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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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waren noch nicht weit geritten, als ein Reiter auf sie zuhielt und Lothiel erklärte, sie möge ihm zur Spitze des Zuges folgen, denn Fürst Sundan wolle sie sprechen. Rochon nickte ihr zu und sie folgte dem Mann.
    Sundan war ein großer, kräftig gebauter Mann, dem sein schwarzer Bart ein strenges Aussehen gab.
    »Lothiel, Euch zu Diensten.« Sie verneigte sich, wie es sich gehörte.
    »Ich freue mich, dich kennenzulernen. Wenn ich mich nicht täusche, musst du das Mädchen sein, von dem man mir berichtete, als ich noch auf meiner Burg im Süden weilte.«
    »Wieso solltet Ihr dort von mir erfahren haben?«
    »Es muss inzwischen etwa drei Wochen her sein, da kam einer meiner Vasallen zu mir. Man hatte ihm zugetragen, es habe einen Angriff auf Rimgarth gegeben und ein Heer sei auf dem Weg nach Iden. Herr Boto, denn er war es, der zu mir kam, hatte diese Nachricht von einem jungen Mann aus einem seiner Dörfer erfahren. Dieser berichtete von einem hübschen Bauernmädchen auf einem prächtigen Pferd, dass von Osten her in das Dorf geritten kam. Sie sah müde aus, als habe sie einen weiten Weg hinter sich, und doch brannte in ihren Augen ein Feuer und sie war voll Tatendrang, hielt sie sich doch nicht länger auf als nötig und ritt weiter, um Iden vor der Gefahr zu warnen. Wenn ich bisher noch gezweifelt hätte, ob dieses Mädchen dasselbe ist, von dem mir Amrun erzählt hat und von dem es in unserem Heer heißt, keinen Mann müsse der Feind mehr fürchten als eben dieses Mädchen, dann bin ich mir nun, da ich dich sehe, meiner Sache gewiss.«
    »Ihr habt recht, Herr. Ich kam durch dieses Dorf. Und ich bin froh, dass die Botschaft von dort an Euer Ohr gelangte.«
    »Ja, bei Tyaro, das war ein Segen. Ich schickte Boten in die benachbarten Fürstentümer und Grafschaften, sandte die Nachricht meinem Lehnsherrn, dem Hochfürsten Harad, und bereitete mich selbst darauf vor, nach Iden zu ziehen. Erst als ich die Stadt mit meinen Mannen längst erreicht und die südlich gelegenen Gebiete unter meine Kontrolle gebracht hatte, bekam ich die Botschaft Araniels und hörte wieder von deinen Taten. Wenn wir letztlich siegreich sind, so ist das deiner Tapferkeit und Umsicht zu verdanken, denn weder Marcon noch ich hätten zu diesem Zeitpunkt eine solche Streitmacht aufbieten können, wäre deine Warnung nicht so früh zu uns gelangt. Wenn du also einen Wunsch hast, den ich dir erfüllen kann, zögere nicht, ihn zu äußern.«
    »Ich danke Euch, Herr. Noch ist der Feind nicht geschlagen und der Ausgang der nächsten Schlacht ungewiss. Niemand kann mir meine Eltern zurückholen. So ist es der höchste Wunsch, den man mir erfüllen kann, die zu richten, die sie mir genommen haben. Dazu braucht es den vollständigen und endgültigen Sieg über den Mann, der für diesen heimtückischen Feldzug die Verantwortung trägt. Ihr seht, Ihr helft bereits, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Daher kann ich Euch nur bitten, all Eure Kraft und Euer Geschick in dieses Unterfangen zu stecken und nicht nachzulassen, bis das Ziel erreicht oder der Untergang nicht mehr abzuwenden ist.«
    »Du bist ein erstaunliches Mädchen.« Sundan wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun. Doch ich verspreche, alles daran zu setzen, das Unrecht, das man dir angetan, zu sühnen. Vielleicht verschafft es deinem Herzen Raum für glücklicheres Sehnen. Bis dahin sehe ich meine Schuld nicht als beglichen an.«
     
    Die nächsten Tage brachten wenig Veränderung. Wie eine überlange gefährliche Schlange zog sich das Band der Reiter über die Oststraße. Einige Männer sicherten den Zug nach vorn ab. Oft ritt Magor mit ihnen. Immer wieder trafen sie auf kleine Patrouillen der Fremdländer, doch keine von ihnen hatte Gelegenheit, von der heranrückenden Gefahr zu berichten. Hinter den Smahibergen fanden sie die Dörfer verlassen und geplündert vor.
    Lothiel hielt sich die meiste Zeit bei Rochon. Zwar vermisste sie die Plaudereien mit Selldur, doch sie fühlte sich in seiner Nähe zunehmend unwohl. Sie meinte, ständig seine Blicke auf sich gerichtet zu spüren, und das störte sie. In vielen seiner scheinbar zwanglosen Äußerungen vermutete sie versteckte Andeutungen. Und es war ihr kaum möglich, ihm aus dem Weg zu gehen, denn er wich ihr so gut wie nie von der Seite.
    Rochon schien das zu bemerken, denn er flüsterte ihr einmal zu: »Er will dir nichts Böses, Lothiel.«
    Sie seufzte und antwortete: »Ich weiß.«
    Von da an

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