Das Lächeln der Kriegerin
wird selbst Ostwens Dolch im Nahkampf nicht immer ausreichen. Ich fand dieses Schwert bei einem der Fremdländer. Es sollte mit einiger Übung auch von dir gut zu führen sein.«
Lothiel nahm die schlanke Waffe entgegen, zog sie aus der Scheide und betrachtete sie. Während sie das Schwert an ihrem Gürtel befestigte, sagte sie: »Ich danke Euch, Rochon. Ich werde Magor bitten, mich auf dem Weg nach Arminas in seiner Handhabung zu unterrichten.«
Rochon blieb noch einen Moment stehen. In seinen Augen lag ein verwunderter Ausdruck, als er beobachtete, wie sie aufs Pferd stieg. Er wendete sich Selldur zu. »Auch für dich habe ich eine Klinge gefunden.«
»Ich kann mit so einem Ding nicht umgehen. Und ich habe es auch nicht vor. Stattdessen will ich Schlachten und Kämpfen lieber aus dem Weg gehen.«
Rochon lachte. »Es könnte sein, dass sich dir in den nächsten Tagen der eine oder andere Kampf in den Weg stellt. Dann solltest du gerüstet sein. Nimm das Ding und ich will dir beibringen, wie man sich damit zur Wehr setzt.«
Missmutig griff Selldur nach dem Schwert. »Verzeiht mir, wenn ich sage, ich hoffe, Ihr irrt Euch. Doch ich fürchte, wenn man mit – verzeiht auch dies – Raufbolden wie Euch daherreitet, was an sich schon eine sehr unbequeme Angelegenheit ist, bleiben einem solche Unannehmlichkeiten nicht erspart.«
Die Bäume standen dicht und sie kamen nur langsam voran, doch wie Rochon vorausgesagt hatte, erreichten sie am frühen Abend eine einfache Straße. Sie schnitt sich durch den Wald und war gerade so breit, dass sich zwei kleine Fuhrwerke mit Mühe hätten aneinander vorbeizwängen können. Magor stieg ab und lief auf dem Holtweg zunächst allein ein Stück in westlicher Richtung. Rochon folgte seinem Beispiel und sicherte zur anderen Seite. Als sie zurückkehrten, schauten sie zufrieden. Der Weg war frei. So ritten sie dem Sonnenuntergang und der Schlacht um Arminas entgegen, Rochon mit Magor vorneweg und Lothiel mit Selldur hinterdrein.
Als der Tag endete, verließen sie die Straße und lagerten zwischen den Bäumen. Gleich nachdem sie gegessen hatte, suchte sich Lothiel ein wenig abseits eine Stelle zum Schlafen. Selldur kam ihr nach und legte sich zu ihr.
»Schläfst du schon?«, fragte er und Lothiel bemerkte seine Unsicherheit.
»Nein.«
»Warum willst du zurück nach Arminas?«
»Wohin hätte ich mich sonst wenden sollen?«
»Wenn es stimmt, was Rochon sagt, werden wir gar nicht in die Stadt hineinkommen. Und würden wir es, wäre es dort zurzeit wohl auch nicht gerade der angenehmste Ort, eingeschlossen von feindlichen Kriegern. Der Hof meiner Eltern liegt ein Stück nördlich der Stadt, vielleicht sollten wir erst einmal dorthin gehen. Dann können wir sehen, ob es da sicher ist oder wohin wir ziehen können.«
Lothiel bemerkte den flehenden Unterton in Selldurs Stimme. Und er reizte sie. »Wenn es stimmt, was Rochon sagt, wäre es gut für deine Familie, wenn sie sich längst hinter Arminas’ Mauern verkrochen oder sich weit von ihnen entfernt hätte.« Als sie den entsetzten Ausdruck in den Augen Selldurs sah, fügte sie hinzu: »Ich bin sicher, dass sie das getan haben.«
»Warum …« Selldur stockte. »Warum, bei Tyaro, willst du dann dorthin?«
»Du weißt es.«
»Aber du hast deine Eltern bereits gerächt.«
»Das waren nur die Handlanger eines Größeren. Solange Er und seine Schergen weiteres Unglück über dieses Land bringen, werde ich keine Ruhe finden. Ich kann und will dem Kampf nicht ausweichen. Mein Vater hat es versucht, doch schließlich ist der Krieg zu ihm gekommen.«
Selldur schwieg und so sagte Lothiel zu ihrem Gefährten: »Schlaf jetzt.«
Auch am nächsten Tag begegneten sie niemandem. Lothiel ritt diesmal neben Magor, der ihr so von den Grundregeln des Umgangs mit dem Schwert berichten konnte. Sie hörte ihm aufmerksam zu und war sehr konzentriert, als er ihr während der Mittagsrast einige Übungen zeigte. Selldur dagegen schien sich nur schwer auf den Unterricht von Rochon einlassen zu können.
»Ich bin Bauer und für solche Waffen nicht geschaffen«, sagte er, als er am Nachmittag wieder neben Lothiel ritt.
»Dem Schwert deines Gegners ist das gleich«, antworte te sie.
Nach einer Weile ließ sich Rochon zurückfallen und bedeutete Selldur, er wolle sich allein mit Lothiel unterhalten. Missmutig trieb der Junge sein Pferd an, hielt sich jedoch hinter dem stillen Magor.
»Ich sprach mit Magor über dich«, sagte Rochon. »Bedrückt
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