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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Stadt, geschweige denn das riesige Land mit all seinen Verbündeten einnehmen. So begann sie leichteren Herzens zu erzählen.
    Doch schon bald wurde ihr Bericht stockender. Wieder sah sie die armen Menschen in Waldruh und ihre schrecklich maskierten Wächter. Wieder fand sie die toten Söldner auf der Oststraße und ärgerte sich über Unwan. Als sie zum Überfall auf Ellians Gut kam, musste ihr die Königin gut zureden, damit sie von den Schrecken berichtete. Und nachdem sie wiedergegeben hatte, was sie bei dem Vorposten des Feindes erlauscht hatte, schwieg sie ganz und behieltihre eigene grausame Tat für sich. Erst als die Königin sie daran erinnerte, übergab sie ihr die Botschaften Cunndurs.
    »Sie kommen von Eurem Hofmarschall, Glanost«, sagte Araniel.
    Zwei Männer traten vor. Der eine in mittleren Jahren mit kurzen dunklen Haaren, der andere alt und doch mit wachen Augen unter seinen grauen Brauen. Als Lothiel ihn betrachtete, überkam sie ein beruhigendes Gefühl. Hatte sie den Mann schon einmal gesehen? Den Dunkelhaarigen jedenfalls kannte sie nicht, aber sie ahnte, dass er Graf Glanost von Rimgarth sein musste. Er wirkte nervös, über seine Stirn zogen sich Sorgenfalten und aus seinem Blick, der auf die Königin gerichtet war, sprachen gleichermaßen zornige Erregung und Trauer. Er nahm mit einer hastigen Bewegung das für ihn bestimmte Schriftstück und überflog mehrmals die Zeilen. Sein Blick verdüsterte sich noch. Dann sah er auf und schaute wieder die Königin an, die ihre Botschaft an den alten Mann weitergereicht hatte. Doch bevor Glanost etwas sagen konnte, hob sie die Hand.
    »Ich fühle mit Euch, Graf, und wir haben viel zu bera ten. Doch lasst uns zunächst nicht das Naheliegendste vergessen.« Sie wandte sich wieder Lothiel zu. »Du bist ein tapferes Mädchen, wir alle sind dir zu höchstem Dank verpflichtet. Und das gilt für ganz Laindor. Wenn wir unser Land retten können, ist das zu einem großen Teil dir geschuldet. Daher ist es nur Recht, wenn ich dir des Landes Dankbarkeit beweise. Nun ist auf unserer Seite Eile geboten, du aber sollst dich ausruhen und mit aller Ehre bewirtet und umsorgt werden, bis die Zeit herangekommen ist, dich angemessen zu belohnen. Doch nenne mir einen Wunsch, den ich dir sofort erfüllen kann.«
    »Ich möchte nur schnell nach Hause zurück, Herrin. Denn dort warten Vater und Mutter auf mich und grämen sich sicher vor Sorge.«
    Die Königin betrachtete sie eine Weile nachdenklich. Dann antwortete sie: »Das kann ich gut verstehen, mein Kind. Doch ist es nicht klug, die Heimreise noch am heutigen Abend anzutreten. Denn die Oststraße kannst du nicht wählen. Darum bitte ich dich auch den nächsten Tag noch hier zu verbringen, so kann ich einige Vorbereitungen treffen und dir jemanden zur Seite stellen, der dich sicher zum Hof deiner Eltern bringt.«
    »Ich bitte Euch, meine Königin«, sagte Glanost. »Gebt das Mädchen bis dahin in die Obhut meiner Tochter. So kann auch ich ihr meine Dankbarkeit zeigen und Ostwen wird es eine Freude sein, der Heldin aus meiner Grafschaft Gesellschaft zu leisten.«
     
    Zwei Hofdamen geleiteten Lothiel in ein Zimmer im obersten Stockwerk des Palastes. Sie ließen ihr ein Bad ein, brachten ihr frische Kleidung und eine Kleinigkeit zu es sen, um die Zeit bis zum Abendmahl im Saal zu überbrücken. Alles war neu und ungewohnt für Lothiel, die Größe und Pracht des Palastes, das wertvolle Kleid aus einem samtweichen Stoff, die erlesenen Früchte und das weiße Brot, die respektvolle und zuvorkommende Art, mit der die Damen sie behandelten. Und es wäre noch weit aufregender für sie gewesen, hätte sie die Erinnerung verdrängen und ihre Sorgen vergessen können.
    Kaum hatte sie ihren ersten Hunger gestillt, klopfte es an die Tür. Eine junge Frau trat ein.
    »Ich bin Ostwen, Glanosts Tochter.«
    Sie war vielleicht zwei Jahre älter als Lothiel, hatte das dunkle Haar ihres Vaters, das sie zu einem kunstvollen, mit Perlen verzierten Knoten zusammengebunden hatte, und trug ein purpurnes Kleid, das in Lothiels Augen auch der Königin gut zu Gesicht gestanden hätte. Lothiel senkte den Blick und kniete nieder.
    »He, lass das«, lachte die Grafentochter. »Heute gebührt alle Ehre dir.« Sie trat vor Lothiel hin und verbeugte sich.
    Lothiel fühlte sich ein wenig unbehaglich. Noch nie hatte sich jemand vor ihr verbeugt. Erst recht keine Frau des Hochadels. Das Auftreten Ostwens erinnerte sie zudem an ihre zwanglosen Gespräche mit

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