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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gegangen, doch dann hatte ihr Martyrium begonnen. Drei Monate hatte sie auf Norderney verbracht. Es waren drei Monate des Leids, der Erniedrigung und des Schmerzes geworden. Man hatte sie geschlagen, sie gefesselt, mehrfach vergewaltigt und in einen Kellerraum gesperrt. Vor allem der Lebensgefährte der Glasic hatte sich bei den Misshandlungen besonders hervorgetan. Doch auch der Freund des Dänen, ein Russe mit dem Vornamen Fjodor, hatte sich an der Tat beteiligt. Eines Tages habe man sie dann in den Kofferraum eines Wagens gesteckt, ihre wenigen Habseligkeiten dazu geworfen und sei mit ihr losgefahren. Sie habe Todesängste ausgestanden. Doch dann habe der Wagen gehalten. Sie habe gehört, wie die beiden Männer, der Däne und der Russe, ausstiegen waren und davongingen. Mit einem Schraubenzieher war es ihr schließlich gelungen, den Kofferraum zu öffnen. Auf irgendeinem Rasthof hatten sie gestanden. Nadja hatte ihre Sachen geschnappt und sich hinter den Büschen versteckt, bis die beiden lachend und feixend wieder zurückgekehrt und einfach – ohne zuvor in den Kofferraum zu schauen – davongebraust waren.
    Zwei Tage lang habe sie sich durchgeschlagen und sei schließlich in Bremen gelandet. Bei einer Russin, die sie getroffen hatte, sei sie untergekommen. Sie wollte wieder zurück nach Hause, nach Kalinin. Doch wie sollte sie das anstellen, vollkommen ohne Geld? Dann habe ihre Bekannte ihr den Job als Tänzerin im Club 19 vermittelt. Die einzige Möglichkeit für sie, an eine Fahrkarte nach Russland zu kommen.
    »Und warum hat sie keine Anzeige erstattet?«, fragte Till.
    »Wie denn, sie war alleine und außerdem hatte sie Angst. Sie war sich sicher, dass die beiden Männer vorhatten, sie zu töten.«
    »Wir brauchen eine offizielle Vernehmung von ihr«, sagte Monika Sander.
    »Ich werde sehen, ob ich sie dazu bringen kann«, antwortete Michalek. »Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass sie zurück nach Russland fährt. Das sagen zwar alle, die von uns hopsgenommen werden. In ein paar Wochen läuft ihr Visum ab und dann taucht sie unter. Das ist nun einmal so. Wenn sie irgendwann bei einer Kontrolle entdeckt wird, nimmt man sie fest und schiebt sie über Polen nach Russland zurück. Aber bis dahin bleibt es nicht nur beim Tabledance. Bis dahin verdient sie ihren Unterhalt auf dem Strich, wie alle.«
    Monika lief ein kalter Schauder über den Rücken. »Trotzdem. Wir brauchen ihre Aussage mit Brief und Siegel.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, aber bis es zur Anklageerhebung gegen eure Kunden kommt, ist sie längst schon über alle Berge«, sagte Michalek.
    »Das ist egal, aber wir haben dann endlich etwas gegen die Glasic in der Hand und können uns bei ihr einmal genau umsehen«, entgegnete Till Schreier.

27
    Es waren die gleichen grünlich getünchten Gebäude, der gleiche leblose Rasen und die gleiche bedrückende Stimmung wie damals, vor einem Jahr, als Trevisan schon einmal den kleinen Fußweg zwischen dem lang gestreckten Wohnheim und der Kapelle entlanggegangen war. Im letzten Jahr hatte er den Wangerland-Mörder gejagt. Kaum ein Jahr später war er nun wieder hier in der Psychiatrischen Landesklinik in Oldenburg, und wieder hatte ihn ein Kriminalfall hergeführt.
    Diesmal war alles menschenleer. Wie ausgestorben wirkten die weiten Flächen. Er schaute auf seine Uhr. Ein paar Minuten nach zehn. Doktor Dremel würde bestimmt schon auf ihn warten.
    Dietmar Petermann stapfte voran. Er schien keinen Blick für seine Umgebung zu haben und wirkte von der beengenden Atmosphäre unbeeindruckt.
    Gemeinsam betraten sie das Verwaltungsgebäude. Trevisan ging voraus. Er kannte den Weg. Diesmal säumten bunte und fröhliche Bilder an den Wänden ihren Weg durch die langen und hellen Flure. Mit Wasserfarben gemalt. Von den Patienten, mutmaßte Trevisan.
    Doktor Dremel warf einen ungeduldigen Blick auf die große Wanduhr, als Dietmar und Trevisan sein Büro betraten. Offenbar schätze er Pünktlichkeit. Doch seiner freundlich distanzierten Begrüßung war keine Spur Missfallen zu entnehmen. »Ich habe fast schon den Eindruck, dass es Ihnen bei uns gefällt, Herr Trevisan«, spielte er auf den letzten Besuch des Kriminalbeamten an, und bot beiden einen Platz auf der Couch in der Ecke des Büros an.
    Trevisan zuckte mit den Schultern. »Offenbar gibt es in unserer Arbeit sehr viele Berührungspunkte.«
    »Ich habe mir die Akte Gehlers bringen lassen und mich diesmal gut auf Ihren Besuch vorbereitet«, sagte

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