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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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lächelte.
»Ja, Monsieur Chabanais, ich glaube, das haben Sie wirklich«, sagte sie
ernsthaft und ließ ihre Hand für einen Moment an meinem klopfenden Herzen. Dann
sprang sie auf und schüttelte ihre Haare zurück. »Und nun, mon cher ami, holen
wir die Gâteaux au chocolat. Das ist meine Spezialität. Und Jacquie sagt
immer, ein Gateau au chocolat ist süß wie die Liebe.« Sie lief lachend
in die Küche.
    »Das glaube
ich ihm aufs Wort.« Ich nahm die schwere Casserolle und trug sie hinter ihr
her. Ich war berauscht vom Wein, von Aurélies Gegenwart, von diesem ganzen
wundervollen Abend, von dem ich mir wünschte, er würde niemals enden.
    Aurélie
stellte die Teller auf der Anrichte ab und öffnete den riesigen
Edelstahlkühlschrank, um das Blutorangenparfait herauszuholen, von dem sie mir
versicherte, es sei einfach genial zu den kleinen warmen Schokoladenkuchen (C'est
tout à fait génial!, sagte sie) - diese unwiderstehliche Mischung aus süßer
Schokolade und dem zart bitteren Geschmack der Blutorange. Ich lauschte
andächtig ihren Ausführungen und war verzückt vom Klang ihrer Stimme. Sie hatte
sicherlich recht mit dem, was sie sagte, aber ich glaube, ich fand einfach alles unwiderstehlich in diesem Moment.
    Aus dem
Restaurant klang La fée clochette zu mir herüber, ein Lied, das ich sehr
mochte, und ich summte leise mit, als der Sänger sich jetzt darüber ausließ,
wieviele Whiskeys er trinken und wieviele Zigaretten er rauchen würde, um
dieses wunderbare Mädchen, nach dem er immer noch suchte, in sein Bett zu
bekommen.
     
    Je ferai cent mine guinguettes, je boirai cent mine
whiskies
    Je fumerai cent mine cigarettes pour la ramener dans mon
lit Mais j'ai Bien peur que cette chérie n'existe juste que dans ma tête
    Mon paradis, ma fabulette, mon
Saint-Esprit
    Ma fée clochette!
     
    Ich hatte meine Fée clochette gefunden!
Sie stand eine Handbreit von mir entfernt und redete mit Inbrunst über kleine
Schokoladenkuchen.
    Aurélie schloß
die Kühlschranktür und drehte sich zu mir um. Ich stand so dicht hinter ihr,
daß wir gegeneinanderstießen.
    »Hoppla«,
sagte sie. Und dann sah sie mir direkt in die Augen. »Darf ich Sie etwas
fragen, Monsieur Chabanais?« fragte sie verschwörerisch.
    »Sie dürfen
mich alles fragen«, entgegnete ich und flüsterte auch.
    »Wenn ich
nachts eine Treppe hinuntergehe, drehe ich mich niemals um, weil ich Angst
habe, daß da irgend etwas hinter mir ist.« Ihre Augen waren ganz weit geöffnet,
und ich stürzte kopfüber in dieses sanfte grüne Meer. »Finden Sie das komisch?«
fragte sie.
    »Nein«,
murmelte ich leise und beugte meinen Kopf zu ihr hinunter. »Nein, das finde ich
überhaupt nicht komisch. Das weiß doch jeder, daß man sich im Dunkeln auf der
Treppe nicht umdrehen soll.«
    Und dann küßte
ich sie.
    Es wurde ein
sehr langer Kuß. Irgendwann, als sich unsere Lippen für einen kurzen Moment
voneinander lösten, sagte Aurélie leise: »Ich fürchte, das Blutorangenparfait
schmilzt.«
    Ich küßte sie
auf die Schulter, auf den Hals, ich biß sie zärtlich in ihre Ohrläppchen, bis
sie leise aufseufzte, und bevor ich mich wieder ihrem Mund zuwandte, flüsterte
ich: »Ich fürchte, damit müssen wir jetzt leben.«
    Und dann
sagten wir beide eine lange, lange Zeit gar nichts mehr.

15
    Mein Geburtstag endete in einer nuit
blanche, einer weißen Nacht, einer Nacht, die nicht enden wollte.
    Mitternacht
war schon lange vorbei, als André mir in meinen roten Mantel half und wir engumschlungen
und traumwandlerisch unseren Weg durch die stillen Straßen fanden. Alle paar Meter
blieben wir stehen, um uns zu küssen, und wir brauchten unendlich lange, bis wir
schließlich vor meiner Wohnungstür standen. Aber die Zeit hatte in dieser
Nacht, die weder Tag noch Stunde kannte, keine Bedeutung.
    Als ich mich
vorbeugte, um die Tür aufzuschließen, küßte mich André in den Nacken. Als ich
ihn an der Hand durch den Flur zog, legte er von hinten seinen Arm um mich und
faßte nach meiner Brust. Als wir im Schlafzimmer standen, streifte André mir
die Träger meines Kleides von den Schultern und nahm dann mit einer unendlich
zärtlichen Geste meinen Kopf in seine Hände. »Aurélie«, sagte er und küßte mich
plötzlich so heftig, daß mir ganz schwindlig wurde. »Meine schöne, schöne Fee.«
    Es gab keinen
Augenblick in dieser Nacht, in dem wir uns wirklich losgelassen hätten. Alles
war Berührung, alles
    wollte
entdeckt werden. Gab es eine Stelle unserer Körper, die

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