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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Gilborn. Das verkrampfte sie nur noch mehr und sie spürte wieder Tränen ihre Wangen herablaufen. Auch Ostwens Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an.
    »Es sind schlimme Nachrichten, die du uns bringst und Furchtbares musst du gesehen haben. Ich würde dir gern Trost spenden, doch fällt es mir nicht leicht, muss ich doch fern der Heimat meiner Lieben gedenken.«
    Jetzt erst wurde Lothiel bewusst, dass die Grafentochter ihre fröhliche Leichtigkeit nur ihretwegen aufgesetzt hatte. Ostwen war den Nachrichten über die Grenzfeste noch hilfloser ausgesetzt als sie, wusste sie doch nur ihren Vater in Sicherheit und musste um das Leben der Mutter, Geschwister und Freunde fürchten. Niemand konnte sagen, wie es dort stand.
    Lothiel richtete sich auf und schaute Ostwen in die Augen. »Ich bin sicher, die Königin wird alles tun, um die Menschen auf der Grenzfeste zu retten.«
    »Da magst du recht haben«, antwortete die junge Edle, doch ihr Lächeln verbarg ihre Sorge nicht. »Ich hoffe nur, Arminas kann eine Streitmacht entbehren und es ist nicht längst zu spät. Lass uns hier nicht sitzen. Der Palast ist der schönste, den ich je sah. Und doch würde ich mich jetzt unter freiem Himmel wohler fühlen.«
     
    Lothiel bat Ostwen, zunächst nach Carroch schauen zu dürfen. Er war in den Ställen der Königin vorzüglich untergebracht, wurde gut versorgt und schnaubte fröhlich bei Lothiels Eintreten. Lange schmiegte sie sich an seinen Hals, bevor sie Ostwen folgte. Eine ganze Weile gingen sie Hand in Hand durch den königlichen Park, ohne ein Wort zu sprechen. Und auch am nächsten Tag nach dem Morgenmahl suchten sie gemeinsam die Einsamkeit in dem weitläufigen Grün. Die Angelegenheiten Laindors wurden im Beratungssaal Araniels besprochen, sie hingen ihren eigenen Sorgen nach.
    Nach dem Mittag begleitete sie der Graf ein Stück.
    »Hat meine Tochter dich in der Stadt herumgeführt?«
    »Sie wollte nicht, Vater«, antwortete Ostwen, als Lothiel schwieg.
    »Es ist eine aufregende und schöne Stadt. Es gibt sicher viel zu entdecken für ein Mädchen vom Lande. Selbst ich bin immer wieder beeindruckt, wenn ich nach Arminas komme.«
    »Ich konnte sie von hier oben aus sehen, Herr«, antwortete Lothiel leise. »Es sind so viele Menschen dort.«
    Graf Glanost betrachtete sie eine Weile. »Du sagtest, dein Vater sei Adar?«
    »Ja, Herr.« Lothiel schluckte.
    »Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet und habe sei ne Heldentat nicht vergessen. Nun zeigt sich, dass seine Tochter aus demselben Holz geschnitzt ist. Er muss sehr stolz auf dich sein.«
    Lothiel blickte erstaunt auf. »Glaubt Ihr das wirklich?«
    »Ich bin mir dessen sicher. Nach allem, was du für Laindor auf dich genommen und vollbracht hast.«
    Lothiel dachte einen Moment darüber nach. Dann senkte sie ihren Blick. »Ich wünschte, ich könnte mein Tun eben so zweifelsfrei betrachten.«
    Der Graf setzte einige Male zu einer Antwort an, seufzte dann aber nur. Ostwen jedoch griff nach Lothiels Hand und drückte sie fest.
    »Dein Vater ist sicher schon wieder wohlauf«, sagte Glanost schließlich. »Und bald wirst du ihm von deinen Taten berichten können.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich hoffe, dass auch mein Bote geheilt wird.«
    »Meine Mutter versorgt ihn. Er wird sich erholen.«
    »Wie war sein Name noch?«
    »Rochon.«
    Ostwen ließ überrascht Lothiels Hand los. »Rochon?«
    »Kennst du ihn, mein Kind?« Glanost zog eine Augenbraue hoch.
    »Ja … ich … ich hörte von ihm.«
    »So? Verschweigst du mir etwas?«
    »Nein, Vater.«
    Glanost schien der Antwort wenig Glauben zu schenken. Und auch Lothiel hatte das Gefühl, die Grafentochter wüsste mehr über Rochon zu sagen, als sie zugeben wollte. Lothiel beäugte sie misstrauisch, doch der Graf wollte das Thema nicht weiter verfolgen.
    »Nun, jetzt gibt es Wichtigeres zu tun«, sagte er. »Ich wünschte nur, ich könnte dem Feind schon in dieser Stunde entgegenreiten.«
    Damit verabschiedete er sich und schritt auf den Palast zu. Doch er drehte sich noch einmal zu ihnen um. »Lothiel, fast hätte ich es vergessen. Istyar will dich sprechen. Er erwartet dich in seinem Turm.«
     
    Begleitet von Glanosts Tochter klopfte Lothiel an die Tür des runden Baus neben dem Palast, die man über eine steinerne Treppe an der Außenmauer des Turmes erreichte. Istyar selbst öffnete. Er war der grauhaarige Mann mit den wachen Augen, der Lothiel schon bei der Königin aufgefallen war. In seiner Kleidung unterschied er

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