinnvolles zu tun. Ich verliere
mich darin, die Pflanzen aus dem Zeitungspapier zu wickeln, sie behutsam aus
den Plastikbehältern zu lösen und in die Töpfe zu setzen. Wenn ich mit den
Fingern in die feuchte Erde greife und darin herumwühle, wird alles ganz
einfach, und ich setze meinem Kummer wahre Kaskaden aus Rosen, Hortensien und
Glyzinien entgegen.
    Ich
mag keine Veränderungen in meinem Leben. Ich nehme immer dieselben Wege, wenn
ich zur Arbeit gehe, ich habe eine ganz bestimmte Bank in den Tuilerien, die
ich heimlich als meine Bank betrachte.
    Und
ich würde mich niemals im Dunkeln auf einer Treppe umdrehen, weil ich das
unbestimmte Gefühl hätte, daß hinter mir etwas lauert, das nach mir greift,
wenn ich nur zurückschaue.
    Das
mit der Treppe habe ich übrigens niemandem erzählt, nicht einmal Claude. Ich
glaube, er hat mir damals auch nicht alles erzählt.
    Tagsüber
gingen wir beide unserer Wege. Was Claude abends machte, wenn ich im Restaurant
arbeitete, wußte ich nicht immer so genau. Vielleicht wollte ich es auch nicht
wissen. Aber nachts, wenn die Einsamkeit sich über Paris senkte, wenn die
letzten Bars schlossen und ein paar Nachtschwärmer fröstelnd auf die Straße
traten, lag ich in seinen Armen und fühlte mich sicher.
     
    Als
ich an jenem Abend die Lichter im Restaurant löschte und mich mit einer
Schachtel voller Himbeer-Macarons auf den Weg nach Hause machte, ahnte ich noch
nicht, daß meine Wohnung genauso leer sein würde wie mein Restaurant. Es war,
wie gesagt, ein Tag wie jeder andere.
    Nur
daß Claude sich mit drei Sätzen aus meinem Leben verabschiedet hatte.
     
    Als
ich am nächsten Morgen aufwachte, wußte ich, daß etwas nicht in Ordnung war.
Leider gehöre ich nicht zu den Menschen, die mit einem Schlag hellwach sind,
und so war es zunächst auch mehr ein merkwürdiges unbestimmtes Unwohlsein als
dieser eine konkrete Gedanke, der sich allmählich in mein Bewußtsein schob. Ich
lag in den weichen, nach Lavendel duftenden Kissen, von draußen drangen
gedämpft die Geräusche des Hofes hinein. Ein weinendes Kind, die beschwichtigende
Stimme einer Mutter, schwere Schritte, die sich langsam entfernten, das Hoftor,
das quietschend ins Schloß fiel. Ich blinzelte und drehte mich zur Seite. Halb
im Schlaf noch streckte ich meine Hand aus und tastete nach etwas, das nicht
mehr da war.
    »Claude?«
murmelte ich.
    Und
dann war der Gedanke angekommen. Claude hatte mich verlassen!
    Was
gestern nacht noch seltsam unwirklich erschienen war und nach mehreren Gläsern
Rotwein so unwirklich wurde, daß ich es auch

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