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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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allerdings wunderliche Neuigkeiten. Doch ich danke Euch dafür.«
    »Wenn ich Euch sonst mit etwas dienen kann? Sicher seid Ihr im Palast noch immer willkommen.«
    »Bemüht Euch nicht. Ich bin gut untergebracht.«
    Sie bedankte sich noch einmal bei dem Wachmann und ging langsam, doch innerlich aufgewühlt zum Markt zurück.
     
    Am Abend nahm Lothiel Selldur beiseite. »Ich bin froh zu sehen, welch liebevolle Familie du hast. Und es ist schön, euch wieder vereint zu wissen. Nun kehrst du heim. Denn die Heimat ist dort, wo man Familie hat.«
    »Und auch du kannst nun wieder von Heimat sprechen. Meine Leute haben dich sehr gern und in unserem Dorf wird es dir gefallen.«
    »Das würde es sicher. Vielleicht eines Tages. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich werde dich nicht begleiten.«
    Selldur sprang auf. »Warum nicht? Wenn du bleibst, bleibe ich auch! Wenn ich auch nicht verstehe, was dich hier hält. Sicher, die Stadt ist schön und aufregend und …«
    »Ich bleibe nicht.«
    »Aber wo willst du hin?«
    »Nun, da ich meinen besten Freund in Sicherheit weiß, sorge ich mich um die, die ich zurückgelassen habe. Wenn Magor mich braucht, will ich ihm zur Seite stehen, wie er es für mich getan hat. Welche Hoffnungen Istyar auch immer in mich setzt, ich will sie nicht enttäuschen. Auch Königin Araniel hat viel für mich getan. Ich bin es meinem Herrn, dem Grafen, schuldig, der sich selbst dem Befehl der Königin widersetzte, um sein Land zu befreien. Ihm folgte seine Tochter, die sich so selbstlos um mich kümmerte. Rochon zerrisse das Herz, wenn ihr etwas geschähe. Und ihn vermisse ich, das weißt du.«
    »Aber …« Selldur schluckte. »Aber das hieße … Wolltest du nicht dem Morden den Rücken kehren?«
    »Ich habe bis eben mit mir gerungen. Wenn es einen friedlichen Weg gäbe, den ich beschreiten könnte, ohne die Menschen, die mir wichtig sind, und das Land, in dem sie leben, im Stich zu lassen, würde ich ihn gehen.«
    Selldur suchte in ihren Augen. Dann drehte er sich weg. Er verbarg sein Gesicht unter den Händen, doch schließlich wandte er sich mit feuchtem Blick wieder Lothiel zu. »Wenn du entschlossen bist, diesen Weg zu gehen, werde ich dir folgen!«
    »Nein! Dein Platz ist hier. Du bist zu deiner Familie zurückgekehrt. Nun soll sie dich nicht wieder an den Krieg verlieren.«
    »Mein Platz ist bei dir! Ich werde gleich mit Mutter darüber sprechen.«
    Er ließ sie stehen. Lothiel sah, wie er auf Sawen einredete. Bald brach sie in Tränen aus. Selldur war stur. Lothiel würde ihn nicht überzeugen können.
    Sie hätte sich gern verabschiedet. In tiefster Nacht holte Lothiel den armen Sogo aus dem Schlaf, um bei ihm für ein paar Nod Wegzehrung zu erstehen. Eines der noch immer prall gefüllten Münzsäckchen hatte sie für Selldur und seine Familie zurückgelassen.
    Auch den Torwächter musste sie bezahlen, damit er sie in der Nacht aus der Stadt herausließ. Als sie auf der Brücke über den Pann ritt, beugte sie sich vor und flüsterte Carroch ins Ohr: »Nun sind wir wieder nur zu zweit. Aber diesmal geht es für dich nach Hause.«
     
    Lothiel kam gut voran. Carroch genoss die Bewegung und sie musste sich diesmal auf der Oststraße keine großen Sorgen machen. In den Dörfern und Städten nahe Arminas gingen die Menschen wieder ihren täglichen Geschäften nach. Dennoch war Lothiel auf der Hut, denn sie hatte gelernt, dass man sich in Kriegszeiten nicht nur vor dem Feind in Acht nehmen musste. So war sie froh, als sie auch Enteri hinter sich gelassen hatte und die Smahi Einsamkeit versprachen. Tatsächlich kamen noch nicht viele Händler von Iden herauf. Sie erreichte die Stadt am frühen Abend des vierten Tages und als sie über die Bhalbrücke ritt, sah sie die Boote im Hafen und eines, das den Fluss heraufkam.
     
    Als sie am siebten Tag den Weg zum niedergebrannten Hof ihrer Eltern passierte, konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. So war sie froh, dass sie kurz darauf Ablenkung fand, denn am Abend traf sie in Waldruh auf die Fußtruppen des königlichen Heeres, die sich für den letzten Tagesmarsch zur Grenzfeste rüsteten. Sie erfuhr, Rimgarth sei bereits seit einigen Tagen von den berittenen Truppen der Königin umzingelt, doch man habe noch keinen Weg ins Innere der Feste gefunden.
    Lothiel hielt sich nicht auf, bestieg am andern Morgen das Pferd und ritt voraus. Noch weit vor dem Mittag erreichte sie die Grenzfeste.
    Nie war ihr der Anblick der starken Mauern und

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