Das Lächeln der Kriegerin
Naurhirs Krieger von uns ablenken. Ich ritt also mit einer Botschaft an die Königin und unseren Grafen Glanost, der sich mit seiner Tochter, der schönen Ostwen, bei ihr aufhält, aus einem versteckten Tor in Richtung Norden. Mit mir war mein Freund Meldir, der sich später von mir trennen und weiter nach Norden reiten sollte, um die Besatzung in Caragost zu alarmieren, während ich Arminas zu erreichen suchte. Wir hatten Glück, dass der kleine Gebirgspfad von Naurhirs Männern noch nicht entdeckt worden war, doch sobald er sich ins Tal senkte, sahen wir, dass auch hier der Weg durch feindliche Krieger versperrt wurde, die dicht an dicht um Lagerfeuer postiert waren.
Wir bemühten uns, so lange es uns möglich war, unentdeckt zu bleiben. Dann gaben wir den Pferden die Sporen und preschten durch die feindlichen Linien, in der Hoffnung, den Wald zu erreichen. Es gelang uns, die Feinde zu überraschen, doch bald erfassten sie die Situation und stellten sich uns entgegen. Wir wurden in Kämpfe verwickelt, brachen seitlich aus und mussten wieder kämpfen. Plötzlich drängte sich Meldir zwischen mich und die Feinde. Er versetzte meinem Ross einen Tritt und so erhielt ich einen Vorsprung. Bei den Bäumen angelangt wendete ich mein Pferd und sah zu meinem Schrecken, dass Meldir es nicht schaffen würde. Ich griff nach meinem Bogen, um einige seiner Angreifer niederzustrecken, doch schon sah ich feindliche Reiter auf mich zukommen. Ich schickte ihnen einige Pfeile entgegen und wendete erneut, um in den Wald zu fliehen. Dabei spürte ich einen brennenden Schmerz in der Schulter und kurz darauf im Oberschenkel. Dennoch ritt ich, als sei Gor selbst hinter mir, zwischen die Bäume, verlor dabei Helm und Bogen. Und einen guten Freund.«
Rochon schwieg einen Augenblick. Lothiel fühlte seine Trauer.
»Ich versuchte durch viele Richtungswechsel meine Verfolger zu verwirren. Nach einiger Zeit war ich nicht mehr sicher, ob die Reiter noch hinter mir waren, doch ich jagte weiterhin gen Norden, um sie über mein Ziel im Unklaren zu lassen. Später ritt ich in einem weiten Bogen und fand einen Weg, dem ich nach Westen folgte. Meine Wunden schmerzten und raubten mir fast die Sinne. Ich wusste nicht mehr, ob ich noch die richtige Richtung einhielt, ob da noch der Weg unter den Hufen meines guten Carroch war. Dann riss mich ein Schlag vor die Brust vom Pferd und ich verlor vollends die Besinnung. Ich muss einen Ast übersehen haben. So fand mich Eure Tochter.«
Niemand sagte etwas. Lothiel betrachtete den Boten nachdenklich. Dann schaute sie zu ihrem Vater. Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Naneth kniete noch immer vor Rochon, den Blick auf seine Verletzung an der Schulter gerichtet, als könne sie sie allein durch diese Beharrlichkeit heilen.
»Versteht Ihr nun?« Rochon sprach jetzt sehr leise. »Jemand muss den Grafen und die Königin warnen, bevor ganz Laindor in die Hände des Feuermeisters fällt.«
»Wer sagt euch, dass er es auf das ganze Land abgesehen hat?« Die Stimme ihrer Mutter ließ Lothiel erschauern. Und auch in Naneth’ Augen, die weiter des Reiters Wunde fixierten, sah sie eine Resignation, die sie der starken Frau niemals zugetraut hätte.
»Wäre es nicht Grund genug«, antwortete Rochon, »das Leben der Rimgarder zu retten? Doch ich sage Euch, niemand würde ein Heer solcher Größe ausrüsten, nur um eine einzelne Stadt einzunehmen. Und niemand würde Rimgarth angreifen, ohne zu wissen, dass er damit Laindor den Krieg erklärt.«
»Dann müssen wir hoffen, dass die anderen Reiter einen Weg aus dem Kessel gefunden haben«, sagte Naneth in beinah flehendem Ton.
»Darauf darf ich mich nicht verlassen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich der Einzige bin, der es so weit geschafft hat. Endet es hier, habe ich versagt.«
»Die Kunde wird sich unter den Bauern verbreiten.«
»Bis Arminas ist es weit.«
»Das ändert nichts«, sprach nun Adar, der sich aufgesetzt hatte. »Ihr selbst könnt nicht weiterreiten und ich kann es, wie Ihr seht, auch nicht. Es erregt mich nicht weniger als Euch. Ich kämpfte in den Grenzkriegen und erkenne die Gefahr. Doch wir können nichts tun.«
»Gibt es keinen Knecht auf dem Hof?«
»Wir sind allein«, antwortete Naneth. Ihre Stimme klang noch immer sorgenvoll, doch auch ein wenig erleichtert. »Ich kann Euch pflegen, so gut es mir möglich ist, damit Ihr, sobald es Euer Zustand zulässt, weiterreiten könnt.«
»Das wird zu spät sein!« Lothiel richtete
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