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Das Laecheln der Menschen

Das Laecheln der Menschen

Titel: Das Laecheln der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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der Lage, mit Ihnen zu sprechen!"
    "Aber warum denn? Was ist denn überhaupt los? Was ist mit mir passiert?" schrie er mit seinen Gedanken.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er eine Antwort bekam.
    "Sie hatten einen schweren Unfall," erklärte der Unbekannte, und im selben Moment erinnerte sich Gerd Perlan wieder ...
     
Er sah sich mit seinem Wagen zur Arbeit fahren. An diesem Morgen war er etwas spät dran gewesen und musste sich deshalb ziemlich beeilen. Den schweren Transporter, der ihm beim Überholen entgegengekommen war, hatte er viel zu spät gesehen. Er wusste nur noch, dass das tonnenschwere Fahrzeug rasend schnell auf ihn zugekommen war, immer größer werdend und dann - nichts mehr.
    "Was ist mit mir passiert?" wollte er wissen.
    "Bitte, Herr Perlan, Sie müssen jetzt vor allem ganz ruhig bleiben. Sie dürfen sich auf gar keinen Fall aufregen."
    "Sagen Sie mir endlich die Wahrheit!" verlangte er.
    "Nun ...", begann der Unbekannte zögernd, "als wir Sie endlich aus Ihrem Wagen herausgeschnitten hatten, war von Ihrem Körper nicht mehr viel übrig. Sie hatten höchstens noch eine halbe Stunde zu leben. Da entschlossen wir uns zu einem Versuch, der einzigen Möglichkeit, Ihr Leben zu retten."
    "Was für ein Versuch?"
    "Wir haben Ihr Gehirn entnommen und in eine Nährlösung gebettet. Sie sind jetzt an eine Maschine angeschlossen, die Sie oder vielmehr Ihr Gehirn am Leben erhält. Gleichzeitig zeichnet ein Computer Ihre Gehirnströme als digitale Signale auf und übersetzt sie in unsere Sprache. So ist es uns möglich, Sie zu verstehen. Umgekehrt wird unsere Sprache in elektrische Impulse umgewandelt und an Ihr Gehirn weitergegeben, sodass Sie uns verstehen können. Nur so können wir überhaupt miteinander kommunizieren."
     
Nur langsam wurde ihm die Tragweite dieser Erklärung bewusst:
    Man hatte ihn in ein Monstrum verwandelt; er war nur noch ein Klumpen grauer Hirnmasse ohne einen Körper. Er war gar kein menschliches Wesen mehr!
    Wie sollte er in Zukunft sehen, riechen, schmecken, hören und all die Dinge tun können, die er immer gern getan hatte? Wie konnte er so leben? Das war ja eine schlimmere Existenz als die eines völlig Gelähmten!
    "Wie konnten Sie so etwas mit mir machen?"
    "Wir konnten Sie leider nicht fragen, und es kam auf jede Sekunde an."
    "Nein! Das kann ich nicht ertragen! Warum haben Sie mich nicht sterben lassen? Warum haben Sie mir das angetan?"
    "Bitte, Herr Perlan," antwortete die Stimme, "Wir werden Sie jetzt erstmal allein lassen, damit Sie sich beruhigen können. Ich verstehe, dass Sie jetzt noch schockiert sind. Aber wenn Sie den ersten Schreck überwunden und sich erstmal an Ihren jetzigen Zustand gewöhnt haben, sieht alles schon ganz anders aus."
    Dann wurde es still bis auf das nervtötende Pochen, und er wusste, dass er allein war.
    Langsam kamen seine rasenden Gedanken zur Ruhe. Er wurde gefasster und begann logischer zu überlegen.
    Nein! So wollte er auf keinen Fall weiterleben. Leben? So konnte man das wohl kaum noch nennen. Das war doch nur noch ein reines Dahinvegetieren!
    Nein ... es musste doch möglich sein, diesem Martyrium zu entkommen. Irgendwie musste das doch gehen!
    Er hatte mal in einem Buch über Parapsychologie gelesen, dass die Gedanken und der Wille eines Menschen sogar feste Materie bewegen könnte, wenn man völlig darauf konzentriert war und sich geistig von seinem Körper löste. Und er war ja im wahrsten Sinne des Wortes losgelöst von seinem Körper! Alles, woraus er noch bestand, waren Gehirn, Gefühle und Gedanken.
    Vielleicht reichte die Kraft seines Willens aus!
    Er konzentrierte sich auf die Drähte und Leitungen, die er irgendwie spüren konnte, und stellte sich vor, wie sie abgerissen wurden.
    Er wollte, dass sie abrissen!
    Und tatsächlich reichte die Kraft seines Geistes und seines Willens aus zu dieser letzten, verzweifelten Anstrengung aus. Dann umfing ihn das absolute Nichts - er hörte auf zu existieren ...
    Als der Arzt zurückkam, seinen Computer einschaltete und einen Satz an ihn richtete, den der Rechner in elektrische Impulse umwandelte und an das Gehirn weitergab, kam keine Antwort mehr.
    Das Gehirn Gerd Perlans schwamm kalt und leblos, von abgerissenen Kabeln und Schläuchen umgeben, in der blassgrünen Nährflüssigkeit.
    Eine kleine Luftblase löste sich vom Boden des Beckens und trieb immer schneller werdend an die Oberfläche, wo sie lautlos zerplatzte ...
     
Ende
     
     

Müll abladen verboten!
     
Ich will nicht

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