Das Lächeln der Kriegerin
einige fanden sogar den Tod. Das verwirrte die restlichen und sie zogen sich zurück. Sie versuchten es noch einmal, vorsichtiger jetzt, doch mit dem gleichen Ergebnis. Die Pfeile deines Vaters fanden immer ihr Ziel. Kein Wunder, dass auch du eine solch gute Schützin bist. Nun zogen sich die Krieger endgültig zurück. Doch sie blieben in der Nähe. Eine Flucht war uns nicht möglich. Und als es dunkelte, schlichen sie sich an und schossen Brandpfeile auf das Haus. Dein Vater war der erste, der hinauslief, denn er wollte die Tiere im Stall vor den Flammen retten. Er wurde direkt hinter der Tür niedergeschlagen. Bald mussten auch wir uns ergeben. Dir wäre es nicht anders ergangen.«
»Was geschah dann?«
Rochon schwieg, drückte Lothiel die Hände. Dann sagte er: »Sie waren aufgebracht über die Toten und Verwundeten unter ihren Kameraden und rächten sich dafür.«
Lothiel schluckte. »Warum ließen sie Euch am Leben?«
»Sie erkannten die Tracht der Grenzfeste und erhofften sich Belohnung. Ihr Anführer sagte: ›Du bist also der eine, der entflohen ist. Weit bist du ja nicht gekommen.‹ Dann lachte er und ließ mich binden. Sie wollten sich beeilen, um ihre Verwundeten sicher zurückzubringen. Ich musste ihnen sagen, wo sie Wasser fanden. Einer der Männer fand beim Bach den Weg, der nach Osten führt. Adar hatte ihn mir gezeigt. Der Anführer fragte mich und ich erklärte mit scheinbarem Widerwillen, der Weg sei eine Abkürzung nach Waldruh, denn ich wollte Zeit für eine mögliche Flucht abseits der Straße gewinnen.«
»Dann habt Ihr es auch Eurer Klugheit zu verdanken, dass Ihr nun wieder frei seid.«
»Allein hätte ich es nicht geschafft. Das wussten auch meine Bewacher. So habe ich viel von den Plänen der Fremdländer erfahren. Es sieht schlimm aus: Rimgarth ist in ihrer Hand. Auch alle umliegenden Siedlungen sind besetzt. Die Posten im Gebirge haben sie überwältigt. Selbst Caragost im Norden und Eredost im Süden hat der Feind genommen. Die Oststraße entlang patrouillieren Truppen. Iden wird befestigt. Der Vorhut folgte ein großes Heer nach Arminas und nur zwei Tage später brach Naurhir auf. Das war die Kriegsschar, die dein Vater beobachtete. Der Plan des Feuermeisters war wohl durchdacht und wenn er aufgegangen ist, wird Arminas bereits belagert. Hoffen wir, dass Königin Araniel durch deinen mutigen Ritt die Zeit fand, sich zu wappnen.«
»Glaubt Ihr, es ist zu spät für Laindor?«
»Die Zeit wird knapp. Es müssen sich alle Kräfte sammeln, die das Land aufzubieten hat. Dann kann der Feindvielleicht noch geschlagen werden. Denn Naurhir ist dieÜberraschung nicht so gut gelungen, wie er es sich gedacht hat.«
Lothiel schwieg.
Rochon tätschelte Carroch den Hals. »Er scheint dir gute Dienste geleistet zu haben.«
»Mehr als das. Doch ich gebe ihn gern zurück in die Obhut seines Herrn.«
»Er gehört dem Grafen. Hast du ihn nicht in Arminas getroffen?«
»Doch. Und er machte mir Carroch zum Geschenk. Nun will ich ihn Euch zurückgeben.«
»Das Geschenk des Grafen solltest du nicht ausschlagen.«
»Es war nicht das Einzige, was er mir schenkte, wenn auch seine zweite, weit größere Gabe nun einen bitteren Beigeschmack trägt. Und seine Tochter gab mir diesen kostbaren Dolch. Ihr seht, ich bin noch immer reich beschenkt.«
Rochon griff nach ihrem Arm und Lothiel spürte das Zittern seiner Hand.
»Ostwen? Du hast mit Ostwen gesprochen? Geht es ihr gut? Wie sehne ich mich danach, sie wiederzusehen!«
Lothiel reagierte nicht sofort. »Ihr tut mir weh!«, sagte sie dann und entwand sich seinem Griff. »Es geht ihr gut. Jetzt lasst uns nach den anderen sehen. Ich will nicht den ganzen Tag hier herumsitzen!«
»Also ist es beschlossen?«, fragte Magor. »Wir reiten gemeinsam nach Arminas. Doch welchen Weg nehmen wir?«
»Wenn wir in nördliche Richtung durch den Wald reiten, kommen wir am frühen Abend zum alten Holtweg«, antwortete Rochon. »Wenn wir Glück haben, wird er nicht so stark bewacht und mit einiger Vorsicht sollten wir auf ihm gut und schnell nahe an Iden herankommen. Dort trifft er allerdings wieder auf die Oststraße, doch Iden müssen wir in jedem Fall umgehen.«
Rochon bestand darauf, dass Lothiel weiter auf Carroch ritt. Sie luden dem kräftigen Tass die Vorräte eines der beiden Packpferde auf, damit Rochon dieses als Reitpferd nutzen konnte. Bevor Lothiel aufsaß, trat Rochon noch einmal an sie heran.
»Du bist eine ausgezeichnete Schützin, doch
Weitere Kostenlose Bücher