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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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an dem wir noch ein bisschen Schlaf finden. Ich schlage vor, wir gehen den Weg ein Stück zurück. So entfernen wir uns von Waldruh und der Straße. Morgen können wir dann entscheiden, was weiter geschehen soll.«
     
    Lothiel erwachte früh. Sie stand auf und ging zu den Pferden. Carroch begrüßte sie mit einem Schnauben. Sie tätschelte ihm den Hals und küsste ihn auf die Nüstern. Dann ging sie zu Tass. Sie schmiegte sich an seinen mächtigen Nacken, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
    »Du hättest ein bisschen mehr Schlaf verdient, Lothiel.« Es war Rochon. »Ich fürchtete, ich hätte dich in den Tod geschickt.«
    »Waldruh war bereits besetzt. Der Feind rückte auf Iden vor. Ich musste mich entscheiden: umkehren oder die Botschaft weitertragen. Ich wusste nicht, wie Vater entschieden hätte.«
    »Dein Vater kannte dich gut. Er machte sich große Sorgen. Ebenso deine Mutter. Als die Zeit verstrichen war, in der du hättest zurückkehren müssen, wurden ihre Sorgenfalten tiefer. Doch Adar weigerte sich zu glauben, du seiest in den Tod geritten. ›Wenn meine Tochter noch nicht wieder bei uns ist‹, sagte er, ›dann hat sie einen guten Grund dafür. Was immer geschehen ist, Lothiel wird wissen, was sie tut. Sie ist ein tapferes Mädchen und klug obendrein. Ihr habt gesehen, wie wichtig es ihr war, dem Land und seinen Menschen einen Dienst zu erweisen. Sie wird zurückkehren, wenn sie ihre Aufgabe als erfüllt ansieht. ‹«
    »Ihr glaubt nicht, wie gut es tut, das zu hören. Wäre ich doch nur einen Tag früher zurück gewesen!«
    »Du hättest ihnen nicht helfen können. Du wärest mit ihnen gestorben und ich befände mich noch immer in Gefangenschaft.«
    »Wollt Ihr mir erzählen, was sich zugetragen hat, Rochon?«
    »Es ist nun genau drei Wochen her, dass ich zu euch stieß. Du kannst mir glauben, ich habe jeden Tag gezählt, den ich auf deine Rückkehr wartete. Deinem Vater ging es bald besser und auch ich genas unter den kundigen Händen deiner Mutter. Kaum, dass dein Vater sich vom Bett erheben konnte, beschloss er, trotz aller Warnungen seiner Frau, zur Oststraße zu gehen, wo er nach dir Ausschau halten wollte, denn wir hatten dich längst zurückerwartet. Es war der fünfte Tag, nachdem du fortgeritten warst. Wenigstens erhoffte sich Adar Kunde über das, was im Land vor sich ging. Und er brachte schreckliche Nachrichten. Aus einem Versteck hatte er ein riesiges Heer die Oststraße nach Westen ziehen sehen. Er schätzte, er habe weit über zehntausend Krieger in ihren furchterregenden Masken gezählt. Und an der Spitze ritt Er. Dein Vater war sich sicher, er habe Naurhir gesehen. Und wie ich heute weiß, führte er nur die dritte Abteilung seiner Streitkräfte in die Schlacht.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Dazu werde ich noch kommen. Uns wurde klar, dass die Straße und vielleicht das ganze Land um uns in Feindes Hand war. Wir mussten vorsichtig sein, durften keine Aufmerksamkeit auf uns lenken. Als auch ich mich kräftig genug fühlte, wollte ich mich nützlich machen und ging deinen Eltern bei der Arbeit zur Hand. Schon zu diesem Zeitpunkt stand ich tief in der Schuld deiner Familie. Doch um ehrlich zu sein, fiel es mir schwer, bei ihnen zu bleiben. Mich drängte es, von diesem ruhigen Ort fortzukommen, um zu sehen, wie es anderswo bestellt war und ob ich nicht doch noch etwas im Kampf gegen den Feind beizutragen hätte. Aber neben der Verpflichtung, die ich deinen Eltern gegenüber fühlte, wusste ich nicht, wohin ich mich wenden und wie ich ohne Pferd dorthin gelangen sollte. Mit solchen Gedanken quälte ich mich bis zum Tage des Überfalls. Es war am späten Nachmittag. Ich half Adar auf dem Feld und Naneth brachte die Tiere in den Stall, als der Hund anschlug und den Weg zur Straße hinunterlief. Das ließ uns Schlimmes ahnen und wir zogen uns umgehend ins Haus zurück, verriegelten die Tür und hielten Pfeil und Bogen bereit. Keinen Moment zu spät, denn schon hörten wir den Hund aufheulen. Dann sahen wir sie: einen wilden Haufen von etwa dreißig Kriegern. Alle trugen sie die Masken. Sie mussten auf der Oststraße auf den Weg zum Hof gestoßen sein. Vielleicht hatten sie einen Auftrag, vielleicht waren sie nur auf Beute aus. Sie stürmten sofort auf das Haus zu, rechneten wohl kaum mit Gegenwehr. Doch dein Vater zeigte sich noch immer als der Schütze, von dem man sich in Rimgarth erzählt. Und auch Naneth und ich trugen unseren Teil bei. Mehrere der Angreifer wurden verwundet,

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