Das Laecheln der Menschen
vorzudringen.
Dann wollte er sich mit der Zunge über die Lippen fahren, und als auch das nicht ging, durchzuckte ihn zum ersten Male heißer Schrecken.
Irgendetwas in seinem Hinterkopf begann dumpf und gleichmäßig zu pochen und verbreitete einen sich in Wellen ausbreitenden scharfen Schmerz, der aber genauso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war.
Er war bis jetzt so mit diesen Eindrücken beschäftigt, dass ihm erst nach einiger Zeit die absolute Stille auffiel. Nicht das geringste Geräusch konnte er ausmachen. Selbst nicht das leise Rauschen in den Ohren, das er sonst immer wahrgenommen hatte, wenn es völlig still um ihn gewesen war. Auch die Stille war so absolut und vollkommen wie die Dunkelheit.
Für seine Sinnesorgane hatte er nicht das geringste Gefühl, nicht einmal seinen Körper konnte er auf irgendeine Weise wahrnehmen. Nur denken konnte er, was für ihn auch der einzige Anhaltspunkt dafür war, dass er überhaupt existierte.
Dann pochte wieder irgendetwas in seinem Gehirn, stetig und gleichmäßig wie bei einer chinesischen Folter. Wie Tropfen aus einem undichten Wasserhahn war dieses Pochen und machte ihn nach einer Weile halb verrückt.
- Poch - poch - poch -
Er glaubte bald wahnsinnig werden zu müssen, wenn dieses Pochen noch lange andauern sollte. Sehnsucht und Verlangen nach irgendeinem wirklichen Geräusch überkam ihn, und ihm was es völlig egal, um was für ein Geräusch es sich handeln mochte, Hauptsache, es war ein hörbarer Laut. Doch um ihn herum war nur Stille, atemlose, bedrohliche Stille, die sich wie ein undurchdringlicher Käfig um ihn gelegt hatte. Seine Gedanken rasten wie wild und suchten verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser schrecklichen Lage.
Als er dann unvermutet die Stimme "hörte" , überschwemmte ihn eine Welle nie gekannter Glücksempfindung und grenzenloser Erleichterung. Er was nicht allein!
Er versuchte erst gar nicht zu ergründen, warum er die Stimme im eigentlichen Sinne nicht wirklich HÖRTE, sondern nur in seinem Gehirn wahrnehmen konnte. Die Stimme ertönte IN IHM , in seinem Kopf, genauso wie das stetige Pochen. Aber das war ihm in diesem Moment völlig gleichgültig.
"Herr Perlan, hören Sie mich?" hörte er jemanden sprechen, "Herr Perlan, wenn Sie mich verstehen können, dann antworten Sie mir bitte!"
"Ja, ... ich ... ich kann Sie verstehen," versuchte er zu sagen, doch seine Worte blieben nur Gedanken.
Aber diese Gedanken schienen dem Fremden schon zu genügen, denn gleich darauf vernahm er ein Seufzen oder Aufstöhnen, das ihm allerdings merkwürdig leblos, monoton und irgendwie automatenhaft vorkam. Tausend Fragen schwirrten in seinem Kopf herum, wurden jedoch durch die geisterhafte Stimme verscheucht wie ein Vogelschwarm von einem Böllerknall.
"Nicht so schnell, Herr Perlan! Wir können Ihre Signale sonst nicht mehr decodieren."
"Wo bin ich?" dachte er. Diesmal versuchte er erst gar nicht zu sprechen, sondern dachte seine Worte ganz einfach, wobei er sich wunderte, wie einfach und leicht das eigentlich war.
"Können Sie sich an nichts erinnern?" fragte die Stimme.
"Nein, -- oder -- halt, doch!!"
Für einige Sekunden war ein Bild vor seinem inneren Auge aufgestiegen: eine junge Frau mit lachendem, sinnlichem Mund und hellen, fröhlichen Augen. Kastanienbraunes Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern.
Dann wusste er auch den Namen der Frau.
Annette ... natürlich! Wie konnte er das vergessen? Seine liebe Annette, seine lachende Annette, die fröhlich wie ein Kind sein konnte. Annette war doch seine Frau!
"Wollen Sie mit Ihrer Gattin sprechen?" vernahm er wieder die Stimme.
"Ja, bitte. Wo bist du, Annette?"
Sekunden später hörte er ein merkwürdiges Geräusch, das er als Schluchzen oder Weinen interpretierte, obwohl es fremd und maschinenhaft klang.
Aber das konnte doch unmöglich Annettes Stimme sein! Sie hatte doch eine viel schönere, weichere Stimme, nicht so eine -- Blechstimme!
"Gerd...," hörte er sie Sekunden später flüstern und wusste irgendwie, dass es wirklich seine Frau war, die jetzt zu ihm sprach.
"Annette! Wo bist du? Warum kann ich dich nicht sehen?" schrien seine Gedanken in wilder Panik, doch es kam keine Antwort. Nur das stetige Pochen in seinem Gehirn war zu vernehmen und schien ihn geradezu zu verhöhnen.
Eine Weile war es still, dann meldete sich die Stimme des Fremden zu seiner Erleichterung wieder: "Ihre Frau hatte leider einer Nervenzusammenbruch. Sie ist jetzt nicht in
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