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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Agent von Robert Miller und rufe in seinem
Auftrag an«, fuhr Adam fort, und ich sah, wie Aurélie Bredin blass wurde. »Ich
hätte es Ihnen lieber persönlich gesagt, aber Miller hat mich gebeten, Ihnen
für heute abend abzusagen. Es tut ihm sehr leid, soll ich Ihnen sagen.« Adams
Worte fielen wie Steine in den Raum. »Er ... wie soll ich sagen ... er ist
völlig durch den Wind. Gestern abend ist seine Frau überraschend aufgetaucht
und ... na ja ... sie ist immer noch da und wie es aussieht, wird sie wohl auch
bleiben. Die beiden haben viel zu besprechen, denke ich.« Adam •schwieg einen
Moment. »Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Sie mit diesen privaten Dingen
behelligen muß, aber Robert Miller war es wichtig, daß Sie wissen, daß er ...
nun ja ... daß er aus einem schwerwiegenden Grund absagt. Er läßt Ihnen
ausrichten, daß es ihm sehr leid tut und daß er um Verständnis bittet.« Adam
lauschte noch ein paar Sekunden in den Hörer, dann verabschiedete er sich und
legte auf.
    Ich sah
Aurélie Bredin an, die wie erfroren dastand und ihr Sektglas so fest umfaßte,
daß ich befürchtete, es würde zerspringen.
    Sie starrte
mich an, und ich starrte sie an, und eine ganze Weile sagte keiner von uns ein
Wort.
    Dann öffnete
sie den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, aber sie sagte nichts. Statt
dessen trank sie das Glas in einem Zug aus und drückte es gegen ihre Brust. Sie
blickte zu Boden. »Tja ...«, sagte sie und ihre Stimme zitterte verdächtig.
    Ich stellte
mein Glas ab und kam mir in diesem Moment vor wie ein Schuft. Aber dann dachte
ich Le roi est mort, vive le roi und beschloß, zu handeln.
    »Sie wollten
sich mit Miller treffen?« fragte ich fassungslos. »Allein in Ihrem
Restaurant? An Ihrem Geburtstag?« Ich schwieg einen Moment. »War das
nicht ein bißchen viel der Ehre? Ich meine, Sie kennen ihn doch
überhaupt nicht.«
    Sie blickte
mich stumm an, und ich sah, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen. Dann drehte
sie sich rasch von mir weg und starrte aus dem Fenster.
    »Du meine
Güte, Aurélie, ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist einfach
... furchtbar, ganz furchtbar.« Ich trat hinter sie. Sie weinte leise. Ich
legte ganz vorsichtig meine Hände auf ihre bebenden Schultern.
    »Das tut mir
leid. Mein Gott, das tut mir so leid, Aurélie«, sagte ich und merkte
überrascht, daß es wirklich stimmte. Ihr Haare dufteten ganz leicht nach
Vanille, und ich hätte sie am liebsten sanft zur Seite geschoben und ihren
Nacken geküßt. Statt dessen streichelte ich beruhigend ihre Schultern. »Bitte,
Aurélie, weinen Sie doch nicht«, sagte ich leise. »Ja, ich weiß, ich weiß ...
es tut weh, wenn man so versetzt wird ... ist ja gut ... ist ja schon gut ...«
    »Miller hat
mich doch angerufen. Er wollte mich unbedingt sehen und hat so nette Sachen gesagt
am Telefon ...« Sie schluchzte auf. »Und ich ... bereite hier alles vor, halte
mir den Abend frei ... Nach dem Brief habe ich gedacht, ich sei ... ich sei
etwas Besonderes für ihn ... er hat so Andeutungen gemacht, verstehen Sie?« Sie
drehte sich plötzlich zu mir um und sah mich aus tränenverschmierten Augen an.
»Und jetzt kommt plötzlich seine Frau zurück, und ich fühle mich ... ich
fühle mich ... ich fühle mich schrecklich!«
    Sie schlug die
Hände vors Gesicht, und ich zog sie in meine Arme.
     
    Es dauerte eine Weile, bis sich
Aurélie wieder beruhigt hatte. Ich blieb so gerne bei ihr, um sie zu trösten,
reichte ihr Taschentuch um Taschentuch und hoffte inständig, daß sie niemals
erfahren würde, warum ich gerade in dem Augenblick zugegen war, als der
Anrufbeantworter im Temps des Cerises erklang und Robert Miller in unerreichbare
Fernen katapultierte.
    Irgendwann -
wir saßen uns inzwischen gegenüber - sah sie mich an und meinte: »Haben Sie
eine Zigarette für mich? Ich glaube, ich könnte jetzt eine gebrauchen.«
    »Ja,
natürlich.« Ich zog ein Päckchen Gauloises hervor, und sie nahm sich eine
Zigarette und sah sie nachdenklich an. »Die letzte Gauloise habe ich zusammen
mit Mrs. Dinsmore geraucht - auf dem Friedhof.« Sie lächelte und sagte,
mehr zu sich selbst: »Ob ich wohl noch jemals erfahren werde, was es mit diesem
Roman eigentlich auf sich hat?«
    Ich hielt ihr
ein brennendes Streichholz hin. »Schon möglich«, entgegnete ich vage und sah
auf ihren Mund, der für Sekunden ganz nah vor meinem Gesicht auftauchte. »Aber
nicht mehr heute abend.«
    Sie lehnte
sich zurück und blies den Rauch in die

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