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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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oder Wild Ausschau zu halten. Oder mit Naneth auf der Suche nach Kräutern.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Magor sein Pferd zügelte und sich umsah.
    »Sie haben hier gerastet«, sagte er. »Sie sind also gestern Nacht nicht mehr lange marschiert.«
    »Sind sie uns weit voraus?«, fragte Lothiel.
    »Sie sind zu Fuß. Sie scheinen nur ein Pferd mit sich zu führen. Den Spuren nach haben sie Verwundete bei sich. Wir sollten sie einholen, noch bevor sie das Dorf erreichen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Schwer zu sagen, vielleicht fünfzehn, vielleicht zwanzig.«
    »Wir werden es sehen«, sagte Lothiel und setzte den Weg fort.
     
    »Können wir nicht eine kurze Rast einlegen, Lothiel? Ich habe Hunger.«
    »Nein, Selldur. Magor sagt, die Mörder kommen nur langsam voran. Vielleicht müssen sie noch eine Nacht lagern, bevor sie Waldruh erreichen. Wenn wir uns beeilen, können wir dann mit ihnen abrechnen. Also wirst du auf dem Rücken Bleihs essen müssen.«
    »Ich bin froh, wenn ich mich mit beiden Händen an ihm festhalten kann. Wie soll ich da etwas essen?«
    »Dann wirst du bis heute Abend hungern müssen!«
    »Warum haben die verfluchten Schurken nur diesen Weg eingeschlagen?«, nörgelte Selldur weiter. »Zu den Schmerzen, die ich auf diesem Gaul sowieso erleiden muss, ziehe ich mir jetzt auch noch einen krummen Rücken zu, weil ich mich ständig wegen irgendwelcher verdammter Äste ducken muss. Hätten sie nicht die Straße nehmen können wie jeder normale Mensch?«
    »Das sind keine normalen Menschen. Und sie sind zu Fuß unterwegs. Sie haben sich bestimmt wenig Sorgen darum gemacht, ob es ein Verfolger zu Pferd auch wirklich bequem hat. Warum sie nicht die Straße genommen haben, weiß ich nicht, denn es wäre der kürzere Weg gewesen. Aber es ist unser Glück, denn dort hätten wir ihnen nicht so leicht folgen können. Die Straße ist in des Feindes Hand.«
    »Das hätte auch etwas Gutes gehabt. Vielleicht wärest du dann zur Vernunft gekommen und hättest dir ein lebensfreundlicheres Ziel gesucht.«
    »An meinem Ziel hätte das nichts geändert.«
    Selldur schwieg. Lothiel wollte nicht so grob zu ihm sein. Sie hatte ihn in den letzten Tagen lieb gewonnen. Sie bewunderte Selldur dafür, wie er, seit er sich ihr anvertraut hatte, mit den für ihn sicher nicht leichten Umständen zurechtkam. Sie war dankbar für seine fröhliche Unbekümmertheit, die er seitdem an den Tag legte. Doch nach diesem Morgen fiel es ihr wieder schwer, die richtigen Worte zu finden. Daher war sie erleichtert, dass Selldurs Stimme ihren leichtfertigen Tonfall nicht verloren hatte, als er weitersprach.
    »Hast du schon einen Plan, nach dem du vorgehen willst, wenn wir die Schurken erst gestellt haben?«
    »Wir werden sehen.«
    »Na, da bin ich aber froh. Nun ist mir um unser Leben nicht mehr bang.«
    »Wir müssen sie überraschen.«
    »Die werden schön überrascht sein, wenn ihnen ein mürrischer Ritter, eine hübsche, aber planlose Maid und ein Bauernjunge mit einer Steinschleuder entgegentreten. Wahrscheinlich strecken sie sofort die Waffen, geben den Gefangenen frei, bereuen all ihre bösen Taten und kriechen um Gnade winselnd im Staub zu unseren Füßen.«
    »Umso leichter werden meine Pfeile ihr Ziel finden.«
    Selldur ging darauf nicht ein. »Dabei wissen wir nicht einmal ob dieser … wie hieß er noch?«
    »Rochon?«
    »Richtig. Ob er überhaupt bei ihnen ist. Vielleicht war er schon fort, bevor …« Er unterbrach sich.
    »Wenn er nur noch am Leben ist«, sagte Lothiel. »Wie gern würde ich ihn jetzt wiedersehen.«
    Selldur schwieg. Als er diesmal weitersprach, war das sehr leise. »Bestimmt wirst du ihn wiedersehen, Lothiel. Bestimmt.«
    Am frühen Abend wussten sie sich direkt im Rücken de rer, die sie verfolgten. Magor bedeutete ihnen, langsam weiterzureiten. Er wolle die Stärke und das weitere Vorgehen der Feinde auskundschaften.
    »Lasst mich vorreiten, Magor«, sagte Lothiel. »Es waren meine Eltern, die sie ermordet haben.«
    »Nein. Als Kundschafter habe ich die größere Erfahrung in solchen Dingen. Und wir sind im Krieg. Es geht auch um Laindor.« Er wartete keine weitere Antwort ab und trieb seinen Rappen in den Wald nördlich des Wegs.
     
    Es wurde bereits dunkel, als Magor wieder zu ihnen stieß.
    »Sie lagern mitten auf dem Weg an zwei kleinen Feuern. Es sind fünfundzwanzig Männer, einige von ihnen verletzt, manche so schwer, dass sie die Hilfe ihrer Kameraden brauchen. Die Gesunden tragen

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