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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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gerettet hat, ist sicher sehr nett. Und bei ihrer Familie wirst du es gut haben.‹ Doch Ihr sprecht ja nicht einmal mit mir. Jeder Mensch braucht doch ein bisschen Gesellschaft. Ist denn das zu viel verlangt?«
    Lothiel erschrak. War sie wirklich so mit sich selbst beschäftigt gewesen? Wieso hatte sie sich so wenig für das Befinden und die Sorgen ihres Begleiters interessiert? Da bei war er es, der alles aufgeben musste, um einer ungewissen Zukunft bei ihrer Familie entgegenzugehen.
    »Habe ich Euch jetzt verärgert, Herrin?« Selldur hatte aufgehört zu schluchzen.
    »Nein. Es tut mir Leid, wie ich mich verhalten habe. Jetzt wollen wir schlafen und morgen reiten wir zusammen. Vielleicht willst du mir ein bisschen von deinem Hof und deiner Familie erzählen. Ich möchte wissen, wie es sich mit Brüdern und Schwestern lebt. Allerdings musst du mich dann Lothiel nennen.«
    »Lothiel. Ein schöner Name.«
    Von nun an ritten sie gemeinsam hinter Magor her. Selldur war ein lebhafter Erzähler und er taute merklich auf, als er sich immer neuer Anekdoten aus seinem bisherigen Leben erinnerte. Lothiel hörte ihm gern zu und bald brachte er sie mit seinen Geschichten zum Lachen. Es fiel ihr jetzt sogar leichter, von sich, Adar und Naneth zu erzählen.
    Selldur zeigte sich, wenn sie rasteten, als ein Könner in der Zubereitung schmackhafter Gerichte selbst aus den einfachen Zutaten, die sie mit sich führten. Lothiel bedankte sich, indem sie ihn in der kurzen Zeit, bevor sie weiterritten, im Umgang mit Steinschleuder und Jagdbogen trainierte. Vor allem mit der Schleuder stellte sich Selldur weit geschickter an als beim Reiten. So sehr sich Lothiel auch bemühte, der Junge wollte sich auf dem Rücken seines Tieres einfach nicht recht wohlfühlen.
    Magor allerdings blieb schweigsam. Am Abend, als sie südlich der Ausläufer der Smahiberge rasteten, sprach Lothiel den Freiherrn darauf an.
    Doch er antwortete nur: »Ich bin, wie ich bin.«
    Dennoch blieb ihr nicht verborgen, dass auch er gerne ihren Gesprächen lauschte.
    Vielleicht wird es mit der Zeit besser. Er ist ein guter Führer.
    Tatsächlich waren sie, seit sie die Südstraße verlassen hatten, in annähernd gerader Linie nach Osten geritten. Es schien, als gingen sie damit Hindernissen aus dem Weg. Nach den Smahi verbrachten sie die nächste Nacht südlich einer ausgedehnten Sumpflandschaft, die durch den Fluss Bi, einen Nebenarm des Bhal, entstanden war. Am folgenden Abend erreichten sie den Bhal selbst. Magor bestand darauf, ihn und die Straße noch in der gleichen Nacht zu überqueren, um Gefahren aus dem Weg zu gehen. So mussten sie nur ein Stück nordwärts reiten, um zu einer Brücke zu kommen. Hinter dem Fluss schlichen sie sich an einem schlafenden Dorf vorbei, bevor sie in einem Wäldchen ein Nachtlager fanden.
    Drei weitere Tage brauchten sie, bevor sie am vierten zur Alten Straße kamen und auf ihr gen Norden ritten. Je weiter sie sich der Oststraße näherten, desto aufgeregter wurde Lothiel. Aber auch Magors Unruhe steigerte sich zunehmend. Am Nachmittag erreichten sie den Waldrand, an dem Lothiel sechzehn Tage zuvor nach Westen abgebogen war. Hier ließ die überwucherte Straße kein schnelles Reiten mehr zu. Auch wollte Magor es nicht an Umsicht fehlen lassen, denn es war denkbar, dass sie in dieser Nähe zur Straße auf vagabundierende Krieger des Feindes stießen, selbst wenn es in der Nähe keine Siedlungen gab. So lagerten sie schon bald. Magor würde sie in der Nacht wecken, um die Oststraße im Morgengrauen des nächsten Tages zu überqueren.
     
    Lothiel hatte kein Auge zugetan, als sie wieder aufbrachen. Es schienen ihr viele Stunden zu vergehen, bis sie die Straße erreichten. Doch Magor hatte den Weg gut berechnet und es dämmerte gerade erst, als sie zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Straße verschwanden. Nun mussten sie sich nur noch nordostwärts halten, um zu der Lichtung zu kommen, auf der Lothiels Elternhaus sie erwartete.
     
    »Da vorne!« Lothiel winkte Selldur und zeigte mit dem Finger zwischen die Bäume. »Da vorne ist es!«
    »Wo?« Selldur ließ sich von ihrer Aufregung anstecken. »Ich kann nur Bäume sehen.«
    »Aber dahinter. Es ist nur noch ein kleines Stück! Ich rieche schon das Herdfeuer!«
    »Dann wollen wir mal sehen, wer zuerst da ist!« Selldur trat seinem Schimmel in die Hanken und trieb ihn damit in einen holprigen Trab, der den Reiter beinah zu Fall gebracht hätte.
    »Bleib zurück!«, rief Magor. Doch

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